SpaceX-Astronauten erreichen die ISS mit blindem Passagier

Der Start der SpaceX-Mission Demo-2 war erfolgreich. Erstmals seit 2011 fliegen Astronauten in einer amerikanischen Raumfähre zur internationalen Raumstation ISS. Damit ist das Ereignis gleich in mehreren Aspekten historisch: Es ist die erste komplett neu entwickelte Raumfähre seit 39 Jahren und die erste von einem Privatunternehmen gebaute Raumfähre überhaupt.

Das Andock-Manöver wurde um 16:20 erfolgreich abgeschlossen. Rund 1,3 Millionen Zuschauer verfolgten das Manöver im YouTube-Livestream.

Der kritischste Punkt der Mission ist längst überstanden: Das Risiko eines Defekts ist in den ersten Minuten nach dem Start am höchsten. Das vollautomatische Andock-Manöver erfolgte nun ohne Zwischenfälle.

Bereits Stunden zuvor konnten die Astronauten an Bord der ISS die Dragon-Kapsel beobachten. Dennoch dauerte das Andock-Manöver planmässig lange: ISS und Dragon-Kapsel bewegen sich mit über 7 Kilometern pro Sekunde um die Erde. Trotz der enormen Geschwindigkeiten musste das Manöver sanft vonstattengehen: Eine Kollision hätte fatale Folgen gehabt.

Aufsehen erregte ein «blinder Passagier», welcher rund zehn Minuten nach dem Start durch das Cockpit flog: Nachdem sich die Astronauten mit dem Fäustchen zum erfolgreichen Start beglückwünscht hatten, flog ein Plüschtier durch das Bild.

«Es sieht so aus, als ob wir den Schwerelosigkeitsindikator herumschweben gesehen haben», kommentierte der Kommentator des Livestreams. Nachdem der Flug in die Routinephase übergegangen war, erklärte Raumfahrer Robert Behnken den «blinden Passagier»: «Wir haben einen Apathosaurus an Bord.»

Behnken und sein Missionskollege Douglas Hurley haben Söhne, die grosse Dino-Fans sind. «Wir haben alle Dinosaurier aus beiden Haushalten gesammelt. Tremor, der Apathosaurus, wurde von den Jungs für die Begleitung der Mission ausgewählt.»

Der Flug der Dragon-Kapsel kann als Meilenstein bezeichnet werden: Es ist das erste neu entwickelte bemannte Raumschiff seit dem Space Shuttle. Das Space Shuttle hob erstmals 1981 ab.

Nachdem 2003 sieben Astronauten beim Wiedereintritt des Space Shuttles Columbia gestorben waren, wurde das Space-Shuttle-Programm 2011 aufgegeben. Seitdem blieb nur die russische Sojus-Kapsel für bemannte Flüge zur ISS.

Auch wenn die russische Sojus-Kapsel als äusserst sicher gilt: Das Sojus-Konzept stammt aus den 60er Jahren – seitdem wurde die Raumfähre nur wenig modernisiert. Dass die Nasa bei der Versorgung der gemeinsamen Raumstation auf die russische Raumfahrtagentur Roskosmos angewiesen war, belastete das amerikanische Selbstwertgefühl.