Die wichtigsten Antworten zur «Hass-Kloake» 8chan

Elia Del Favero
Elia Del Favero

USA,

Ankündigungen von Amokläufen mit Dutzenden Toten: 8chan versucht Meinungsfreiheit zu bieten doch schürt Hass und Rassismus. Das steckt hinter der Internetseite.

8chan El Paso
Menschen gedenken den Opfern des Massakers in El Paso. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Forum 8chan steht hart in der Kritik.
  • Der Täter von El Paso veröffentlichte sein Manifest auf der Internet-Plattform.
  • Auch der Anschlag in Christchurch wurde auf der Seite angekündigt.

Warum steht 8chan in der Kritik?

Am Samstag verloren 22 Menschen in El Paso im US-Bundesstaat Texas bei einem Amoklauf ihr Leben. Ein 21-Jähriger schoss in der Grenzstadt um sich – sein Manifest veröffentlichte er zuvor auf der Internetseite 8chan. Sein Ziel waren Latinos und Latinas.

Auch der Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch wurde auf dem Imagebord angekündigt – 51 Personen starben. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das rassistische Motiv, welches den Taten zugrunde liegt.

Wie entstanden die Imageboards?

Angefangen hat alles mit dem 8chan-Vorgänger 4chan. Das wohl bekannteste Imageboard der Welt wurde bereits 2003 gegründet. Ziel war es, eine Plattform mit unbedingter Meinungsfreiheit zu schaffen.

Chan-Forum
Ein Thread in einem Chan-Forum. - Screenshot

Eine Imageboard für Personen mit extremen Einstellungen sowie für herkömmliche Internetnutzer war geboren. 4chan gilt unter anderem als Basis von Anonymus. Die Hackergruppe setzte sich in der Vergangenheit gegen Rassismus ein und veröffentlichte beispielsweise persönliche Daten von Ku-Klux-Klan-Funktionären.

Doch tummeln sich auf der Website Personen jeglicher Gesinnung. Über die Jahre wurden die Einschränkungen und Richtlinien spürbar verschärft, weshalb 2013 der Nachfolger 8chan folgte.

Was darf auf 8chan geposten werden?

Grundsätzlich verboten ist lediglich, was in den USA als illegal gilt. Gegenüber 4chan soll aber noch weniger zensiert werden: Das Konzept zieht eine breite Masse an. Neben harmlosen Kommentaren und Bildern werden auf Kosten der Meinungsfreiheit auch verstörende Inhalte und Links geteilt.

Mehr und mehr radikalisiert sich das Forum – wohl auch, da es kaum vergleichbare, legale Alternativen gibt. Wie der «Guardian» berichtete, wurde der Attentäter in El Paso gar als «unser Mann» gefeiert.

Wer steckt hinter 8chan?

Der Gründer Frederick Brennan hat bereits in der Vergangenheit alle Beziehungen zu den Forenbetreibern abgebrochen. Er fordert die vollständige Schliessung der Website. Bei jedem Schusswaffenangriff frage er sich, ob es einen Zusammenhang zu 8chan gebe, sagte Brennan der «New York Times».

8chan wird inzwischen vom Veteranen der US-Armee Jim Watkins geführt. Er selbst hält es für unproblematisch, dass Rechtsextreme auf seiner Seite kommunizieren. In einem Interview von 2016 sagte er: «Solange keine direkten Drohungen ausgesprochen werden, sind die Meinungen geschützt.»

Mit welchen Konsequenzen hat 8chan zu rechnen?

Staatliche Eingriffe sind unwahrscheinlich, da die Website von den Philippinen aus betrieben wird. Jedoch gab es bereits mehrere Seitenhiebe aus dem privaten Sektor: Beispielsweise verweist Google seit 2015 nicht mehr auf 8chan.

Nach dem neusten Amoklauf kündigte zudem der IT-Dienstleister Cloudflare die Zusammenarbeit. Der CEO nannte die Internetseite eine «Hass-Kloake». In Folge ist 8chan seit mehreren Stunden nicht aufrufbar.

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