Donald Trump: Amerikaner zensieren Bilderbuch «Regenbogenfisch»
Unter Donald Trump wird in den USA der Zugang zu Büchern weiter eingeschränkt. Immer mehr Werke werden zensiert, darunter auch das Kinderbuch eines Schweizers.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Bücher werden in den USA zensiert, darunter Werke von berühmten Autoren.
- Trumps Regierung leugnet die Zensur, die sogenannten «Book Bans» seien eine Erfindung.
- Betroffen sind vor allem Werke mit gesellschaftspolitischen Themen.
Mitte Februar kritisierte US-Vize-Präsident JD Vance Europa. Er warf europäischen Staaten dabei die Einschränkung der Meinungsfreiheit vor.
Doch wer in die USA blickt, wird sehen: So genau nimmt es die Regierung unter Donald Trump mit der Meinungsfreiheit selbst nicht.
Bestes Beispiel dafür sind die sogenannten «Book Bans». Verbote von Büchern also, die auf Anordnung von oben aus Schulen oder Bibliotheken entfernt werden mussten.
So etwa in der Stadtbibliothek in Livingston, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Dort mussten die Angestellten bis Ende Februar 30'000 Bücher ausräumen. Unter dem Motto «Unschuld schützen» werden diese auf sexuellen Inhalt hin überprüft.
Republikaner wittern Kommunismus-Propaganda
Im gleichen Monat liess das US-Verteidigungsministerium 160 Schulbibliotheken vorübergehend sperren.
Doch diese Zensur hat schon früher begonnen: Mehr als 10'000 Bücher wurden während des Schuljahres 2023/24 aus Bibliotheken entfernt.
Im Bundesstaat Florida wurde der Kinderbuchklassiker «Der Regenbogenfisch» als gefährlich eingestuft. Das Buch stammt vom Schweizer Autor Marcus Pfister.
Die Kernbotschaft des Buchs: Teilen macht glücklich. Und genau das passt den Republikanern nicht. Sie wittern laut der «New York Times» gefährliches kommunistisches Gedankengut.
Zu den meistzensierten Werken dieser Zeitperiode gehören «Der Report der Magd» von Margaret Atwood oder «Drachenläufer» von Khaled Hosseini. Das zeigt eine Liste des Schriftstellerverbands «PEN America», der sich für Meinungsfreiheit einsetzt.

Atwood wird etwa vorgeworfen, eine «sexuell explizite» Sprache zu benutzen. Die Autorin wiederum entgegnet im «Atlantic», ihr Werk sei in Sachen Sexualität viel weniger explizit als die Bibel.
Donald Trump: Regierung leugnet Zensur
Zudem verzeichnet der Bibliotheksverband «American Library Association» (ALA) für 2023 insgesamt 1247 Zensuranträge in 17 US-Bundesstaaten. Dabei seien mehr als 4000 Bücher betroffen gewesen.
Wobei ALA von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht. Dem Verband seien ausserdem zahlreiche Fälle bekannt, in denen Bibliotheksmitarbeitende entlassen worden seien. Dies, weil sie sich den Zensurversuchen widersetzt hätten.
Doch die Regierung von Donald Trump leugnet die Zensur. Die «Book Bans» seien eine Erfindung und eine haltlose Behauptung, hiess es Ende Januar vom Erziehungsdepartement.
Vor allem Bücher mit gesellschaftspolitischen Themen betroffen
Bei genauerem Blick sieht man, dass vor allem Bücher zu gesellschaftspolitischen Themen betroffen sind. Zensiert werden etwa Werke über nicht heterosexuelle Beziehungen, Identität, Feminismus, Rassismus und Sklaverei sowie Tod und Gewaltprobleme.
In 39 Prozent der zensierten Bücher geht es um LGBTQ-Fragen, 44 Prozent handeln oder stammen von nicht-weissen Personen.
Die Zensuren werden von republikanischer, rechtsextremer und christlich fundamentalistischer Seite vorangetrieben.
PEN-Sprecherin Suzanne Trimel erklärt gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Die Freiheit des Lesens wird auf den Kopf gestellt. In einer Demokratie sollte nicht ein einzelner Elternteil oder ein Mitglied der Gemeinderegierung darüber entscheiden dürfen, was eine grosse Zahl von Schülern lesen darf.»
Aber genau das passiere derzeit in den USA. Sie bezeichnet das als Angriff auf die Demokratie.
Donald Trump verbannt sogar einzelne Wörter
Doch nicht nur Bücher werden unter Donald Trump massenhaft zensiert. In seinen Bemühungen, die Regierung von Woke-Initiativen zu befreien, haben die Behörden eine Liste von Hunderten von Wörtern erstellt.
Diese wollen sie laut einem Bericht der «New York Times» einschränken oder möglichst vermeiden. So sollen die Wörter von öffentlich zugänglichen Websites entfernt werden. Zudem sollen sie etwa aus Schullehrplänen verschwinden.
The trump administration has banned the use of hundreds of words. These include "woman," "sex," "LGBT," and "antiracism" - NYT
— Jürgen Nauditt 🇩🇪🇺🇦 (@jurgen_nauditt) March 9, 2025
The list of 200 undesirable words was published by the New York Times. They included: "woman," "man," "antiracism," "discrimination," "feminism,"… pic.twitter.com/3KryMuaw0K
Einer Analyse der Zeitung zufolge wurden auf 250 Webseiten bereits Löschungen oder Änderungen von Wörtern durchgeführt.
Zu den verbannten Wörtern gehören etwa «Frau», «Anti-Rassismus», «Diskriminierung», «LGBTQ», «transsexuell» oder «Hassrede».