J.D. Vance: Die radikalen Ansichten von Trumps Vize-Kandidat
J.D. Vance soll neben Donald Trump Vizepräsident werden. Er vertritt Haltungen, die als anti-demokratisch gelten.
Das Wichtigste in Kürze
- Senator J.D. Vance ist Donald Trumps Vizekandidat.
- Vance bewundert Viktor Orbán und anti-demokratische Theorien.
- Bei einem Wahlsieg könnte Vance dem «Project 2025» zum Durchbruch verhelfen.
Mit J.D. Vance hat Donald Trump nicht nur einen zum Fan gewordenen Ex-Kritiker als Vizepräsidentschaftskandidaten auserkoren. Der 39-Jährige Senator aus Ohio hat auch fundamental andere Ansichten als Trumps früherer Vizepräsident, Mike Pence.
Sollte Trump die Wahl zum Präsidenten gewinnen, wäre die Ausgangslage darum eine völlig andere als in der ersten Amtszeit. Mit ihm erscheinen die vom ominösen «Project 2025» angestrebten Ziele sehr realistisch.
Will J.D. Vance die Demokratie abschaffen?
Zwar hat Vance einst zusammen mit der demokratischen Linksaussen-Senatorin Elizabeth Warren gemeinsam einen Vorstoss lanciert. Sie verlangten Lohnrückforderungen bei den Chefs gescheiterter Banken. Dann aber ist auch schon Schluss mit Nettigkeiten.
Wenig überraschend ist Vance ein Bewunderer des ungarischen Premiers Viktor Orbán. Dabei geht es insbesondere um dessen staatliche Kontrolle über die Universitäten, damit diese die Regierungslinie verbreiten.
J.D. Vance zitiert aber auch gerne einen Silicon-Valley-Blogger namens Curtis Yarvin. Dieser hält Demokratie für ineffizient und will sie abschaffen.
Stattdessen wünscht er sich einen Monarchen an der Spitze, wahlweise tun es auch ein CEO oder Diktator. Denn Staaten sollten gemäss Yarvin eigentlich Aktiengesellschaften sein.
J.D. Vance: Präsident soll Gesetze ignorieren
Diese demokratie-kritische Haltung bekräftigte Vance auch in einer Fernsehsendung bezüglich der letzten Präsidentschaftswahl. Wäre er Vizepräsident anstelle von Mike Pence gewesen, hätte er das Wahlresultat nicht akzeptiert. Für die Angeklagten der Capitol-Stürmung kurz danach hat Vance Geld gesammelt.
Vance findet, Donald Trump sollte alle Bundesangestellten bis zum mittleren Kader feuern und «mit unseren Leuten ersetzen». Sollten die Gerichte dies verbieten wollen, solle Trump einfach die Gesetze ignorieren.
Er beruft sich dabei auf den früheren Präsidenten Andrew Jackson, der 1832 einen Entscheid des Obersten Gerichtshofs ignoriert haben soll. Dabei ging es um den rechtlichen Status der Cherokee-Indianer. Die Episode ist allerdings Teil der «Pfad der Tränen» genannten Vertreibung amerikanischer Ureinwohner. Über ein Viertel starben dabei – also nichts, worauf man stolz verweisen müsste.
«Project 2025»: Mit Vance könnte es umgesetzt werden
J.D. Vance wäre nicht Vizepräsidentschaftskandidat allein aufgrund seiner Meinungen, sondern er ist es auch wegen seinem Status. Er gilt als zentrale Figur innerhalb der «postliberalen Rechten».
Grosse Erwartungen an Vance hat man auch bei den Urhebern des «Project 2025». «Er wird sicher einer der Anführer – wenn nicht der Anführer – unserer Bewegung sein». Dies glaubt der Präsident der «Heritage Foundation», die massgeblich für «Project 2025» verantwortlich zeichnet.
Sollte das Duo Trump/Vance gewählt werden, wollen die Republikaner – anders als 2016 – gleich von Anfang an durchstarten. Die Umsetzung der Ideen aus «Project 2025» wird durch verschiedene Faktoren begünstigt: Zum Beispiel dann, wenn die Republikaner auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen.
Im Senat könnten die Demokraten sogar gleichziehen und Donald Trumps Politik trotzdem kaum etwas entgegensetzen. Denn bei unentschiedenen Abstimmungen liegt der Stichentscheid beim Senatspräsidenten – und dieses Amt wird vom Vizepräsidenten der USA bekleidet.
In seiner Amtszeit wurde Donald Trump oft von seiner Entourage zur Räson gebracht. Ideen wie «Atomraketen auf Iran» waren so kurzlebig: Mit Mike Pence oder Verteidigungsminister und Ex-General James Mattis war immer ein «adult in the room» war.
Mit Heisssporn J.D. Vance an seiner Seite aber fehlen Trump diese «Erwachsenen im Raum».