Epstein bezahlte Schutzgeld an Mithäftlinge
Das Wichtigste in Kürze
- Der wegen Missbrauchs angeklagte Jeffrey Epstein hat sich im Gefängnis umgebracht.
- Eine Spurensuche der «New York Times» förderte Erstaunliches zu Tage.
Jeffrey Epstein, der wegen Missbrauchs minderjähriger Mädchen angeklagte US-Unternehmer, hat sich vor 10 Tagen im Gefängnis umgebracht. Wie konnte es soweit kommen?
Die «New York Times» hat mit vielen Interviews die letzten Tage des Häftlings mit der Nummer «76318-054» rekonstruiert. Und dabei Erstaunliches zu Tage gefördert.
Er bezahlte Schutzgeld
Im Gefängnis gibt es eine natürliche Hierarchie. Und niemand ist so weit unten wie Kinderschänder. Diese werden häufig angegriffen und verbringen ihre Zeit im Gefängnis in zusätzlicher Angst.
Um sich zu schützen, zahlte der 66-Jährige verschiedenen anderen Häftlingen Geld auf deren Gefängniskonten ein. Im Gegenzug sollten diese ihn vor Angriffen von Mithäftlingen schützen.
Verschwörungstheoretiker vermuten auch, dass er Angst hatte, in Haft ermordet zu werden. Sein Sexhändler-Ring wolle ihn sicher loswerden, bevor er etwas aussagen kann.
Er war selten in seiner Zelle
Epstein wollte ausserdem sowenig Zeit wie möglich in seiner dunklen Zelle verbringen. Und wer soviel Geld hat, wie der Privatinsel-Besitzer, kann auch seine eigenen Regeln aufstellen. Um aus seiner Zelle rauszukommen, bezahlte er seine Anwälte, damit sie ihn besuchten. Sie verbrachten bis zu 12 Stunden am Tag mit ihm in einem Konferenzraum.
Oft sei er einfach dagesessen und habe sich gelangweilt. Einer seiner Anwälte bezeichnete es als Schichtarbeit – er habe sie nur für seinen Komfort bezahlt.
Aber in seinen letzten Tagen dürfte Epsteins Aufwand, sein Leben etwas erträglicher zu machen, nutzlos gewesen sein. Insider beschreiben ihn als ungewaschen und ungekämmt. Er habe sogar manchmal am Boden geschlafen, anstatt auf seinem Bett.
Er überzeugte die Verantwortlichen aber davon, dass keine Gefahr von ihm ausgehe. Obwohl er bereits einige Tage zuvor verletzt in seiner Zelle gefunden wurde.
Er hätte sich eigentlich nicht umbringen können
In der Nacht, als er sich das Leben nahm, wachten nur 18 Wärter über 750 Gefangene. Zwei Wärter waren für den speziellen Block von Jeffrey Epstein verantwortlich und sollten alle 30 Minuten nach ihm schauen.
Doch die auf Überzeit arbeitenden Wächter nickten ein und vergassen Epstein für ganze drei Stunden. Um 6.30 Uhr fanden sie den Milliardär leblos in seiner Zelle.
Laut zwei Gefängnisverantwortlichen versuchten sie noch, Epstein zu reanimieren. Eine Stunde später wurde Häftling Nummer «76318-054» für tot erklärt. Der Gefängnisdirektor wurde mittlerweile entlassen.
Der US-Milliardär war bereits 2008 wegen Prostitution mit Minderjährigen verurteilt worden.