Biden besucht Unglücksstelle von Hauseinsturz - 18 Tote
Seit Tagen steigt die Zahl der Toten, die aus den Trümmern des eingestürzten Wohnkomplexes geborgen werden. Kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten melden die Behörden einen besonders niederschmetternden Fund.
Das Wichtigste in Kürze
- Knapp eine Woche nach dem Teileinsturz eines zwölfstöckigen Wohnhauses im US-Bundesstaat Florida will Präsident Joe Biden den Unglücksort besuchen, an dem Einsatzkräfte weiter verzweifelt nach Verschütteten suchen.
Gemeinsam mit seiner Frau Jill will er in Surfside bei Miami den Rettern danken und Familien Beistand leisten, die weiter um das Leben ihrer Angehörigen bangen, wie das Weisse Haus mitteilte. Die Zahl der in den Trümmern geborgenen Todesopfer stieg zuletzt erneut an und liegt inzwischen bei 18 - darunter auch zwei Kinder, wie am Abend bekannt wurde. Fast 150 Menschen gelten noch als vermisst. Befürchtet wird daher, dass sich die Zahl der Toten noch deutlich erhöhen dürfte.
Verlust von Kindern «unerträglich»
Allein gestern verkündeten die örtlichen Behörden bis zum Abend den Fund von insgesamt sechs weiteren Todesopfern. Die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, sagte an der Unglücksstelle, unter den zuletzt geborgenen Opfern seien zwei Kinder im Alter von vier und zehn Jahren. Sie beklagte, jeder Verlust von Menschenleben sei eine Tragödie, doch der Verlust von Kindern sei «unerträglich» und «schrecklich». 145 Menschen gelten nach ihren Angaben weiter als vermisst.
Das strandnahe Gebäude mit rund 130 Wohneinheiten war vergangene Woche in der Nacht zu Donnerstag aus bislang ungeklärter Ursache teilweise eingestürzt. Die Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Seitdem läuft eine verzweifelte Suche nach möglichen Überlebenden. Mehrere Hundert Retter sind rund um die Uhr im Einsatz - mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. Kurz nach dem Einsturz hatten Einsatzteams zunächst mehrere Dutzend Menschen retten können. In den vergangenen Tagen verkündeten die Behörden jedoch nur noch düstere Nachrichten. Die Zahl der Todesopfer stieg kontinuierlich.
Biden will Suchteams danken
Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte, die Bidens wollten bei ihrem Besuch am Unglücksort «den heldenhaften Einsatzkräften danken, den Bergungsteams und allen, die nimmermüde rund um die Uhr gearbeitet haben». Zudem wollten sie den Angehörigen, «die gezwungen wurden, diese schreckliche Tragödie zu ertragen», Trost spenden. Psaki hatte noch am Montag betont, der Präsident wolle die Bergungsarbeiten nicht durch einen übereilten Besuch behindern.
Die örtliche Polizei stellte klar, die Sucharbeiten würden heute trotz Bidens Besuch unvermindert weitergehen. Die Visite des Präsidenten und der First Lady sei eine «grossartige Botschaft» für die Familien, sagte ein Polizeivertreter. «Wir sind sehr dankbar, dass der Präsident kommt.» Die Suche werde dadurch nicht beeinträchtigt. «Das wird kein Problem sein.»
DNA-Proben zur Identifizierung eingesammelt
Die Suchtrupps haben in den Trümmern auch noch nicht identifizierte «menschliche Überreste» gefunden. Zur Identifizierung von Opfern wurden DNA-Proben von Angehörigen der Hausbewohner eingesammelt.
Der als Champlain Towers South bekannte Wohnkomplex stammt aus den 1980er Jahren. Die Ursache des Teil-Einsturzes ist noch unklar. In den vergangenen Tagen war ein von einer externen Firma verfasster Inspektionsbericht aus dem Jahr 2018 öffentlich geworden, in dem Experten mehrere Mängel - darunter auch grössere strukturelle Mängel am Beton des Gebäudes - aufgelistet hatten. US-Medien berichteten ausserdem über Schreiben der Hausverwaltung, die mit Verweis auf strukturelle Risiken Millionensanierungen anmahnte. Ermittler werden der Frage nachgehen, ob die offenbar fälligen Sanierungen mit dem Einsturz zusammenhingen.