Netflix: Eddie Murphy meldet sich in «Dolemite Is My Name» zurück
Das Wichtigste in Kürze
- Rudy Ray Moore war ein Filmproduzent, Schauspieler und Musiker.
- «Dolemite Is My Name» erzählt von einem Stück amerikanischer Kulturgeschichte.
«Dolemite» zählt sicherlich nicht zu den qualitativ hochwertigen Filmen aus dem Jahre 1975. Der Blaxploitation-Vertreter weist trotz seiner handwerklichen Defizite viel Herzblut seitens der Macher auf. Zudem besitzt das unbeholfen wirkende Spiel des Hauptdarstellers Rudy Ray Moore einen schrägen Charme.
Moore kam erst spät in seinem Leben zum Film. Zuvor verdiente er seinen Unterhalt als Sänger und Komiker. Mit der Kunstfigur des schlagkräftigen Zuhälters «Dolemite» schuf er sich ein kleines Denkmal.
Der am 19. Oktober 2008 verstorbene Entertainer hatte diverse berühmte Anhänger. Manche bezeichneten ihn als «Godfather of Rap».
Auch der Berufskollege Eddie Murphy schätzt seine Werke. Die Bewunderung geht sogar soweit, dass Murphy für Netflix in die Rolle von Moore schlüpft.
Vom Komiker zum Schauspieler
«Dolemite Is My Name» zeichnet nicht die ganze Lebensgeschichte nach, sondern springt direkt zu den 1970er-Jahren. Moore verkauft Schallplatten, möchte aber lieber berühmt werden. Als er von einem Wanderarbeiter die Geschichten über eine Person namens «Dolemite» hört, adaptiert er diese kurzerhand für sein Bühnenprogramm.
Seine Witze voller Obszönitäten gepaart mit einer extravaganten Garderobe stossen auf Erfolg. Die folgenden Comedy-Platten werden aufgrund ihrer Anzüglichkeit nicht in offiziellen Läden vertrieben, verkaufen sich aber in Eigenregie wie warme Brötchen.
Nach einem Kinobesuch mit seinen Freunden kommt Moore die Erleuchtung: Wahre Berühmtheit erlangt man auf der grossen Leinwand. Dementsprechend wird schnell eine Filmcrew zusammengestellt, um «Dolemite» ins rechte Licht zu rücken. Der exzentrische Schauspieler D'Urville Martin (Wesley Snipes) soll Regie führen.
Überzeichnete Kunstfigur mit Herz
Der Filmemacher Craig Brewer («Hustle & Flow») zeigt ein warmherziges Bild von einem abgehängten Menschen auf der Suche nach Ruhm. Dabei wechselt Murphy gelungen zwischen Zurückhaltung und Energiebündel hin und her.
Neben ihm zieht Snipes als überkandidelter Inszenator die Lacher auf seine Seite. So kann dieser nur den Kopf über die «Kung-Fu-Künste» seines Hauptdarstellers schütteln. Höhepunkt des absurden Treibens ist eine «sinnliche Liebesszene», welche ordentlich aus dem Ruder gerät.
Die Sprüche bei «Dolemite» sind absichtlich plump. Es wird jedoch klar, dass die Person hinter der überzeichneten Kunstfigur durchaus ein Herz für seine Umgebung besitzt. Den Film besetzt er beispielsweise mit vielen Leuten aus seinem Bekanntenkreis.
Nicht alles an «Dolemite Is My Name» überzeugt. Die dramatischen Elemente sind wenig tiefschürfend ausgefallen. Das Drehbuch hakt brav die konventionellen Stationen eines gängigen Biopics ab.
Kleine Details und Anspielungen auf die damalige Zeit peppen das Ganze dennoch auf. Optisch ragt der Film zusätzlich durch die helle Farbgebung aus dem grauen Einheitsbrei von Netflix heraus.
Netflix und Murphy: Ein gutes Händchen
Der grosse Durchbruch blieb Moore zeitlebens verwehrt. Im Gegensatz weist Murphy abseits der Stand-Up-Comedy eine lange Karriere als Schauspieler auf. «Beverly Hills Cop», «Der Prinz aus Zamunda», «Die Glücksritter» oder «Nur 48 Stunden» gehören zu den Höhepunkten.
Sein Humor verlor während der Neunziger an Biss und die austauschbaren Familienfilme häuften sich. Murphy rückte aus dem Rampenlicht. Erfolge gab es trotzdem, wie die Sprechrolle des Esels in den «Shrek»-Filmen beweist.
«Dolemite Is My Name» ist ein kreatives Lebenszeichen. Netflix hat mit der Produktion des Films einen guten Riecher bewiesen. Der Streaming-Dienst soll als Plattform für seine Rückkehr zum Stand-Up dienen.
Man hat einige Millionen für die Produktion von mehreren Specials gezahlt. Wann diese erscheinen, ist bislang noch unklar. Wenn Murphy wie bei «Dolemite Is My Name» ähnlich gut aufgelegt ist, kann Netflix sich die Hände reiben.
Fazit
«Dolemite Is My Name» ist ein gelungener Tribut an vergangene Zeiten. Da stört es kaum, dass sich der Streifen in dramaturgisch seichten Bahnen bewegt. Die leichtfüssige Mischung aus Drama sowie Komödie unterhält auf Netflix knappe zwei Stunden lang.