Tierschutz: So beeinflusst das Einkaufsverhalten das Tierwohl
Beim täglichen Einkauf etwas für den Tierschutz tun? Ja klar! Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten können.
Das Wichtigste in Kürze
- Einem Drittel der Schweizer Bevölkerung ist das Tierwohl beim Einkauf wichtig.
- Trotzdem bleibt der Fleischkonsum konstant.
Meistens lautet die Antwort ja, wenn Menschen danach gefragt werden, ob ihnen der Tierschutz wichtig ist. Doch entspricht das dann auch wirklich der Realität?
Einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2022 zufolge achten 34 Prozent beim Einkauf von Lebensmitteln auf das Tierwohl. Bei Pflegeprodukten und Kleidung waren es immerhin noch ein Viertel mit je 24 beziehungsweise 25 Prozent.
Beim tatsächlichen Einkaufsverhalten sieht es jedoch anders aus: Obwohl die Probleme der Massentierhaltung hinlänglich bekannt sind, geht der Fleischkonsum beispielsweise nicht zurück.
Jeder Schweizer und jede Schweizerin ass im Jahr 2023 statistisch gesehen 50,8 Kilogramm Fleisch. Gegenüber vorher ist sogar die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen gesunken.
Tierschutz geht beim Einkauf ins Geld
Verschiedene Studien und Experimente haben gezeigt, dass der Mensch beim Einkauf zunächst an sich selbst denkt.
So wird das Einkaufsverhalten in erster Linie über den Preis gesteuert. Bioprodukte sind in der Schweiz um bis zu 50 Prozent teurer als konventionelle Produkte, wie das SRF-Magazin «Espresso» ermittelte.
Wer sich für mehr Tierschutz engagieren und nicht ganz auf Fleisch verzichten will, der muss tief in die Tasche greifen: Bioeier sind etwa 33 Prozent teurer als konventionelle Eier, Biomilch sogar 43 Prozent.
Den meisten Konsumenten ist dies jedoch zu teuer. Nur 16 Prozent der Befragten waren bereit, die Hälfte oder noch mehr draufzuzahlen.
Die Hälfte ist mit 20 bis 30 Prozent Aufschlag einverstanden, ein Drittel will für Bioprodukte maximal zehn Prozent mehr bezahlen.
Auf Zertifikate achten
Ein weiteres Mittel, sich für mehr Tierschutz einzusetzen, ist der Kauf zertifizierter Produkte. Dabei handelt es sich meistens, aber nicht immer um Bioprodukte.
Zu den vielen Labels, die von Tierschützern als zuverlässig bewertet werden, gehören Bio Natur Plus, Bio Organic und Demeter.
Dazu kommen die Eigenmarken der grossen Ketten, Coop Naturaplan und Migros Bio. Aldi Suisse nutzt das eigene Nachhaltigkeitslabel Retour aux Sources.
Allerdings sind nicht alle Labels uneingeschränkt empfehlenswert. Dem bei Fischprodukten beliebten Label MSC (Marine Stewardship Council) wird vorgeworfen, das Klima stark zu belasten. Es ist darum auf jeden Fall sinnvoll, Labels online auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen.
Angaben zum Tierwohl in der Schweiz
Bereits seit den 1990er-Jahren fördert der Bund zwei Tierwohlprogramme: BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) und RAUS (regelmässiger Auslauf im Freien). Allerdings sind diese Labels nicht unumstritten.
Erst 2022 kam heraus, dass hinter dem tierfreundlichen Label Optigal von der Migros qualvolle Massentierhaltung von Hühnern steckte.
Fleischkonsum zu reduzieren, ist für viele die beste Wahl
Tierschutz und Fleischkonsum müssen sich nicht ausschliessen. Viel wäre schon damit gewonnen, wenn der Fleischkonsum reduziert wird.
Also lieber nur dreimal pro Woche ein hochwertiges Stück (Bio-)Fleisch statt täglich billige Massenware.
Am einfachsten lässt sich dies zum Beispiel bei Tiefkühlprodukten wie Nuggets umsetzen. Auch kann von Poulet und Fisch auf Gemüse gewechselt werden. Auch Gemüsepfannen und viele italienische Pasta-Gerichte kommen problemlos ohne Fleisch aus.
Andere tierische Produkte lassen sich ebenfalls einfach reduzieren: Der Milchkaffee bekommt mit Mandel- oder Kokosmilch noch einmal ganz neue köstliche Aromen.