Auch Schweizer? Angriffe auf Queere in USA können «Touris treffen»
Donald Trumps Präsidentschaft führt in queeren Kreisen zu Angst und Verunsicherung. Berechtigterweise, denn schon am ersten Tag wurden ihre Rechte angegriffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Trumps Präsidentschaft führt bei queeren Personen zu grossen Sorgen.
- Laut Experten sind diese durchaus berechtigt.
- Trump wird nicht nur politische, sondern auch zwischenmenschliche Angriffe führen.
Seit gut einer Woche ist Donald Trump wieder Präsident der USA.
Gleich am ersten Tag unterschreibt er zahlreiche Dekrete. Darunter auch das Entfernen des dritten Geschlechtseintrags «X» von offiziellen Dokumenten.
Die Botschaft ist klar: In den USA gibt es fortan nur noch zwei Geschlechter – Mann und Frau.
Doch er geht noch weiter.
Der Zugang zu geschlechtsspezifischen Räumen wie Toiletten, Garderoben oder Frauenhäusern wird allen verboten, die biologistisch nicht die «passenden» Geschlechtsmerkmale haben.
Und ganz aktuell: Geschlechtsangleichende Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen sollen nicht mehr vom Bund mitfinanziert werden. Trump bezeichnet sie als «chemische und chirurgische Verstümmelung».
Bereits in seinen Wahlversprechen betonte er: Er wolle «Männer aus dem Frauensport halten» und Subventionen für Schulen, die «radikale Gender-Ideologien fördern», stoppen.
«Macht mir wirklich Angst»
Vielen queeren Personen aus den USA bereiten die Entwicklungen Sorgen.
Auf X (ehemals Twitter) schreibt jemand zum Beispiel: «Eine offen queere Person zu sein in einem US-Staat, der deutlich pro-Trump ist, während einer erneuten Trump-Präsidentschaft, macht mir wirklich Angst.»
Eine andere Person schreibt: «So viele queere Kinder haben jetzt Angst, ihr zu Hause zu verlassen, um zur Schule zu gehen.»
Doch auch in der Schweizer LGBT+-Community lösen die Ereignisse Ängste aus.
Frédéric Mader vom Transgender Network Schweiz bestätigt gegenüber Nau.ch: «Das Wiedererstarken von rechtskonservativ bis rechtsextremen Kräften auf der ganzen Welt sorgt in der queeren Community für Angst und Verunsicherung.»
Menschenrechtler halten Angst für berechtigt
Laut Beat Gerber von Amnesty International sind die Sorgen der queeren Community durchaus berechtigt.
Denn: Bereits in den Monaten vor Trumps Amtseinführung soll es vermehrt zu Angriffen auf die LGBT+-Rechte in den USA gekommen sein.
«In diversen US-Bundesstaaten wurden Hunderte von Anti-Trans-Gesetzen eingebracht, von denen die meisten auf trans Jugendliche abzielen.»
Sie würden von Mal zu Mal extremer. Sie würden die medizinische Versorgung, «All-Gender»-Einrichtungen, Inklusion in Sport oder auch schulische Aufklärung einschränken.
Donald Trump hat zudem neue Massnahmen gegen Rechte von trans Menschen angekündigt.
Hass und Hetze wird «salonfähiger»
Doch nicht nur von politischer Seite ist vermehrt mit Angriffen zu rechnen.
Trumps Rhetorik und die Angriffe auf Rechte von queeren Menschen bieten laut Mader Nährboden für Gewaltakte. Hass und Hetze würden «salonfähiger» gemacht.
Hate-Crime Statistiken der LGBTQ-Dachverbände würden schon jetzt konstant steigende Zahlen von Gewaltakten aufzeichnen.
«All diese Angriffe führen selbstverständlich dazu, dass sich queere Menschen noch weniger sicher fühlen. Sei dies auf den Strassen, in Schulen, am Arbeitsplatz oder zu Hause», sagt Mader.
Gerber fügt hinzu: «Trump missbraucht seine Rolle als Staatsoberhaupt, um den Leuten fälschlicherweise glaubhaft zu machen, Queerfeindlichkeit stehe im öffentlichen Interesse und diene dem Schutz der Gesellschaft.»
Queere Schweizer US-Touris auch gefährdet
Es sei zu erwarten, dass private Angriffe auf trans Personen weiter zunehmen werden.
Laut Gerber bedeutet das: «Mehr Diskriminierung, Belästigung und Hassverbrechen. Und kann auch Touristinnen und Touristen treffen.»
Sprich: Auch queere Schweizerinnen und Schweizer, die in den USA Ferien machen, sind gefährdet.
Und das dürften nicht wenige sein. Die USA sind hierzulande schliesslich ein besonders beliebtes Reiseziel.
Amnesty International schätzt das Risiko für queere Schweizerinnen und Schweizer als so gross ein, dass Gerber sagt: «Leider müssen Menschen in den USA zunehmend ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität verstecken. Zum Eigenschutz.»
Verstecken «bietet nur oberflächlichen Schutz»
Das sei zwar eine Erfahrung, die bereits viele Menschen weltweit machen müssen. «Mit der Hassrhetorik unter Trump verschärft sich das Problem in den USA allerdings massiv», so Gerber.
Die Lösung sei es jedoch nicht: «Das Verstecken der eigenen Identität bietet nur oberflächlichen und temporären Schutz», sagt Mader.
Umso zentraler sei daher, dass die Politik und Zivilgesellschaft sich für den Schutz und die Rechte von marginalisierten Personen einsetze. «Sei dies in der USA, Europa oder der Schweiz.»
Und auch Gerber betont: «Es ist wichtig, dass sich Menschen nicht aus Angst zurückziehen, sondern sich verbünden und weiter für ihre Rechte einstehen.»