Achtung Giftköder! So schützen Sie Ihren Hund
Giftköder versetzen Hundebesitzern in Angst und Schrecken. Um den Hund zu schützen, kann man ihn trainieren. Und: Nicht jede Warnmeldung ist wahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Hundeschulen bieten Anti-Giftköder-Trainingskurse für Hunde an.
- Auch wenn Warnungen vor Giftködern nicht immer stimmen, können Strategien sinnvoll sein.
- Impulskontrolle, Rückruf, Tauschgeschäfte: Es gibt viele nützliche, praktische Methoden.
Unter Hundehaltern grassieren immer wieder Warnungen vor Giftködern.
Meldungen wie «Hundeköder mit Rasierklinge entdeckt», «Hund frisst vergiftetes Brot und muss eingeschläfert werden» oder «Welpe frisst Giftköder» machen rasch die Runde von Handy zu Handy.
Vielen Hundebesitzern wird dabei flau im Magen.
«Wie häufig Giftköder ausgelegt oder von Hunden gefressen werden, wird leider nirgendwo erfasst», sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Und es ist auch unbekannt, wie viele der Giftköder-Meldungen überhaupt stimmen – und wie häufig Hundehalter grundlos in Angst und Schrecken versetzt werden.
Hundetrainerin Franziska Herre ist bei diesem Thema skeptisch. «Ich teile nur bestätigte Meldungen», sagt sie.
Schliesslich kann jeder irgendetwas fotografieren, dieses als «Giftköder» bezeichnen und zusammen mit einem warnenden Text in die digitale Welt entlassen.
Damit hätten Menschen, die Hund und Halter aus einem bestimmten Gebiet vertreiben wollen, ohne grossen Aufwand ihr Ziel erreicht. Meldungen, die in den sozialen Medien grassieren, sind häufig von offizieller Seite nicht bestätigt.
Hundehalter sollten nur bestätigten Fällen trauen
Eine Warn-App auf dem Handy ist zwar nützlich, doch sollte man nicht jedes Mal in Panik verfallen, wenn es eine Warnung gibt. Liegt die Giftköderwarnung auf Ihrem Spazierweg, gehen Sie am besten selbst hin und schauen sich die Situation an. Falls noch nicht getan, können Sie den vermeintlichen Giftköder gleich entfernen. Suchen Sie die Stelle nach weiteren verdächtigen Ködern ab.
Bei einer Giftköder-Warnung können Sie dem Hund beim Gassigang auch jederzeit einen Maulkorb aufzuziehen, sodass er nichts fressen kann.
Laut Tierschutzbund handelt es sich bei Giftködern zum Beispiel um Würstchenstücke, in denen Rasierklingen, Nadeln, Reisszwecken oder giftige Substanzen – etwa Schneckenkorn – untergemischt wurden.
«Manchmal sind die ausgelegten Köder gar nicht für Haustiere gedacht, sondern sollen andere Tiere wie Ratten oder Mäuse schädigen», sagt Schmitz.
Vergiften könnten sich Hunde auch bei der Aufnahme von Schokolade, zuckerfreien Kaugummis, Haushaltsreinigern oder giftigen Pflanzen.
In vielen Hundeschulen werden längst Anti-Giftköder-Trainingskurse angeboten, so auch bei Franziska Herre. Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren gestiegen.
«Eine hundertprozentige Versicherung, dass nichts passiert, ist ein solches Training nicht», gibt sie zu. «Aber es verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund einen Köder frisst.»
Mit dem Training schon im Welpenalter beginnen
Am besten wird mit dem Training im Welpenalter begonnen, das Zauberwort heisst wie so oft in den Hundeschulen «Impulskontrolle».
Schon die jungen Hunde sollen lernen, auf einen Impuls – etwa ein verlockendes Leckerli in Reichweite – nicht sofort zu reagieren, sondern abzuwarten. So entwickeln sie Nervenstärke.
Laut Herre gibt es mehrere Ansätze im Anti-Giftköder-Training. Zum Beispiel wird dem Hund schlicht verboten, überhaupt etwas zu fressen, wenn es ihm nicht ausdrücklich erlaubt wurde.
Um ihm das beizubringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
So wird etwa Futter hingehalten oder fallen gelassen, will der Hund es nehmen, geht die Hand zu oder der Fuss aufs Futter. «Verstanden haben sie das in zwei Minuten, aber dann geht es ans Generalisieren», so die Erfahrung von Herre.
Übung nicht nur einseitig an bestimmten Orten
Denn Hunde lernen sehr ortsbezogen. Wenn sie an einem Ort kein Futter nehmen dürfen, bedeutet das für sie nicht, dass diese Regel überall gilt.
Um ihnen das beizubringen, müssen Besitzer fleissig sein und mit dem Hund in etlichen Alltagssituationen an vielen Orten trainieren.
«Ein häufiger Fehler ist es, aus dem ‹Nein› ein ‹Ja› werden zu lassen», so Herre. So wird dem Hund zum Beispiel verboten, ein Leckerli aus der Hand zu nehmen.
Ist er daraufhin artig, bekommt er jedoch genau dieses Leckerli.
Herre rät dringend, den Gehorsam des Tieres in solchen Fällen mit anderen Leckerlis aus der anderen Hand zu belohnen. Das Futter, das den Reiz ausgelöst hat, sollte der Hund nie bekommen.
Eine weitere Trainingsmöglichkeit ist der Rückruf. Dazu wird etwa auf eine Wiese Futter gelegt, der Hund rennt hin – und wird noch vor dem Erreichen vom Besitzer zurückgerufen.
Gehorcht der Hund, bekommt er eine grosszügige Belohnung. Zur Sicherheit hat er eine Schleppleine am Geschirr. Sollte er nicht gehorchen, können Besitzer ihn so stoppen.
Hund sollte lernen: Der Tausch lohnt sich für mich
Auch Tauschgeschäfte haben sich bewährt. Dabei lernt der Hund, dass er seinem Menschen etwas geben kann und dafür etwas Tolles bekommt. Trainiert wird dies anfangs mit Sachen, die er nicht sonderlich spannend findet.
Im Tausch bekommt er dafür etwas, das mehr nach seinem Geschmack ist. Hat der Hund gelernt, dass sich ein Tausch für ihn lohnt, gibt er im Ernstfall wahrscheinlich auch einen Giftköder her.
Trotzdem kann es zum Ernstfall kommen – beim Verdacht auf eine Vergiftung muss der Hund sofort zum Tierarzt. Allerdings ist die Diagnose nicht immer einfach.
«Je nach aufgenommener Substanz äussern sich Vergiftungen sehr vielfältig», so Lea Schmitz vom Tierschutzbund.
Mögliche Symptome seien Speicheln, Würgen, Erbrechen, teils blutige Durchfälle, Zittern, Schwanken, Unruhe und Hecheln.
Auch Krämpfe, Atemnot, blaue oder sehr blasse Schleimhäute sowie benommenes oder apathisches Verhalten könnten eine Vergiftung anzeigen.
Erbricht sich das Tier, sollten die Besitzer als Erste Hilfe darauf achten, dass die Atemwege frei sind. Bei einem Atemstillstand ist eine Herzdruckmassage sinnvoll:
Dabei wird der Hund auf die Seite gelagert und rhythmisch gegen die linke Brustwand gedrückt. Bei grossen Hunden werden hierfür beide Hände genommen, bei kleinen Tieren reicht eine Hand.