Nach Abschaffung von Roe V. Wade: Proteste im ganzen Land
Das oberste Gericht der USA hat das Recht auf Abtreibung gekippt. Die Reaktionen sind postwendend: Staaten führen neue Gesetze ein, Menschen protestieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Liberale sind entsetzt, Konservative jubeln. Die Kippung von Roe V. Wade spaltet das Land.
- Überall in den USA gingen Menschen auf die Strasse – um zu demonstrieren oder zu feiern.
- Erste US-Bundesstaaten haben bereits strengere Abtreibungsgesetze eingeführt.
Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA gegen das US-weite Recht auf Abtreibung sind landesweit tausende Menschen auf die Strasse gegangen.
Demonstrationen gab es unter anderem in Washington, Miami, Houston und dutzenden weiteren Städten. In Saint-Louis demonstrierten Abtreibungsbefürworter vor der letzten Klinik im Bundesstaat Missouri, die bislang noch Abtreibungen vornahm. Missouri hatte direkt nach der Gerichtsentscheidung ein Abtreibungsverbot erklärt.
Der Supreme Court hatte zuvor das seit 1973 geltende Grundsatzurteil aufgehoben, das mit der Bezeichnung «Roe v. Wade» Geschichte geschrieben hatte. Damit ist es nun den einzelnen Bundesstaaten freigestellt, Abtreibungen zu erlauben, sie einzuschränken oder gänzlich zu verbieten.
Staaten führen Abtreibungsverbot ein
Sieben Staaten haben nicht lange gezögert: In Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen nun nicht mehr erlaubt. Auch nicht bei Vergewaltigungen oder Fällen von Inzest. Ausnahmen gibt es in der Regel nur für medizinische Notfälle. Eine Reihe liberaler Staaten hat hingegen am Freitag angekündigt, das Recht auf Abtreibungen weiter schützen zu wollen.
US-Präsident Joe Biden kündigte Massnahmen an, um die Rechte der Frauen zu schützen. Er steht der Entscheidung aber relativ machtlos gegenüber.
Die Entscheidung ist eine Folge der Amtszeit des Republikaners Donald Trump als US-Präsident: Trump ernannte drei neue Verfassungsrichter, sodass konservative Juristen am Supreme Court nun eine klare Mehrheit von sechs der neun Richter stellen. Trump feierte das Urteil als Entscheidung Gottes.
«Es ist hart, sich vorzustellen, dass man nun in einem Land lebt, in dem Frauen nicht als menschliche Wesen respektiert werden», sagte die Demonstrantin und zweifache Mutter Jennifer Lockwood-Shabat vor dem Gebäude des Supreme Court in Washington.
Taylor Swift geschockt
Auch in der Promiwelt sorgte der Entscheid für Entsetzen: Zahlreiche Prominente haben erschüttert reagiert. «Ich bin absolut geschockt, dass wir an dieser Stelle stehen», schrieb Sängerin Taylor Swift bei Twitter. «Nach so vielen Jahrzehnten, in denen Menschen für das Recht von Frauen, über ihren Körper zu bestimmen, gekämpft haben, hat uns diese Entscheidung das wieder weggenommen.»
Hailey Bieber, Model und Ehefrau von Popstar Justin Bieber, kommentierte via Instagram: «Wow ... ich bin sprachlos. Was für ein furchtbarer Verlust und was für eine Enttäuschung. Das macht sehr, sehr viel Angst.»
Schauspielerin Viola Davis schrieb via Twitter, sie sei «am Boden zerstört». «Jetzt müssen wir mehr denn je unsere Stimme und unsere Macht benutzen.»