Donald Trump spielt im Wahlkampf Corona-Gefahr herunter

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USA,

Die Corona-Zahlen in den USA sind stark steigend, doch Donald Trump spielt die Gefahr im Wahlkampf weiter herunter.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump spricht an einer Wahlkampfveranstaltung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Zahlen in den USA steigen wieder stark an.
  • Donald Trump spielt die Gefahr der Pandemie aber weiter herunter.
  • Dafür wird der US-Präsident von seinem Herausforderer Joe Biden scharf kritisiert.

Am vorletzten Wochenende vor der US-Präsidentenwahl verschärfen Amtsinhaber Donald Trump und Herausforderer Joe Biden ihren Kampf um Stimmen in Schlüsselregionen.

Der in Umfragen zurückliegende Trump hielt am Samstag gleich drei Wahlkampfreden in North Carolina, Ohio und Wisconsin. Biden trat zweimal in Pennsylvania auf. Diese Bundesstaaten könnten den Ausgang der Wahl am 3. November entscheiden.

Trump returns to Washington after Wisconsin rally
US-Präsident Donald Trump kehrt zurück nach Washington D.C. - keystone

Auch insgesamt wird der Schlussspurt des US-Wahlkampfs von einem steilen Anstieg der Corona-Fälle begleitet. Mit mehr als 83'000 Neuinfektionen an einem Tag wurde ein Rekord aufgestellt. Mehr als 900 Amerikaner starben, die Gesamtzahl der Todesopfer überschritt die Marke von 224'000.

Trump spricht wieder über «Heilmittel»

Trump, dem viele Wähler in Umfragen nicht zutrauen, die Corona-Krise zu meistern, spielte die Pandemie auch im Angesicht der schlechten Zahlen konsequent herunter.

«Ich hatte es, hier bin ich», verkündete Trump in Anspielung auf seine Covid-19-Erkrankung bei einem der Wahlkampfauftritte. «Und jetzt sagen sie, dass ich immun bin.»

Trump attends campaign rally in Wisconsin
Donald Trump an einer Wahlkampfveranstaltung in Wisconsin. - keystone

Trump war unter anderem mit einem noch experimentellen Antikörper-Medikament behandelt worden, das er als «Heilmittel» bezeichnete. Bei jedem der Auftritte erzählte er zudem, dass sein 14-jähriger Sohn Barron schon kurz nach dem positiven Test von den Ärzten wieder für gesund erklärt worden sei.

Trump gab bei den drei Reden drei Varianten zum Besten, wie schnell das ging: Nach 15 Sekunden, nach 15 Minuten und am nächsten Tag.

Trump: «Wird mehr getestet»

Den Anstieg der Corona-Infektionen im Land führte Trump darauf zurück, dass mehr als früher getestet werde. «Wenn wir halb so viel testen würden, wäre die Zahl halb so hoch.» Überhaupt werde in den Medien ständig über das Virus geredet. «Macht man den Fernseher an: »Covid, Covid, Covid, Covid, Covid«», beschwerte sich der Präsident.

«Ein Flugzeug stürzt ab, 500 Leute sind tot, sie reden nicht darüber. »Covid, Covid, Covid, Covid.«» Nach der Präsidentenwahl werde man davon nichts mehr hören, weil die Medien den Leuten nur jetzt Angst machen wollten, behauptete Trump. Bei seinen Auftritten standen dicht gedrängt tausende Anhänger, viele von ihnen trugen keine Masken.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden könnte tausende Soldaten entsenden. - Keystone

Biden warf Trump erneut Versagen in der Corona-Krise vor, das Leben von Amerikanern gekostet habe. Er rief die Menschen dazu auf, Masken zu tragen. «Es wird ein düsterer Winter, wenn wir nicht unser Verhalten ändern», betonte er.

«Und das alles, weil der Präsident sich mehr um den Aktienmarkt als um Euch Sorgen macht», sagte Biden an die Adresse der Wähler. Anders als Trump sprach Biden vor Leuten, die wie in einem Autokino mit ihren Fahrzeugen zu den Wahlkampfevents kamen. Ihre Zustimmung drückten sie mit einem Hupkonzert aus.

Bei einem der Auftritte gab Rockstar Jon Bon Jovi ein Mini-Konzert. Ein neuer Werbespot für Biden, der am Samstag Premiere hatte, wurde von Hollywood-Schauspieler Brad Pitt eingesprochen.

Obama kritisiert Trump erneut

Auch Ex-Präsident Barack Obama, dessen Vize Biden einst war, machte Wahlkampf für ihn in Florida. Obama ging mit Trumps Krisenmanagement in der Pandemie ebenfalls hart ins Gericht: «Er erkennt nicht einmal an, dass es ein Problem gibt.»

Am Samstagmorgen machte Trump von der Möglichkeit Gebrauch, schon frühzeitig seine Stimme bei der Präsidentenwahl abzugeben. Trump suchte dafür ein Wahllokal in einer Bibliothek in West Palm Beach im Bundesstaat Florida auf.

US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Trump sprach vor Journalisten ohne Maske und gab seine Stimme für die US-Wahl ab. - AFP

«Ich habe für einen Typen namens Trump gestimmt», sagte er danach in die Fernsehkameras. Dabei betonte er erneut, dass eine persönliche Stimmabgabe sicherer sei als Briefwahl.

Florida, wo Trump seit gut einem Jahr seinen offiziellen Wohnsitz hat, gehört zu den Bundesstaaten, die ihre Einwohner bereits vor dem offiziellen Wahltermin abstimmen lassen.

Schon 50 Millionen «early Voters»

Bisher gaben bereits mehr als 50 Millionen Menschen ihre Stimme in Wahllokalen oder per Brief ab. Bei der Präsidentenwahl 2016 hatten knapp 139 Millionen Amerikaner abgestimmt.

Angesichts der Corona-Krise nutzen mehr Menschen als sonst die Möglichkeit zur frühen Stimmabgabe. Nachdem es in den vergangenen Monaten die Sorge gab, dass per Brief abgeschickte Stimmzettel nicht rechtzeitig ankommen könnten, nehmen viele Menschen stundenlange Wartezeiten in Kauf, um persönlich abzustimmen - etwa in New York, wo am Samstag Wahllokale für frühe Abstimmungen öffneten.

Election 2020 Early Voting Salt Lake City
In den USA haben viele Millionen Menschen die Möglichkeit zur frühen Stimmabgabe genutzt. - keystone

Trump behauptet seit Monaten, dass mit massenweise per Post verschickten Stimmzetteln die Gefahr von Wahlfälschungen drastisch steige. Experten und Wahlbehörden betonen indes, dass es dafür keine Belege gebe. Die Demokraten warnen vor einem Versuch des republikanischen Präsidenten, so Zweifel am Wahlausgang zu säen.

Bei der Präsidentenwahl vor vier Jahren hatten gut 47 Millionen US-Bürger die Möglichkeit zur frühen Stimmabgabe genutzt. Diesmal waren es bis Sonntag nach Daten des «U.S. Elections Project» des Politikwissenschaftlers Michael McDonald von der Universität Florida bereits knapp 57,5 Millionen. Von ihnen hätten fast 18 Millionen persönlich abgestimmt und rund 39,5 Millionen per Brief.

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