Joe Biden kämpft mit katastrophalen Umfragewerten
Nach dem desaströsen TV-Debüt gegen Donald Trump verschlechtern sich die Umfragewerte von Joe Biden im US-Wahlkampf. Nun fordern auch Demokraten seinen Rückzug.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Joe Biden hat massive Einbussen in seinen Umfragewerten zu verzeichnen.
- Seit der TV-Debatte mit Donald Trump zweifeln viele an seiner Regierungsfähigkeit.
- Die Demokraten und das Weisse Haus betreiben fieberhaft Schadensbegrenzung.
Der Wahlkampf für das Amt des US-Präsidenten wird immer schwieriger für Noch-Amtsinhaber Joe Biden. Die TV-Debatte zwischen ihm und Republikaner Donald Trump in der vergangenen Woche wirft lange Schatten über den Demokraten. Neben parteiinternen Stimmen, die den Rücktritt des 81-Jährigen fordern, sinken auch seine Umfragewerte rapide.
Zwischenzeitig waren Pressemeldungen zu lesen, denen zufolge Joe Biden erstmals einen Rückzug seiner Kandidatur nicht mehr ausschloss. Diese wurden am Donnerstagmorgen jedoch vom Weissen Haus dementiert, wodurch mit einer Kandidatur zur zweiten Amtszeit gerechnet werden muss.
Umfragewerte von Joe Biden im Keller
In den vergangenen Wochen lieferten sich Trump und Biden in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Republikaner lag stets ein bis zwei Prozentpunkte vorn, trotz seiner Skandale und der Verurteilung in einem New Yorker Strafprozess. Seit der Fernsehdebatte konnte Trump seinen Vorsprung in der Wählergunst jedoch signifikant ausbauen, wie aktuelle Umfragen zeigen.
Befragungen von CNN, «New York Times» und «Wall Street Journal» sehen ihn nun mit sechs bis acht Prozentpunkten vor Biden. Bei den Demokraten steigert das die Nervosität – und offenbar auch die Bereitschaft, über einen anderen Kandidaten nachzudenken.
In den USA spielen solche Umfragen – obwohl sie wegen verschiedener Faktoren oft vergleichsweise ungenau sind – eine grosse Rolle. Mehren sich die schlechten Werte für einen Politiker, kann das eine wichtige Signalwirkung für dessen Unterstützer haben. Darunter fallen auch die im US-Wahlkampf unabdingbaren Geldgeber.
Druck auf Biden wächst
Spitzenpolitiker aus der Partei von Joe Biden hatten sich in den vergangenen Tagen mit öffentlicher Kritik zurückgehalten. Am Dienstag forderte dann der erste demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus öffentlich Bidens Rücktritt. Lloyd Doggett aus Texas rief in dem Zuge dazu auf, Platz für einen anderen Kandidaten zu machen. Ein zweiter demokratischer Abgeordneter, Raúl Grijalva aus Arizona, schloss sich den Forderungen am Mittwoch an.
Doch vor allem hinter den Kulissen brodelt es: Joe Biden griff für Krisengespräche selbst zum Hörer, wie das Weisse Haus mitteilte. Demnach telefonierte er am Mittwoch mit einigen hochrangigen Demokraten. Darunter dem Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, dem Minderheitenführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, und weiteren Parlamentariern.
Am Abend schaltete sich Biden mit über zwanzig demokratischen Gouverneuren zusammen, vermutlich mit dem Ziel, sich deren Unterstützung zu sichern. Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, bezeichnete das Gespräch im Anschluss als «aufrichtig». Man stehe hinter Biden, aber sorge sich um den Stand der Demokraten im Rennen um die Präsidentschaft.
Im Weissen Haus bemühte sich Bidens Stabschef Jeff Zients um Schadensbegrenzung und führte eine Telefonschalte mit mehr als 500 Regierungsmitarbeitern. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge rief Zients darin dazu auf, den «Lärm» um Biden auszublenden und sich auf die Regierungsarbeit zu konzentrieren. Die vergangenen Tage seien eine Herausforderung gewesen. Die Fokussierung aller Mitarbeiter auf die Regierungsarbeit werde in der heissen Wahlkampfphase noch wichtiger, sagte er demnach.
Vize Harris rückt in den Fokus
Derweil richtet sich der Blick auch zunehmend auf Bidens Stellvertreterin Kamala Harris. Sie könnte Biden im Rennen um die Präsidentschaft ersetzen, wie es besonders in den sozialen Medien haufenweise spekuliert wird.
Ein Unterstützerteam von Ex-Präsident Donald Trump ging derweil zum verbalen Frontalangriff auf die Demokratin über. So schreiben sie unter anderem, die Demokraten würden beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln. Grund dafür sei, dass Joe Bidens mangelnde Eignung für das Amt nicht mehr zu leugnen wäre.