Republikaner drängen nach Kavanaughs Anhörung auf schnelle Entscheidung
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anhörung des Richterkandidaten Brett Kavanaugh fanden diese Woche statt.
- Er warf die Anschuldigungen zurück als politische Kampagne gegen ihn.
- Am Freitag soll die endgültige Entscheidung fallen.
Nach den hochemotionalen Anhörungen des Juristen Brett Kavanaugh und der Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford vor dem Justizausschuss des US-Senats drängen die Republikaner auf eine schnelle Entscheidung über ihren Richterkandidaten. US-Präsident Donald Trump lobte am Donnerstag Kavanaughs Verteidigung gegen den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung als «kraftvoll» - nun müsse der Senat abstimmen. An der für Freitag angesetzten Abstimmung im Justizausschuss wollen die Republikaner nicht mehr rütteln lassen.
Trump stärkte seinem Wunschkandidaten wenige Sekunden nach der Beendigung von dessen Anhörung mit einer Twitter-Botschaft den Rücken. «Seine Aussage war kraftvoll, ehrlich und fesselnd», schrieb der Präsident. «Richter Kavanaugh zeigte Amerika genau, warum ich ihn nominiert habe.»
Zugleich griff er die oppositionellen Demokraten scharf an und warf ihnen eine «Strategie der Zerstörung» vor. Sie hätten versucht, die Nominierung seines Wunschkandidaten zu «verzögern» und zu «behindern».
Entscheidung fällt am Freitag
Laut dem Republikanerchef im Senat, Mitch McConnell, soll nun am Freitag wie geplant im Justizausschuss abgestimmt werden. «Wir werden am Vormittag abstimmen und wir werden fortschreiten», sagte McConnell.
Eindringlich hatte Ford zuvor vor laufenden Kameras im Kongress ihre Vorwürfe gegen Kavanaugh bekräftigt. Die Wissenschaftlerin schilderte im Detail die Vorkommnisse während einer Party in einem Privathaus im Jahr, bei der Kavanaugh in betrunkenem Zustand über sie hergefallen sein soll.
Als sie um Hilfe habe rufen wollen, habe er ihr den Mund zugehalten. «Das hat mir am meisten Angst gemacht», sagte Ford. Sie habe gefürchtet, dass er sie dabei versehentlich ersticken könnte.
Die Forscherin schilderte auch langfristige psychischen Folgen, welche der Angriff bei ihr verursacht habe, darunter Angstattacken und Klaustrophobie.
Nur ein Instrument?
Zudem trat sie dem Verdacht entgegen, sie werde von den oppositionellen Demokraten instrumentalisiert, um die Beförderung des Kandidaten von Präsident Trump zu verhindern.
«Ich bin eine unabhängige Person, und ich bin niemandes Spielfigur», sagte sie. «Ich bin nicht hier, weil ich mir das wünsche. Ich habe grosse Angst», sagte sie gleich zu Beginn ihrer vierstündigen Aussage.
Sie halte es aber für ihre «staatsbürgerliche Pflicht», über den sexuellen Angriff zu berichten, den Kavanaugh im Jahr 1982 gegen sie verübt habe. Ford schloss aus, dass sie den Angreifer verwechselt haben könnte. Kavanaugh sei «hundertprozentig» der Täter gewesen.
Zornig und laut
Kavanaugh trat danach auf und wies die Anschuldigung mit zornigen Worten, lautem Tonfall und verzerrtem Gesichtsausdruck zurück. «Ich habe niemals jemanden sexuell angegriffen», sagte er.
Der Kandidat beklagte seinerseits dramatische Folgen der Anschuldigungen für sein Leben: «Meine Familie und mein Name sind durch diese bösartigen und falschen Anschuldigungen zerstört worden.» Er wies Fords Vorwürfe wie schon in den vergangenen Tagen entschieden zurück.
Der 53-jährige Jurist beschrieb sich zudem als Opfer einer «kalkulierten und orchestrierten» politischen Kampagne, die seine Beförderung verhindern solle. Der Verlauf seines Nominierungsverfahrens sei eine «nationale Schande». Dennoch werde er seine Bewerbung nicht zurückziehen. Dazu werde er sich nicht «einschüchtern» lassen, sagte der 53-Jährige.
Kavanaugh war im Juli von Trump für den freien Posten am Obersten Gericht der USA nominiert worden. Die Ernennung bedarf der Zustimmung des Senats. Durch die Vorwürfe Fords zieht sich die Nominierungsprozedur länger hin als ursprünglich geplant. Inzwischen meldeten sich noch zwei weitere Frauen mit Vorwürfen sexueller Übergriffe durch Kavanaugh zu Wort.
Trump hat eine Abkehr von seinem umstrittenen Richterkandidaten zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. Kurz vor der Anhörung im Senat sagte Trump, er könne seine Meinung über Kavanaugh noch ändern, sollte der erzkonservative Richter «schuldig» sein.