Donald Trump oder Joe Biden: Wer ist besser für die Wirtschaft?
Trump und Biden haben unterschiedliche Vorstellungen, wie die US-Wirtschaft auf Vordermann gebracht werden soll. Analysten stützen die Pläne des Demokraten.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 3. November finden die Präsidentschaftswahlen in den USA statt.
- Donald Trump will mit bewährten Mitteln die Wirtschaft ankurbeln.
- Rivale Joe Biden will Steuern für Gutverdiener erhöhen und mehr in Bildung investieren.
Zu Jahresbeginn lief es für den US-Präsidenten wie geschmiert. Die Börsen waren im Hoch, die Arbeitslosigkeit auf einem Jahrzehnte-Tief.
Doch die Corona-Pandemie vermiest Donald Trump die Bilanz. Im April lag die Arbeitslosenquote bei rekordhohen 14,7 Prozent, mittlerweile ist sie wieder auf 7,9 Prozent gesunken (Stand September). Allerdings bleibt die Zahl von Neuanträgen auf Arbeitslosenhilfe hoch.
Die USA haben jetzt die Wahl: Soll jetzt der amtierende Präsident oder der Demokrat Joe Biden das Land aus der Krise manövrieren?
Die Rezepte der beiden Kandidaten sind unterschiedlich. Der aktuelle Amtsinhaber hat kurz nach Antritt für Unternehmen Steuern gesenkt und so die Wirtschaft angeheizt. Davon haben viele US-Bürger profitiert. In einer Umfrage des Marktforschers Gallup gaben 56 Prozent an, dass es ihnen heute finanziell besser geht als noch 2016.
Weniger Steuern, sparen im Gesundheitswesen
An seinem Modell dürfte der US-Präsident wenig ändern. Trump hat bereits weitere Abzüge für Konzerne in Aussicht gestellt, ebenfalls eine Steuererleichterung für Produkte «Made in America».
Damit das Haushaltsdefizit nicht noch grösser wird, sollen Regierungsausgaben gesenkt werden. Etwa im Gesundheitswesen, aber auch bei der Arbeitslosenhilfe.
Joe Biden hat andere Pläne. Er will Einkommen ab 400'000 Dollar stärker besteuern – alle anderen zahlen «keinen Cent mehr», verspricht der Demokrat. Trumps Steuersenkung für Unternehmen will Biden grösstenteils rückgängig machen.
Das Geld soll in Sozialwohnungen, staatliche Bildung, Gesundheitswesen oder in den Ausbau erneuerbarer Energien fliessen. «Wir können wachsen und sauberer sein, wenn wir den Weg gehen, den ich vorschlage», sagte Biden während der letzten TV-Debatte.
Bessere Prognose nach Biden-Wahl
Glaubt man Experten, geht die Rechnung des Demokraten auf. Jan Hatzius, Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs, würde nach einer Wahl Bidens seine Prognosen verbessern. Vorausgesetzt, dass die Demokraten auch im Senat die Mehrheit erhalten. Kein unwahrscheinliches Szenario.
Hatzius rechnet nach einer «blauen Welle» mit einem gigantischen Konjunkturpaket, dass die Wirtschaft wieder auf Kurs bringen würde. Auch wenn die Demokraten nur das Weisse Haus gewinnen sollten, erwartet Hatzius von der Biden-Regierung eine «wesentlich einfachere US-Fiskalpolitik, ein verringertes Risiko einer erneuten Handelseskalation und festere globale Wachstumsaussichten.»
Der Chefökonom der Investmentbank findet, dass die positiven Effekte die negativen – etwa höhere Unternehmenssteuern – überwiegen. Er ist mit seiner Ansicht nicht allein. Moody’s Analytics kommt zu einem ähnlichen Schluss.
Höheres Wachstum unter Biden
Bleibt Donald Trump im Amt, erwartet die Agentur bis 2030 ein jährliches BIP-Wachstum von 2,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote läge im Schnitt bei 5,6 Prozent.
Würde Biden das Amt übernehmen, prognostizieren die Analysten von Moody’s ein jährliches Wachstum von 2,9 Prozent und eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent. Gleichzeitig dürfte unter dem Demokraten der Staat mit vier Billionen US-Dollar jährlich rund doppelt so viel Geld einnehmen.
Bei den Schulden halten sich die beiden Kandidaten die Stange. Moody’s rechnet, dass unter republikanischer Führung die Schulden jährlich um 2,1 Billionen Dollar zunehmen würden. Bei den Demokraten wären es 2,2 Billionen Dollar.
Wie die Börsen reagieren, ist ungewiss. Gerade, weil die Corona-Pandemie zusätzlich für Unsicherheit sorgt. In der Regel verzeichnen die US-Börsen nach der Wahl eines Demokraten kurzfristig einen Dämpfer.
Langfristig sieht es anders aus: Gemäss Rechnungen der Credit Suisse haben US-Aktien unter demokratischen Präsidenten seit 1932 jährlich 14,7 Prozent zugelegt. Mit einem Republikaner im Weissen Haus waren es im Schnitt nur 9,8 Prozent. Immer noch ein stolzer Wert, aber eben weniger.