Tierschutz: Was tun, wenn das eigene Tier ausser Kontrolle gerät?

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Nicht immer verstehen sich Halter und Haustier gut. Wenn Ihnen die Kontrolle entgleitet, sollten Sie sich professionelle Hilfe beim Tierschutz suchen.

Tierschutz
Wenn das Tier nicht so will, wie man es will, hilft oft ein Tierflüsterer. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei schwer kontrollierbaren Haustieren helfen sogenannte Tierflüsterer.
  • Oft liegt das Problem an falscher Kommunikation mit dem Tier.

Die Zahl der Haustiere in der Schweiz steigt dem Verband der Heimtiernahrung rasant an. Im Jahr 2012 lebten 1'487'000 Katzen und 506'000 Hunde im Land. Zehn Jahre später waren es schon 1'853'000 Katzen und 544'000 Hunde. Mit der Zahl der Tierhalterinnen und Tierhalter allgemein steigt jedoch auch die Zahl der Probleme.

Waren Sie mit Ihrem Haustier schon einmal überfordert?

Hilfe für überforderte Tierbesitzer

Die meisten überforderten Tierhalterinnen und Tierhalter geben ihre Tiere direkt ins Tierheim. 2022 zählten laut der Webseite Tierschutz.com die Schweizer Tierheime und Auffangstationen über 13'000 Neuzugänge, von denen 7019 Tiere sogenannte Verzichttiere waren: Ihre Besitzerinnen und Besitzer trennten sich freiwillig von ihnen.

Tier
Wenn das Tier nicht auf den Halter hört, gibt es Auffangstationen. - Depositphotos

Doch nicht alle möchten sofort aufgeben. Sie lieben ihre Tiere und möchten verstehen, was falsch läuft. Eine Möglichkeit ist es dann, sich Hilfe von einem sogenannten Tierflüsterer zu holen.

Dabei handelt es sich um geschulte Expertinnen und Experten, die sich den Tieren auf psychologischer Ebene näheren. Sie sind oft auch die letzte Rettung, wenn beispielsweise Hundetrainer bereits abgelehnt haben. Viele von ihnen arbeiten auch eng mit dem Tierschutz zusammen.

Die Arbeit der Tierflüsterer

In einer Reportage für das deutsche Fernsehen beschreiben Tierflüsterer ihre Arbeit. Oft sind es Hunde, die andere Hunde angreifen und ständig bellen.

Oder Pferde, die sich nicht reiten lassen wollen. Tierflüsterin Vivian wurde zu einem Pferd gerufen. Es sollte sich wieder ohne Angst reiten lassen.

pferd
Tierschutz: Wenn sich ein Pferd nicht reiten lassen will, liegt es oft am Halter und nicht am Tier. (Symbolbild) - keystone

Der Schimmel scheute schon, wenn er auch nur den Sattel aus der Nähe sah. Die Tierflüsterin versuchte es dann zunächst mit Entspannungsübungen.

Über Wochen hinweg nahm sie dem Pferd die Angst vor dem Sattel und näherte sich ihm mit einer leichten Decke. So wurde allmählich wieder das Vertrauen hergestellt. In späteren Schritten kamen dann der Sattel und die Besitzerin wieder ins Spiel.

Tierschutz: Falsche Kommunikation schadet Tier und Mensch

Tierflüsterin Vanessa kümmert sich dagegen um Hunde, die ausser Kontrolle geraten sind. In der TV-Reportage ist sie mit dem permanent bellenden, aggressiven Bullmastiff Butch beschäftigt. Er reagiert heftig auf andere Tiere und Menschen. Sie diagnostiziert vor allem Kommunikationsprobleme.

Tierflüsterin Vanessa
Tierflüsterin Vanessa kümmert sich um die schwierigen Problemfälle. - NDR Reportage / ARD

Das Tier muss lernen, auf klare Ansagen zu reagieren. Der Halter oder die Halterin muss hingegen lernen, wie er oder sie richtig mit dem Tier kommuniziert.

Endziel der Arbeit ist es, dass der Hund einen Wesenstest besteht und bei seinem Herrchen und Frauchen bleiben darf. Im Fernsehen gibt es – natürlich – ein entsprechendes Happy End.

Wie findet man einen guten Tierflüsterer?

Da es sich nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt, wird mit dem Begriff entsprechend viel Schindluder getrieben. Gute Tier- oder Hundeflüsterer haben in der Regel eine Ausbildung zum Hundetrainer absolviert oder ein Studium der Tierpsychologie.

Ausbildungen zum Hundetrainer werden von verschiedenen Hundeschulen in der ganzen Schweiz angeboten. Sie sind im Verband Schweizer Hundeschulen organisiert.

Hundeschulen
Hundeschulen bieten oft an, die Tiere entsprechend zu trainieren. - Depositphotos

Erste Anlaufstelle für angehende Tierpsychologen ist die Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltenstraining.

Natürlich führen auch andere Wege zu diesem Beruf. Wichtiger als ein beeindruckendes Zertifikat ist auf jeden Fall viel Erfahrung mit dem jeweiligen Haustier. Positive Referenzen und mehrere Jahre Berufserfahrung deuten auf Kompetenz hin.

Dazu sollte natürlich auch das Bauchgefühl stimmen, wenn Sie dem Tierflüsterer zum ersten Mal begegnen. Empfehlenswert ist ausserdem enger Kontakt zum Tierschutz.

Kommentare

User #1867 (nicht angemeldet)

Habe zwei Dobi s, sind total ausser kontrolle bei facharbeiter. Schlafe sehr gut Euer Eugen

User #2825 (nicht angemeldet)

Ein leidiges Thema, viele fühlen sich berufen, wenigen ist es gegeben. Sie wollen grosse und coole Rassen, können aber nicht mal ein Pudelchen händeln. Zudem denken dann viele ich nehme was einfaches, einen Dackel oder Jack Russell, dann fängt das Theater an. 70% der Hundebesitzer sollten eigentlich keinen Hund haben. Nicht im Griff, keine gerechte Haltung, unterfordert, nicht erzogen, überfordert, gesundheitliche Probleme ... die Liste ist endlos.

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