Taylor-Swift-Fans machen in den USA für Kamala Harris mobil
Taylor-Swift-Fans unterstützen Kamala Harris mit Beiträgen in Online-Netzwerken, dem Sammeln von Spenden und Wahlkampf-T-Shirts.
Bei der Präsidentschaftswahl in den USA zeichnet sich ein enges Rennen ab, prominente Unterstützung etwa durch Superstar Taylor Swift wäre den Wahlkämpfern daher hoch willkommen. Die Sängerin hat sich bislang nicht öffentlich festgelegt, aber zahlreiche Fans von ihr, die sogenannten Swifties, haben sich entschieden: Sie unterstützen Kamala Harris, die Kandidatin der Demokraten, mit Beiträgen in Online-Netzwerken, dem Sammeln von Spenden und Wahlkampf-T-Shirts.
Nur wenige Stunden, nachdem sich der betagte Präsident Joe Biden im Juli aus dem Rennen um das Weisse Haus zurückgezogen hatte und seine Vizepräsidentin Harris als neue Kandidatin empfahl, gründete die Swift-Anhängerin Emerald Medrano eine Social-Media-Initiative. Beim Onlinedienst X hat «Swifties for Kamala» mittlerweile rund 75'000 Unterstützerinnen und Unterstützer, bei Instagram knapp 50'000.
Ihr Idol ist der Kampagnengruppe nicht persönlich verbunden. Vielmehr finden sich hier Menschen zusammen, die ausser ihrer Begeisterung für Taylor Swift auch gemeinsame politische Einstellungen verbinden. «Wir sind ein Bündnis aus Taylor-Swift-Fans, die die historische Demokratie in den Vereinigten Staaten schützen wollen», schreibt die Kampagnengruppe auf ihrer Website. Dazu gehöre, bei lokalen und nationalen Wahlen «fortschrittliche Kandidaten» wie etwa Harris zu unterstützen.
Die Gruppe setzt sich für die Rechte sexueller Minderheiten und Selbstbestimmung beim Thema Verhütung und Abtreibung ein und unterstützt Einwanderer sowie den Kampf gegen den Klimawandel. Ausserdem steht «eine dauerhafte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas» im Gazastreifen auf ihrer aktuellen Prioritätenliste.
«Swifties for Kamala»
Bis Freitag sammelten die «Swifties for Kamala» 145'000 Dollar an Spenden für die demokratische Präsidentschaftskandidatin ein. Zum Start der Sammelaktion am Dienstagabend (Ortszeit) hiess es, die Fans wollten «unsere Swiftie-Macht in politische Macht verwandeln». Die Auftakt-Veranstaltung hatte online etwa 27'000 Zuschauerinnen und Zuschauer – und prominente Gäste wie Senatorin Elizabeth Warren und Singer-Songwriter-Legende Carole King.
Die durch Hits wie «You've Got A Friend» bekannte Sängerin sagte, sie sei selbst ein Swiftie und sogar mit Taylor Swift befreundet. Als US-Bürgerin, die sich selbst schon seit Jahren politisch engagiert und trotz ihrer Prominenz Haustür-Wahlkampf für ihre Wunschkandidaten gemacht hat, rief King die Swifties dazu auf, selbst an Haustüren zu klopfen und herumzutelefonieren, um zu einem Sieg von Harris bei der Präsidentschaftswahl am 5. November beizutragen.
Eine viel grössere Reichweite als King hätte ein Wahlaufruf von Taylor Swift selbst. Schliesslich hat die Sängerin hunderte Millionen von Followern in den Online-Netzwerken, ihre Fans achten ganz genau auf jede ihrer Äusserungen.
Sowohl das rechte als auch das linke politische Lage haben daher lange versucht, Swift für sich zu vereinnahmen. Doch die Sängerin schwieg jahrelang zur US-Politik – auch 2016, als der Rechtspopulist Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewann.
Zeitweise wurde spekuliert, die Sängerin stehe den Republikanern nahe – bis sie 2018 ihr Schweigen brach und bei der Senatswahl in ihrem Heimat-Bundesstaat Tennessee dem demokratischen Rivalen der Rechtsaussen-Republikanerin Marsha Blackburn offen ihre Unterstützung aussprach.
2020 stellte sich Swift hinter Biden
Blackburn gewann damals trotzdem, aber Swift konnte sich von nun an nicht mehr aus der Politik heraushalten. Später erklärte sie, ihr Umfeld habe ihr davon abgeraten, sich politisch zu äussern, da dies ihrer Karriere schaden könne – insbesondere bei den als konservativ bekannten Fans der Country-Musik, die Swift damals noch machte.
Bei der Präsidentschaftswahl 2020 stellte sich Swift hinter den Demokraten Biden. Sie verurteilte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, das landesweite Abtreibungsrecht zu kippen, und lässt in ihre Songs und Musikvideos immer wieder Botschaften zur Unterstützung der LGBTQ+-Community einfliessen. Ausserdem ruft die 34-Jährige ihre Fans dazu auf, sich als Wähler registrieren zu lassen.
Swifts enorme Popularität macht sie aber zugleich regelmässig zu einem Objekt von politischer Desinformation und Verschwörungsmythen. Eine direkte Einmischung der Sängerin in den US-Wahlkampf wäre daher wohl nicht ganz unproblematisch.
«Wir warten nicht darauf, dass Taylor Kamala Harris ihre Unterstützung ausspricht», sagte kürzlich Rohan Reagan von der Social-Media-Kampagne von «Swifties for Kamala» dem Magazin «Cosmopolitan». «Wir machen das unabhängig von ihr und nutzen die Swifties-Plattform als Möglichkeit, Menschen für die Wahl zu mobilisieren.»