Oberstes US-Gericht setzt Grenzen für Wiederverwertung von Kunst
Das Oberste US-Gericht hat in einer Entscheidung den Spielraum für die Wiederverwendung von Kunsst in neuen Werken eingeschränkt.

Das Wichtigste in Kürze
- US-Gericht schränkt Wiederverwendung von Kunst ein.
- Warhol verletzte Urheberrechte mit Prince-Porträt.
- Entscheidung könnte Schaffung neuer Kunst behindern.
Das Oberste US-Gericht hat in einer Entscheidung mit potenziell weitreichenden Urheberrechts-Folgen den Spielraum für die Wiederverwendung von Kunst in neuen Werken eingeschränkt. Die Richter entschieden, dass der 1987 verstorbene Künstler Andy Warhol mit einem Bild des Musikers Prince die Urheberrechte einer Fotografin verletzt hatte. Warhols Porträt basierte auf ihrem einige Jahre zuvor aufgenommenen Foto.
Die Andy-Warhol-Stiftung verwies in dem Gerichtsverfahren auf die «Fair-Use»-Doktrin, die die Wiederverwendung eines Kunstwerks oder seiner Elemente bei der Schaffung neuer Werke zulässt. Die Idee dabei ist, dass auch bei urheberrechtlich geschützten Werken dafür keine Erlaubnis des Urhebers notwendig ist, wenn dabei ein eigenständiges neues Kunstwerk entsteht.
In dem Urteil von Donnerstag folgte die Mehrheit am Supreme Court jedoch der Auffassung, dass Warhol mit seinem Bild nichts «grundlegend anderes und Neues» geschaffen habe. Auch habe sein Porträt genauso wie das Foto der Fotografin Lynn Goldsmith die kommerzielle Nutzung zum vorrangigen Ziel gehabt. Das hebe den «Fair-Use»-Schutz auf. Warhol sei damit nicht anders vorgegangen als etwa ein Musiker, der in seinen Song Musik eines anderen Künstlers einbinde.
Eine Entscheidung zugunsten Warhols in diesem Fall würde den Schutz der Urheberrechte aushöhlen, warnte Richterin Sonia Sotomayor als Autorin des Urteils. Denn damit wäre der Weg offen, Fotos mit geringen Änderungen zu kopieren und als eigenes Werk zu verkaufen, argumentierte sie. Goldsmith hatte das Foto von Prince 1981 im Auftrag des Magazins «Newsweek» aufgenommen, Warhols Bild wurde 1984 im Magazin «Vanity Fair» zu einem Artikel über Prince veröffentlicht.
Von den neun Mitgliedern des Obersten Gerichts folgten sieben der Argumentation der Richterin. Sotomayors Kollegin Elena Kagan widersprach entschieden: Das Urteil werde «jegliche Art von Kreativität ersticken», konterte sie. Die Entscheidung werde die Schaffung neuer Kunst, Musik und Literatur behindern. «Sie wird unsere Welt ärmer machen.» Der Vorsitzende Richter John Roberts schloss sich Kagan an.