So könnte nachhaltiger Tourismus gelingen

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Österreich,

Lassen sich Nachhaltigkeit und Tourismus überhaupt vereinen? Innsbruck präsentiert vielversprechende Ansätze. Doch es bleibt noch viel zu tun.

René Föger mit Gästen.
Hotelier René Föger mit Gästen - zVg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Reiselust und Wetterextreme – der Sommer 2022 war voller Gegensätze.
  • Tourismus und Nachhaltigkeit zu vereinen, ist eine schwierige Aufgabe.
  • Innsbruck verfolgt vielversprechende Ansätze.

René Föger ist sich bewusst: Die paar Tonnen CO2, die er mit seinem Betrieb einspart, machen es nicht aus. «Aber unsere Chance ist es, die Gäste zu sensibilisieren», sagt der Chef des Hotel Stern in Obsteig nahe bei Innsbruck.

Der «Stern» machte als erstes klimaneutrales Hotel in Österreich von sich reden.

Umgestellt hat Föger 2011, als der einzige Skilift im Ort ausgemustert wurde. Zuerst reduzierte Föger den Stromverbrauch mittels verschiedener Massnahmen pro Übernachtung um 30 Prozent.

Und den CO2-Verbrauch von 12,53 auf 7,59 Kilogramm. 90 Prozent der Wärme im «Stern» wird heute durch heimische Hackschnitzel erzeugt.

Anreise mit ÖV wird belohnt

Und jeder zehnte Gast reist inzwischen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Damit wird er von Föger mit einem Rabatt von fünf Prozent auf den Zimmerpreis belohnt.

Föger ist überzeugt: «Nachhaltigkeit wird künftig ein Grundbestandteil eines jeden Tourismusbetriebes sein.»

Umbrüggler Alm im Naturpark Karwendel.
Ausblick von der Umbrüggler Alm im Naturpark Karwendel. - zVg.

Neo-Ökologie statt Nachhaltigkeit

Das würden wohl auch die Verantwortlichen von Tirol Werbung und Innsbruck Tourismus unterschreiben. Doch statt von Nachhaltigkeit sprechen sie lieber von neo-ökologischem Tourismus. Auch weil der Fokus ein anderer ist.

Neo-Ökologie beschreibt den gesellschaftlichen Veränderungsprozess hin zu einem Ressourcen-effizienten, nachhaltigen Wirtschaften. Eine wichtige Rolle spielen dabei technologische Innovationen.

Skifahren ohne künstlichen Schnee

An der Nordkette, der beeindruckenden Gebirgskette in Innsbruck, haben sie diesen Wandel unlängst in die Wege geleitet. Sie geben sich mit drei Pisten zufrieden, auf künstlichen Schnee verzichten sie komplett und dies ganz bewusst.

Wer hier seine Schwünge zieht, muss eh ein überdurchschnittlich guter Skifahrer sein. Mit einem Gefälle von 75 Prozent zählt die Nordkette zu den steilsten Skigebieten Europas. Zudem ist sie Teil des Naturparks Karwendel, Österreichs grösstem Naturpark.

Gute Erschliessung bringt auch Nachteile

Die Nordkette ist bei Einheimischen und wie Touristen beliebt. Dies hängt unter anderem mit ihrer guten Erschliessung zusammen. Von der Talstation der Hungerbahn ist man in 32 Minuten auf der Hafelekarspitze auf 2334 Metern über Meer.

Die Nordkette bei Innsbruck.
Die Nordkette bei Innsbruck. - zVg.

Toni Heufelder, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Parks, bereitet dies nicht nur Freude. Wanderer lassen öfters ihren Abfall liegen und Biker bauen illegale Trails. «Es gibt verschiedene Arten von Rindviechern», sagt er.

Auch die Thymusdrüse schmeckt, nicht nur das Filet

Im Restaurant «Die Wilderin» in Innsbrucks Altstadt kennen sie sich mit der Zubereitung von vierbeinigen Rindviechern aus. Hier wird noch das ganze Vieh verwertet.

So gibt es nicht jeden Tag Filet, sondern auch mal die Thymusdrüse oder Milke, wie sie ebenfalls bezeichnet wird. Schmeckt hervorragend.

Nachhaltiger Genuss bei der Wilderin.
Nachhaltiger Genuss bei der Wilderin. - zVg.

Auf Regionales setzt auch die Faktorei. Auf ihrer Webseite gibt das Boutiquehotel an Innsbrucks Postkartenmeile eine Übersicht über ihre Lieferanten. Das hat Charme – in jeglicher Hinsicht.

Expertin sieht grossen Handlungsbedarf

Andrea Dietl ist sozusagen das ökologische Gewissen von Tirol. Sie berät Tourismusbetriebe bei der Erarbeitung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und begleitet sie bei der Umsetzung.

Sie macht in Innsbruck viele gute Ansätze aus. Doch letztlich geht ihr vieles noch nicht zu wenig weit.

Grossen Handlungsbedarf macht sie beim Heizen, der Mobilität und dem Essen aus. Die Tourismusbranche, so Dietl, müsse die Wachstumsfrage anders stellen: «Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen soll wachsen und nicht die Zahl an Pools auf dem Dach.»

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