Nach Trumps Corona-Infektion: So schätzen Ökonomen den Markt ein

Keystone-SDA
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USA,

Nur einen Monat vor den US-Präsidentschaftswahlen hat sich Donald Trump mit dem Coronavirus infiziert. Auch die Finanzmärkte bekommen dies zu spüren.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert.
  • An den Finanzmärkten sorgte dies für eine erhöhte Volatilität.
  • Zahlreiche Experten spekulieren nun über die Markt-Entwicklung.

US-Präsident Donald Trump hat sich nur einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen mit dem Coronavirus infiziert. Dies sorgte an den Finanzmärkten zum Wochenschluss für eine erhöhte Volatilität. Kommentare zeigen, dass selbst die Finanzmarktexperten Schwierigkeiten haben, die weitere Entwicklung einzuschätzen:

Thomas Gitzel, VP Bank: «Die Corona-Erkrankung kommt für den US-Präsidenten zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Gerade im Schlussspurt ist die volle Energie des Kandidaten gefordert. Welche Konsequenzen die Erkrankung für den Wahlausgang haben wird, hängt entscheidend vom Verlauf der Viruserkrankung ab.

Sollte Donald Trump einen schwierigen Krankheitsverlauf erleiden, ist die Glaubwürdigkeit des Präsidenten endgültig beschädigt. Trump hat das Virus oftmals in seinen Auswirkungen heruntergespielt. Ein schwerer Krankheitsverlauf wäre also unter einer nüchternen Analyse gut für Joe Biden.

An den Finanzmärkten könnte die Viruserkrankung des Präsidenten für Unruhe sorgen, wenn es zu einem schwierigen Verlauf käme. Die ohnehin bestehenden Unsicherheiten würden dann nochmals zunehmen. Soviel steht fest, die Wochen vor den Wahlen werden turbulent.»

«Infizierung erhöht Unsicherheit an Kapitalmärkten»

David Kohl, Bank Julius Bär: «Nach unserer Einschätzung erhöht das positive Corona-Testergebnis von Donald Trump und seiner Frau sicherlich die Unsicherheit an Kapitalmärkten. Sicherlich werden sowohl Republikaner als auch Demokraten versuchen daraus politisches Kapital zu schlagen - mit ungewissem Ausgang.

Gleichzeitig bleibt es bei der extremen Polarisierung, was die Mobilisierung von Wählern erleichtert. Demographisch ergibt sich daraus ein Vorteil für die Demokraten, da die Anzahl der jungen Wähler seit 2016 zugenommen hat. Für die Kapitalmärkte ist ein möglicher Wahlsieg der Demokraten wegen der geplanten höheren Besteuerung problematisch.

Bill Ackman
Lange Gesichter an den US-Finanzmärkten. (Archivbild) - Keystone

Gleichzeitig verzögert die Wahl ein weiteres Fiskalpaket zur Abfederung der Folgen des Konjunktureinbruchs durch die Corona-Pandemie. Zusammen mit der gestiegenen Unsicherheit sind daher die positiven Corona-Testergebnisse ein Belastungsfaktor für den Risikoappetite an den Kapitalmärkten. Diese ändern allerdings wenig an der aktuellen realwirtschaftlichen Entwicklung.»

«Thema Covid wird für den Wahlkampf wichtiger»

Anastassios Frangulidis, Pictet: «Die positiven Testergebnisse von US-Präsident Trump machen das Thema Covid wichtiger für den Wahlkampf. Umfragen zeigen, dass die US-Bevölkerung mit dem bisherigen Management durch den Präsidenten und seiner Administration unzufrieden ist.

Das heutige Ereignis wird diese Wahrnehmung wahrscheinlich stärken, was nicht hilfreich für den Wahlkampf des Präsidenten ist. Die Finanzmärkte werden wahrscheinlich weder nach unten noch nach oben vor dem Wahltag ausbrechen. Wir haben in den letzten Monaten eine klare Erholung der US-Volkswirtschaft gesehen. Die Realzinsen sind dank der Fed-Politik nicht gestiegen, sondern gefallen.

Wahlkampf
Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat, hält eine Rede. - dpa

Die fehlende Einigung zwischen Demokraten und Republikanern bezüglich der Vermeidung eines Fiscal Cliffs stellt ein wichtiger Risikofaktor dar. Definitiv negativ würden die Aktienmärkte im Falle einer sogenannten «contested election» reagieren. Die Märkte versuchen bereits heute die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses einzupreisen. Kommt es tatsächlich dazu, besteht dann die Gefahr einer stärkeren Korrektur.»

«Erkrankung dürfte seine Wiederwahl-Chancen schmälern»

Christian Brändli, ZKB: «Die Ansteckung kommt für Trump natürlich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, da er dadurch seine Wahlkampf-Rallies unterbrechen muss. Diese Auftritte wären für ihn und seinen Wahlkampf sehr wichtig, da er in den Umfragen hinter Biden liegt. So gesehen dürfte die Erkrankung seine Wiederwahl-Chancen zusätzlich schmälern.

Zudem dürfte schwerer werden, die Aufmerksamkeit im Wahlkampf weg vom Coronavirus auf andere ihm wohlgesinntere Themen zu lenken. Trump hatte zuvor die Bedeutung des Coronavirus stets kleingeredet, während weite Teile der Bevölkerung seinem Umgang mit der Pandemie missbilligten. Die Unsicherheit ist wegen des knappen Rennens und dem möglicherweise umstrittenen Wahlausgangs sowie eines drohenden Machtwechsels schon erhöht. Ob die Erkrankung Trumps hier noch zusätzlich Öl ins Feuer giesst, hängt wohl vom Verlauf der Erkrankung ab.»

dow jones industrial average
An der Vorderseite der New Yorker Börse hängt eine US-Flagge. - dpa

Karsten Junius, Bank Safra Sarasin: «Die eh schon hohe Unsicherheit, ob es am 3. November einen unbestrittenen Sieger gibt, steigt weiter an. Falls weitere Kreise im Weissen Haus infiziert sein sollten, könnten bald auch Stimmen für eine Verschiebung der Wahl laut werden. Das erhöhte die Unsicherheit an den Märkten zusätzlich.»

«Trumps Team könnte auf Verschiebung der Wahl drängen»

Gianluigi Mandruzzato, EFG Asset Management: «Das Hauptthema an den Märkten ist die gestiegene Unsicherheit über die Wahlen. Es scheint wahrscheinlicher, dass Trumps Team versuchen wird, auf eine Verschiebung der Wahlen zu drängen. Das könnte im Prinzip vom Kongress mit Zustimmung beider Kammern beschlossen werden. Angesichts der starken Opposition der Demokraten ist das aber eher unwahrscheinlich.

Natürlich wird Trumps Gesundheitszustand in den nächsten Tagen untersucht werden- Jedes Anzeichen einer Verschlechterung könnte die Marktangst verstärken. Sollte Trump Rennen verlassen müssen, würden die republikanischen Wähler wissen, dass sie für die Partei und nicht für Trump stimmen. Und, dass der neue Präsident, falls die Republikaner die Wahlen gewinnen, von der Partei gewählt würde.

Trump
US-Präsident Donald Trump und sein Team. (Archivbild) - Keystone

Das wiederum könnte dazu führen, dass die von Trump enttäuschten republikanischen Wähler zur Wahl gehen. Dies würde das Rennen noch unsicherer machen und Ungewissheit ist nie gut für die Märkte.»

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