Donald Trump: Wieso konnte der Mob einfach ins Zentrum eindringen?
Es ist schwer zu glauben: Die Polizei des US-Kapitols muss vor einem wütenden Mob kapitulieren – angestachelt von Donald Trump. Wie konnte das passieren?
Das Wichtigste in Kürze
- Das US-Parlament wurde am Mittwoch von wütenden Trump-Supportern gestürmt.
- Die Polizisten liessen den Mob lange Zeit gewähren.
- Der Mob bestand aus Rechtsextremen und fanatischen Trump-Anhängern.
Wie konnte das passieren? Die Welt schaut mit Unglauben auf die Ereignisse in den USA. Der umfangreichste Sicherheitsapparat der Welt ist nicht in der Lage, sein Parlament vor einem wütenden Mob zu beschützen.
Die für die Sicherheit des Parlaments verantwortliche Capitol Police schien komplett überfordert. Und nicht nur das: Wie auf Videos in den sozialen Medien zu sehen ist, liessen die Beamten den Mob einfach reinlaufen. Sie machten ihm sogar den Weg frei!
Ob die wenigen Sicherheitskräfte sich aus Überforderung auf diese Taktik einliessen oder sogar Verständnis für die Demonstranten hatten, ist unklar. Klar ist aber: Die Capitol Police geht sonst sehr strikt mit Sicherheitsverstössen um. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, wird abgeführt, wer Gewalt anwendet auch erschossen.
Selfies anstatt Handschellen
Doch am 6. Januar ist davon nicht viel zu spüren. Auf Livestreams der Supporter von Donald Trump ist zu sehen, wie die Polizisten herumstehen, anstatt die Protestler zu verhaften. Ein Polizist macht in der Zwischenzeit ein Selfie mit einem Trump-Supporter.
It’s a dark day in America when a UNITED STATES Capitol police officer decides to take a selfie with a TERRORIST! And they wonder why WE don’t feel safe! pic.twitter.com/UZsLnS2s68
— NAACP (@NAACP) January 6, 2021
Die Polizisten waren zweifelsfrei lange Zeit massiv in der Unterzahl. Die Verstärkung liess mehrere Stunden auf sich warten. Erst der Einsatz der Nationalgarde ermöglichte die Räumung des Gebäudes. Wie «CNN» berichtet, hat erst Vizepräsident Mike Pence die Nationalgarde mobilisiert – Präsident Donald Trump soll sich geweigert haben.
«Was heute passiert ist, ist das Resultat einer fehlenden Vorstellung. Es ist das Versagen der Polizeiführung, die radikalen Rechten ernst zu nehmen», schreibt der US-Sicherheitsexperte Marc Ambinder.
Wer war daran beteiligt?
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Protestler Anhänger von Präsident Trump waren. Vom US-Präsidenten aufgestachelt zog der wütende Mob vor das Kapitol und drang schliesslich in das Gebäude ein.
Der Mob bestand aber nicht nur aus Trump-Fanatikern. Auch Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker konnten ins Herz der amerikanischen Demokratie eindringen. Viele gekleidet in Militäruniformen. Auch Nazi und Rassismus-Symbole waren zu sehen.
Überzeugt von Donald Trump
Laut US-Korrespondenten sind die meisten von ihnen zutiefst überzeugt, dass Donald Trump und nicht Joe Biden die Wahl gewonnen hat.
Zum ersten Mal in der Geschichte der USA wurde ausserdem die Kriegsflagge der ehemaligen Südstaaten ins Kapitol getragen. Sie wird heute meist als rassistisches Symbol angesehen.
Welche Konsequenzen die Aktion für die Trump-Supporter hat, ist noch unklar. Die meisten konnten das Kapitol ungestraft verlassen. Politiker aus beiden Parteien sind sich jedoch einig, dass der Mob die volle Härte des Gesetzes spüren soll.
Was wäre, wenn Schwarze das Kapitol gestürmt hätten?
Welche Konsequenzen die Ereignisse für die Behörden haben, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. In den sozialen Medien ist die Kritik aber sehr laut. Die Kernaussage: Was wäre passiert, wenn Schwarze das Kapitol gestürmt hätten?
Alexa, show me the definition of white privilege.#BlackLivesMatter pic.twitter.com/Hb7qlIsAHW
— Foxie’s Rant (@FoxiePunkFolk) January 7, 2021
Immer wieder werden Vergleiche zur BLM-Bewegung herangezogen. Denn: Während einer Black Lives Matter Demonstration im letzten Sommer hat sich das Capitol Police deutlich stärker vorbereitet. Donald Trump schickte bereitwillig die Nationalgarde in den Einsatz.
Militärisch ausgerüstete Polizisten bewachten das abgeriegelte Kapitol. Davon war gestern nicht viel zu sehen.
«Während die Polizei bei friedlichen Demonstrationen Tränengas einsetzt, werden Nazis innerhalb des Parlaments geduldet», so ein Kommentar. Auch US-Medien kritisieren die unterschiedliche Härte.
Fest steht: Die Ereignisse des 6. Januars werden die USA noch lange begleiten.