Morde an Frauen in Mexiko führen zu massiven Protesten

Noëlle Steiner
Noëlle Steiner

Mexiko,

Jeden Tag werden in Mexiko im Durchschnitt zehn Frauen getötet: Die jüngsten Morde sorgen nun für Proteste und Forderungen an die Politik in ganz Lateinamerika.

Femizide in Lateinamerika
Zahlreiche Frauen nehmen mit verbundenen Augen an einer Performance gegen Gewalt gegen Frauen teil. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Mexiko werden immer mehr Frauen getötet – im Durchschnitt zehn pro Tag.
  • Die jüngsten Femizide lösen nun massive Proteste in ganz Lateinamerika aus.

Die Proteste in Mexiko werden immer lauter: Zahlreiche Frauen kommen in der Öffentlichkeit zusammen, um sich gegen die hohe Femizid-Rate in ihrem Land zu wehren. Sie legen Feuer vor dem Nationalpalast oder beschmieren die Wände und Türen mit Farben.

Mit verhüllten Gesichtern, erhobenen Fäusten und Plakaten protestierten zuletzt Hunderte in Mexiko-Stadt gegen die Morde an Fátima (†7) und Ingrid (†25).

Die siebenjährige Fátima wurde am 11. Februar nach der Schule entführt, geschlagen und vergewaltigt. Ihre nackte Leiche tauchte schliesslich am vergangenen Samstag in einer Plastiktüte zwischen Müll und Abfällen wieder auf.

Ingrid Escamilla (†25) wurde von ihrem Freund erstochen und gehäutet. Bilder ihrer Leiche landeten in der Presse und sorgten weltweit für einen Aufschrei.

Höchststrafen erhöht

Die mexikanischen Parlamentarier erhöhten aus diesem Anlass die Höchststrafen für Frauenmord und sexuellen Missbrauch um jeweils fünf Jahre auf 65 beziehungsweise 18 Jahre Haft. Allerdings bleiben im Land rund 90 Prozent der Taten ungesühnt.

Von Argentinien bis Mexiko ist Gewalt gegen Frauen seit Jahrzehnten weit verbreitet. Nach Angaben der Vereinten Nationen befinden sich 14 der 25 Länder mit den höchsten Mordraten an Frauen in Lateinamerika und der Karibik.

Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der gezielten Frauenmorde in Mexiko um zehn Prozent zu – in den letzten fünf Jahren sogar um 137 Prozent. Über 1000 der rund 3800 Morde an Frauen wurden als Femizide eingestuft: Die Opfer wurden aufgrund ihres Geschlechts getötet. Im Durchschnitt werden jeden Tag in Mexiko zehn Frauen getötet.

Mexikos Präsident: Neoliberalismus ist das Problem!

Feministische Gruppen und Menschenrechtsorganisationen werfen dem linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador nun vor, die Gewalt gegen Frauen nicht ernst zu nehmen.

So empörte er sich zuletzt darüber, dass ihm mehr Fragen zum Thema Frauenmorde gestellt würden als über die symbolische Versteigerung des Präsidentenflugzeugs.

Andrés Manuel López Obrador
Andrés Manuel López Obrador. - keystone

López Obrador wiederum macht den Neoliberalismus seiner Vorgänger für die Gewaltwelle verantwortlich. «Das lässt sich nicht mit Polizisten, Gefängnissen und der Drohung mit einer harten Hand lösen. Wir müssen uns darum von Grund auf kümmern, mit materieller und seelischer Fürsorge», erklärte er darum bei einer Pressekonferenz.

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