Experte erklärt: Darum ist «QAnon» so bedenklich
Das Wichtigste in Kürze
- Die Verschwörungstheorien von «QAnon» schwappen auch nach Europa über.
- Ungefährlich sind diese keineswegs, wie ein Experte warnt.
- Durch den Aufbau der Gruppe sei ein Ausstieg sehr schwierig.
Eine geheime, kindermordende Elite die im Untergrund die Fäden zieht und damit allerlei Böses anrichtet. So absurd wie es klingen mag, die Verschwörungstheorien von «QAnon» haben rasant an Aufmerksamkeit gewonnen – nicht zuletzt wegen Corona und den Verschwörungstheorien rund um das Thema.
In den USA und in Deutschland kam es schon zu einigen gefährlichen Attentaten in diesem Zusammenhang. So beispielsweise der Attentäter von Hanau, welcher zehn Personen ermordete. Er verbreitete Verschwörungstheorien, welche sich mit denen von «QAnon» deckten.
Schon im Mai 2019 wurde die Bewegung in den USA vom FBI als mögliches Terrorrisiko eingstuft. «Trotzdem gibt es noch kaum Forschung zu der Bewegung», verrät Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic.
Anziehungskraft der Bewegung ist riesig
Die als Pro-Trump-Verschwörung gestartete Bewegung zeige viele Parallelen zu uralten antisemitischen Verschwörungstheorien auf. «Schon früh glaubte man, dass Juden an allem schuld seien und beispielsweise auch Kinder ermorden würden.»
Auch die Reichen und Mächtigen kriegen ihr Fett weg: «Eigentlich könnte man sagen, der Kapitalismus schafft tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Probleme. Doch das ist komplex. Man braucht einen einfachen Sündenbock, den alle verstehen. In diesem Fall die Reichen und Mächtigen.»
Kovic erklärt das System hinter den Theorien: «Die Bewegung an sich ist ziemlich absurd. In die Foren werden lediglich kryptische, Haiku-mässige kurze Texte und Fragen gestellt, welche die Anhänger selbst interpretieren müssen.» Aus soziologischer Sicht sei dies gleichermassen interessant wie auch bedenklich.
«Für Aussenstehende mag das sehr witzig erscheinen, doch: Das sind tausende Menschen, die das glauben. Die Anziehungskraft der Bewegung scheint riesig», gibt Kovic zu bedenken.
Das Problem mit «QAnon»
Alles hat ein Ende, nur die Verschwörungstheorien von «QAnon» nicht. «Was die Erfinder dieser Gruppe machen ist für sie vielleicht nur ein Spass. Sie geben lediglich ein Gerüst vor, die eigentliche Arbeit wird ausgelagert an die Anhänger. Die Leute suchen nach einem Denkanstoss, nach Beweisen, nach einer Erklärung.»
Dadurch kann man sich immer weiter in die Recherche stürzen, die Theorien weiterspinnen. «Wie soll man es da also schaffen, Leute aus dem Loch zu holen?», fragt sich Kovic.
Gewalt sei ebenfalls ein grosses Thema. Denn viele extremistische Verschwörungstheoretiker sehen keinen anderen Ausweg mehr, als selbst Hand anzulegen.
«Die Überlegung, dass extremistische Täter sich selbst radikalisieren ist schlichtweg falsch. Es gibt immer eine Radikalisierungsspirale, die auch oder vor allem durch äussere Einflüsse im Internet gestärkt wird.» Besonders im Netz sei es schwierig, solche Radikalisierungen zu stoppen.