Partner: Tierschutz (noch) nicht im Trend
Ein aktueller VIER PFOTEN-Bericht hat 100 internationale Marken analysiert und schwache Leistungen im Tierschutz aufgedeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Tierschutz spielt in der Mode immer noch eine untergeordnete Rolle .
- Zertifizierte Wolle und Daunen sind Mangelware.
- Es gibt aber auch einige Lichtblicke in der Modebranche.
Das Positive vorweg: 72 Prozent der im VIER PFOTEN-Bericht analysierten Marken verfügen über eine explizite Tierschutzpolitik. Doch das führt bei vielen zu keinen konkreten Verbesserungen. Julia Fischer, Kampagnenverantwortliche Nutztiere und Ernährung bei VIER PFOTEN in der Schweiz sagt: «Obwohl es für die Nachhaltigkeitsstrategie eines jeden Unternehmens wichtig ist, dass mit den für ihre Produktion genutzten Tieren angemessen umgegangen wird, spielt der Tierschutz in der Mode immer noch eine untergeordnete Rolle.»
Glücklicherweise gibt es aber auch einzelne Vorzeige-Marken wie die Schweizer Firma Nikin, die das Wohlergehen von Tieren seit ihrer Gründung im Jahr 2016 ernst nehmen. VIER PFOTEN freut sich daher ungemein, das Lenzburger Label dieses Jahr mit dem erstmals vergebenen ‘Top Scoring PAWSome Brand’-Award auszuzeichnen.
Zertifizierungen sind ein wichtiges Mittel
Global braucht es einen gewaltigen Schritt nach vorne seitens der Branche, bevor sich die Konsumentinnen und Konsumenten unbeschwert in flauschige Strickwaren und Daunenjacken kuscheln können. Denn während der Anteil an zertifiziertem Mohair (27 Prozent) und Kaschmir (sieben Prozent) weltweit steigt, machen zertifizierte Wolle und Daunen weniger als fünf Prozent des weltweiten Angebots aus.
Solche Tierschutzzertifizierungen sind unabdingbar, um die Risiken tierquälerischer Praktiken in Lieferketten zu mindern, etwa bei der Verstümmelung von Lämmern in der Wollproduktion (dem sogenannten Mulesing) und beim Lebendrupf von Gänsen in der Daunenproduktion.
«Tierschutzzertifizierungen sind ein wichtiges Mittel, um Lieferketten für tierische Materialien angemessen zurückverfolgen zu können, und in den meisten Fällen der beste Weg, um zu gewährleisten, dass Mindeststandards für das Wohlergehen der Tiere eingehalten werden», sagt Julia Fischer. Denn nicht zuletzt bergen die kommerzielle Ausbeutung von Tieren für die Mode und der Handel mit Wildtieren unkalkulierbare Risiken für die öffentliche Gesundheit.
400 Modemarken gegen Mulesing
Der neue VIER PFOTEN-Bericht deckt auf, dass beinahe jede fünfte der untersuchten Modemarken immer noch Materialien verwendet, die von Wildtieren stammt. Immerhin ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang der Pelzproduktion und des Pelzverbrauchs zu beobachten: Drei von sieben Marken, die 2021 noch Pelz verwendeten, sind inzwischen pelzfrei.
Ebenfalls erfreulich ist die Positionierung vieler Modemarken gegen Mulesing. Führende Marken wie Adidas, Hugo Boss oder Mara Hoffman haben einen offenen Brief von VIER PFOTEN unterzeichnet, worin sie ihr Engagement bekräftigen, bis 2030 nur noch Merinowolle aus artgemässer Haltung zu beziehen. Viele Marken sind gar noch einen Schritt weiter: Bereits mehr als 400 internationale Modemarken haben sich öffentlich gegen grausam hergestellte Merinowolle ausgesprochen und verfügen offiziell über eine Anti-Mulesing-Richtlinie. Ein Lichtblick für die australischen Schafe!