Laut einer OECD-Studie sich weibliche Flüchtlinge mehrfach benachteiligt, nämlich «weil sie Frauen sind, Migranten und Flüchtlinge».
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Zwei weibliche Flüchtlinge und ein Kind aus Venezuela. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie der OECD zeigt, dass weibliche Flüchtlinge mehrmals benachteiligt sind.
  • Der Anteil der Frauen in Deutschland wächst und beträgt mittlerweile fast 40 Prozent.
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Weibliche Flüchtlinge sind nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mehrfach benachteiligt. «Weil sie Frauen sind, Migranten und Flüchtlinge», sagte der Migrationsexperte Thomas Liebig bei der Vorstellung der Studienergebnisse am Donnerstag. Das wirke sich negativ auf die Integration in den Empfangsländern aus. Frauen nehmen demnach viel seltener an Integrationsmassnahmen teil als Männer, erzielen aber häufig bessere Ergebnisse.

Der Anteil der Frauen unter den Flüchtlingen in Deutschland wächst und beträgt mittlerweile fast 40 Prozent. Vor allem bei Asylbewerbern aus Syrien, dem Irak und dem Iran wuchs ihr Anteil in den vergangenen drei Jahren stark an. In diesen Herkunftsländern herrscht eine grosse Geschlechterungleichheit. So besuchen Frauen dort seltener eine Schule und arbeiten häufig aus Armutsgründen. Wie Daten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zeigen, hatten von den Asylbewerberinnen des vergangenen Jahres 16 Prozent nie eine Grundschule besucht, was den Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert.

Verwirklichung des Kinderwunsches

Ein weiteres Hemmnis ist dem Bericht zufolge, dass Flüchtlingsfrauen in den zwei Jahren nach ihrer Ankunft besonders häufig Kinder bekommen. «Ungewissheit und Unsicherheit vor und während der Flucht hindern die Frauen an der Verwirklichung des Kinderwunsches», sagte Liebig. «Wartefristen beim Familiennachzug können den Kinderwunsch zusätzlich verstärken.»

Als drittes Hemmnis kommt dem Bericht zufolge hinzu, dass weibliche Flüchtlinge häufig an gesundheitlichen Problemen litten. «Niedrige Beschäftigungsquoten bei Frauen werden nicht in erster Linie durch kulturelle Probleme bestimmt, sondern durch spezifische Bedingungen vor, während und nach der Flucht», sagte Liebig. «Dagegen können wir etwas tun.»

Mehr Sprachkurse speziell für Eltern und Frauen

Er empfahl, mehr Sprachkurse speziell für Eltern und Frauen anzubieten, da die Erfolgsquote dort höher sei als in normalen Integrationskursen. In diesen seien Frauen unterrepräsentiert und brächen auch sehr häufig ab. Nach Liebigs Einschätzung müssten zudem sozial isolierte Flüchtlingsfrauen besonders betreut werden und es seien Mentorenprogramme nötig, die Kontakte in die Arbeitswelt herstellen. Denn auch in den Fördermassnahmen der Arbeitsagentur seien Frauen unterrepräsentiert.

Als Vorbild nannte Liebig die skandinavischen Länder, in denen dank massgeschneiderter Integrationsprogramme der Anteil der Erwerbstätigen unter den weiblichen Flüchtlingen sehr viel höher sei als in Deutschland. Diese Programme dauern zwei bis drei Jahre und umfassen je nach individuellem Bedarf Sprach- und Bildungskurse, Praktika und Arbeitstrainings sowie eine staatliche Gehaltsförderung.

Für den Bericht fasste Liebig frühere Forschungsarbeiten zur Integration weiblicher Flüchtlinge, sowohl im Vergleich zu männlichen Flüchtlingen als auch zu anderen Migrantinnen zusammen.

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