Intel-Chef: Chip-Knappheit bis ins Jahr 2023 hinein
Intel investiert Milliarden in der Hoffnung, mit neuen Produktionstechnologien wieder zum Branchenführer zu werden. Das Geld für den Umbau liefert unter anderem das Geschäft mit Rechenzentren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die globale Chip-Knappheit wird nach Einschätzung des Branchenriesen Intel noch mindestens ein Jahr andauern.
Die Engpässe dürften sich bis ins Jahr 2023 hinziehen, mit schrittweiser Besserung der Lage, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger zur Vorlage aktueller Quartalszahlen am Mittwoch.
Intel konnte im vergangenen Vierteljahr dank Zuwächsen im Geschäft mit Chips für Rechenzentren seinen Umsatz steigern. Doch unter anderem die Ausgaben für den Ausbau der Produktion lasten auf der Profitabilität, was einigen Analysten und Anlegern Sorgen bereitet. Gelsinger zeigte sich aber entschlossen, die Milliarden-Investitionen voranzutreiben. Die Intel-Aktie gab im vorbörslichen Handel am Donnerstag zeitweise um rund drei Prozent nach.
Erwartungen übertroffen
Intels Quartalsumsatz legte im Jahresvergleich um drei Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar (18,2 Mrd Euro) zu. Der Konzern übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Unterm Strich sank der Quartalsgewinn zugleich um 21 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar.
Der Bedarf an Kapazitäten in Rechenzentren steigt schon seit Jahren und in der Corona-Pandemie mit Videokonferenzen und mehr digitaler Unterhaltung beschleunigte sich das Wachstum noch weiter. Intel gehört zu den Anbietern, die davon profitieren. Der Quartalsumsatz in dem Geschäft legte um 20 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar zu. Das operative Ergebnis gab zugleich um knapp 17 Prozent auf 1,73 Milliarden Dollar nach.
Probleme und Druck
Im Geschäft mit PC-Prozessoren sanken die Erlöse um sieben Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn der Sparte fiel um 23 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Dollar. Der PC-Markt hatte in der Corona-Pandemie einen kräftigen Aufschwung erlebt - Ende vergangenen Jahres gab es aber einen Dämpfer, unter anderem wegen der globalen Komponenten-Engpässe.
Intel hat zusätzlich das Problem, dass Apple bei immer mehr Modellen seiner Macbook-Computer auf Chips aus eigener Entwicklung umsteigt. Im Ergebnis setzte Intel im vergangenen Quartal insgesamt 26 Prozent weniger Notebook-Prozessoren als ein Jahr zuvor ab. Den Effekt auf den Umsatz half abzufedern, dass der durchschnittliche Preis der Notebook-Chips zugleich um 14 Prozent höher war.
Die Auto-Tochter Mobileye, die Fahrassistenz-Systeme und Technologie für selbstfahrende Autos entwickelt, steigerte den Umsatz um sieben Prozent auf 356 Millionen Dollar. Bis Jahresende werde der Start kommerzieller Robotaxi-Dienste in München und Tel Aviv angepeilt, sagte Gelsinger. Intel will Mobileye in diesem Jahr auch an die Börse bringen.
Intel war in den vergangenen Jahren stärker unter Druck geraten, vor allem nachdem es dem Branchenprimus nicht gelungen war, im boomenden Smartphone-Markt Fuss zu fassen. Zuletzt verzögerten Probleme bei der Produktionstechnologie die Einführung einer neuen Chip-Generation, wodurch der kleinere Rivale AMD Marktanteile dazugewinnen konnte. Gelsinger, der seit rund einem Jahr an der Intel-Spitze steht, verspricht, Intel wieder zu einem unangefochtenen Branchenführer zu machen. Das werde aber einige Jahre in Anspruch nehmen, betonte er am Mittwoch.
Allein vergangene Woche kündigte Intel den Bau von zwei neuen Fabriken im US-Bundesstaat Ohio für mehr als 20 Milliarden Dollar an. Zu Gelsingers Strategie gehört, Intel verstärkt auch zu einem Auftragsfertiger zu machen, der neben eigenen Prozessoren Chips für andere Anbieter produziert. Der Konzern sucht aktuell auch nach einem Standort für eine neue Fabrik in Europa.