Mexikos Nationalgarde muss Sohn von «El Chapo» laufen lassen
Das Wichtigste in Kürze
- Die mexikanische Nationalgarde musste «El Chapo»-Sohn Ovidio Guzmán wieder freilassen.
- Schwer bewaffnete Männer waren den Polizisten und Soldaten zahlenmässig überlegen.
- Es kam zu Strassenkämpfen in Culiacán – Anwohner flüchteten in Panik.
Nachdem die Nationalgarde einen Sohn des in den USA inhaftierten Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán festgenommen habe, habe sie ihn angesichts der Übermacht bewaffneter Angreifer wieder laufen lassen müssen. Das berichteten mexikanische Medien.
Die Strassenkämpfe in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa, versetzten die Bevölkerung gestern Donnerstag (Ortszeit) in Panik.
Der mexikanische Sicherheitsminister Alfonso Durazo teilte mit, «El Chapos» Sohn Ovidio Guzmán López sei mit drei weiteren Verdächtigen festgenommen worden, nachdem eine Patrouille der Nationalgarde aus einem Wohnhaus in Culiacán angegriffen worden war. In der Folge hätten zahlreiche bewaffnete Männer das Haus umstellt. Laut Durazo waren sie den Soldaten zahlenmässig überlegen.
Ovidio Guzmán freigelassen
Anwohner hätten inmitten des Schusswechsels flüchten müssen, führte der Sicherheitsminister aus. «Um das höhere Gut, die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung von Culiacán zu schützen», habe die mexikanische Regierung «entschieden, die besagten Aktionen auszusetzen», sagte Durazo in einer Videobotschaft.
Mexikanischen Medien zufolge bedeutete dies auch die Freilassung von Ovidio Guzmán. Weder Durazo noch das Büro von Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador reagierten auf die Bitte um nähere Angaben zu dem Vorfall.
Soldaten und Polizisten unter Beschuss
Auf Fernsehbildern waren Soldaten und Polizisten unter Beschuss von schwer bewaffneten Männern zu sehen. Einige Autofahrer auf den umliegenden Strassen verliessen in Panik ihre Fahrzeuge, um sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen.
Laut Durazo starteten die Angreifer auch an mehreren anderen Orten der Stadt Attacken, die Kämpfe dauerten etwa sechs Stunden. Nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP blockierten die bewaffneten Angreifer Strassen und Autobahnen rund um die 750'000-Einwohner-Stadt Culiacán und brachten das öffentliche Leben damit zum Erliegen.
Aus Kreisen der Regierung des Bundesstaates Sinaloa hiess es, mehrere Polizisten hätten Verletzungen erlitten.
Bürgerkriegsähnliche Szenen in Culiacán
In Culiacán herrschte stundenlang Chaos. Ein AFP-Journalist filmte bürgerkriegsähnliche Szenen mit schwerbewaffneten vermummten Bandenmitgliedern und in Brand gesetzten Fahrzeugen. Eine unbekannte Zahl von Häftlingen im Gefängnis Aguaruto de Culiacán nutzte nach Angaben aus Regierungskreisen das Chaos, um auszubrechen.
Ovidio und sein Bruder Alfredo Guzmán sollen die Führung über einen Teil des jahrelang von «El Chapo» geführten Sinaloa-Kartells übernommen haben, nachdem ihr Vater 2017 an die USA ausgeliefert worden war. «El Chapo» wurde im Juli in New York zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.