Coronavirus: Herz-Kranker stirbt in den USA wegen vollem Notfall
Ein herzkranker US-Amerikaner (†73) wurde von 43 US-Kliniken abgelehnt. Sie alle waren mit Corona-Patienten ausgelastet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Lage in gewissen US-Staaten ist wieder enorm brenzlig.
- In Alabama müssen sogar überlebenswichtige Operationen abgelehnt werden.
- Dem herzkranken Ray DeMonia (†73) kostete die dramatische Situation das Leben.
Die Corona-Lage in den USA ist wieder enorm dramatisch. So dramatisch, dass selbst überlebenswichtige Operationen verschoben oder abgelehnt werden müssen. Die «Washington Post» berichtete zuletzt von einem entsprechenden Schicksal. Es ist eine Geschichte, die über die Landesgrenzen hinaus grosse Wellen schlägt...
Am 23. August wurde Ray DeMonia (73) aus Alabama mit schweren Herzproblemen in ein regionales Krankenhaus eingeliefert. Behandelt wurde der Familienvater aber nicht. Für den herzkranken DeMonia gab es auf der mit Corona-Patienten überlasteten Intensivstation keinen Platz.
Alabama resident Ray DeMonia died in Mississippi of a cardiac event after 43 hospitals across three southern states were unable to accept him because their ICU’s were filled with unvaccinated COVID patients. pic.twitter.com/YCmtYcUP4A
— Mike Sington (@MikeSington) September 11, 2021
Die Krankenhausleitung des regionalen Spitals versuchte fieberhaft eine Klinik in der Umgebung zu finden, die Ray aufnehmen könnte. Doch Alabama und seine Nachbarstaaten gehören zu den Regionen, die am heftigsten mit überlasteten Intensivstationen zu kämpfen hat. 43 (!) Einrichtungen lehnten die Aufnahme von Ray ab. Alle aus demselben Grund: Die hohe Anzahl der ungeimpften Corona-Patienten mache es unmöglich, weitere Operationen durchzuführen.
Als sich schliesslich eine Klinik bereit erklärte ihn aufzunehmen, war es für den 73-Jährigen bereits zu spät. Nachdem Ray in ein mehr als 300 Kilometer entferntes Spital nach Meridian (Bundesstaat Mississippi) geflogen hatten, starb er schliesslich am 1. September.
Im Bericht der «Washington Post» kommt DeMonias Tochter Raven zu Wort. Die Nachricht, dass ihr Vater Hunderte Kilometer weit weg verlegt werden sollte, habe sie schockiert: «Ich sagte nur ‹Was meint ihr damit?› Ich hätte nie gedacht, dass uns so etwas passieren könnte.»
Eine Woche lang war die Familie mit dem Auto zwischen Alabama und Mississippi hin- und hergefahren. Schliesslich kam der furchtbare Anruf: Ray DeMonia war gestorben.
Dramatischer Appell an alle ungeimpften Amerikaner
In der Todesanzeige richteten die Angehörigen einen dramatischen Appell an alle Amerikaner: «Wenn ihr noch nicht geimpft seid, lasst euch im Gedenken an Ray impfen, um Ressourcen für alle Notfälle ohne Corona-Bezug zu schaffen. Wir wünschen uns, dass keine weitere Familie das erleben muss, was wir durchmachen mussten.»
Anlass zur Hoffnung gibt in diesem Zusammenhang in den USA aber derzeit kaum. Vor allem im Bundesstaat Alabama bleibt in Sachen Intensivkapazität eine «ernsthafte Krise» bestehen, sagt Scott Harris, der Chef der Gesundheitsbehörde des Bundesstaates.
Die Zahl der Intensivpatienten hat die Zahl der vorhandenen Betten demnach in der vergangenen Woche bereits um 60 überstiegen. Nach einer Erhebung der «Washington Post» wurden alleine am Sonntag fast 2800 Corona-Patienten in die Krankenhäuser von Alabama eingeliefert – 768 von ihnen auf Intensivstationen.
Laut offiziellen Zahlen sind erst 40 Prozent der Einwohner von Alabama doppelt geimpft. Der Staat liegt damit auf dem viertletzten Platz der Impfstatistik in den USA. Nur in Idaho, West Virginia und Wyoming gibt es weniger Geimpfte.