Warum Produktpartys wie Besuche bei IKEA sind
An einer Produkteparty teilzunehmen ist wie ein Besuch bei IKEA: Meistens überbordend und im Endeffekt viel zu teuer.

Das Wichtigste in Kürze
- Viviana Hartmann schreibt über Alltägliches und Gewöhnliches.
- Zu ihrer Familie gehören Mann, zwei Kinder, Hund und Katze.
- Für Nau.ch erzählt sie, was bei Produktepartys so abläuft.
Vor einigen Wochen erhielt ich eine Nachricht von einer Kollegin, die ich schon sehr lange kenne, unterdessen aber nur noch ganz sporadisch sehe. Sinngemäss schrieb sie mir, sie wolle mich zu einem besonderen Abend einladen.
Beim Weiterlesen merkte ich, dass es sich um einen organisierten Anlass handelte, ähnlich einer Tupperware-Party. Nur ging es nicht um Tupperware, sondern um Produkte, die mich noch viel weniger interessieren. Aber für die man ebenfalls einen Haufen Geld ausgibt, ob man will oder nicht.

Produktpartys sind wie IKEA-Besuche
Denn ich kenne solche Partys, und egal, um was für Produkte es sich handelt, man kann sich der Gruppendynamik und dem Zauber des Abends kaum entziehen. Es ist wie bei IKEA, du gehst hinein mit der Absicht, Rechaudkerzen zu kaufen und kommst mit zwei Riesentaschen voller Servietten, Tassen, Dosen, Kerzenhaltern, Kissenbezügen, Kuschelfellen oder what ever heraus – nur die Kerzli, die hast du dann vergessen...

So ähnlich geht es mir bei solchen Events, welche interessanterweise immer nur von Frauen besucht werden. Oder war irgendein geschätzter Leser hier schon mal an einer Tupperware-, Gonis-, Beauty-, Jemako-, Duftkerzen-, Kleider-, Taschen- oder Thermomix-Party?
Ich nehme mir jeweils fest vor, hinzugehen, beim Apéro grosszügig zuzuschlagen, um mich dafür beim Verkaufsteil dezent zurückzuhalten – aber keine Chance.
Im besten Fall kaufe ich nur ein Produkt. Im schlechtesten Fall mehr. Aber auch hier habe ich grosse Fortschritte erzielt. Unterdessen sage ich von vornherein ab, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Und darum bekam auch obengenannte Kollegin eine Absage.
Nicht mehr zu Dingen überreden lassen
Ich bin ein wenig stolz auf mich. Doch, ich kann es, ich lasse mich nicht mehr so schnell zu Dingen überreden, die mich weder interessieren noch mir lohnenswert genug erscheinen, mich überhaupt erst damit zu beschäftigen. Gut gemacht.
Und den Kirby, zu dem ich mich vor kurzem überreden liess, erstand ich zum Vorführpreis. Meine Familie könnte ihn zwar an die Wand schmeissen, dieses unhandliche, viel zu laute und viel zu teure Staubsaugerding. Aber ansonsten bin ich auf ziemlich gutem Weg. Ehrlich!
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Zur Autorin der Nau-Alltagsgeschichten:
Viviana Hartmann lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland. Als Primarlehrerin, Mutter, Ehefrau, Tierbesitzerin und Schreiberin wird es ihr nicht langweilig. Sie ist überzeugt: Das Leben schreibt die besten Geschichten.