Trump-Berater: Hoffen, dass Biden im Rennen bleibt
Während Demokraten einen Rückzug Bidens fordern, hofft das Trump-Team, dass der Amtsinhaber im Rennen bleibt. Denn er sei einfacher zu besiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Trump-Team hofft, dass Joe Biden im Rennen um das Weisse Haus bleibt.
- Republikaner bezeichnen eine mögliche Biden-Absetzung als «Bedrohung für die Demokratie».
- In Umfragen liegen die Ausweichkandidaten hinter Trump – mit einer unerwarteten Ausnahme.
Es begann mit der TV-Debatte gegen Donald Trump: Joe Biden lieferte einen schlechten Auftritt ab. So schlecht, dass Demokraten dazu drängen, dass er nicht mehr kandidiert. Laut Insidern ist sich der Präsident bewusst, dass «seine Kandidatur möglicherweise nicht zu retten ist». Er soll über einen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen nachdenken, schreibt die «New York Times».
Gefundenes Fressen also für seinen Widersacher Donald Trump? Nicht wirklich. Der sonst so laute und um keine Wortmeldung verlegene Republikaner verhält sich seit der Debatte ungewohnt still. Hinter verschlossenen Türen wird aber die Möglichkeit eines Wahlkampfes gegen einen anderen Kandidaten diskutiert. Dies berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Die Insider sagen, die Trump-Kampagne hoffe, dass Biden sich nicht zurückziehe. Sie gehen davon aus, dass Trump den amtierenden Präsidenten trotz der Verurteilung besiegen könne. Gemäss aktuellen Umfragen kommt der Herausforderer auf 49 Prozent der Stimmen, der Amtsinhaber auf 43 Prozent.
Republikaner wollen sich gegen Biden-Absetzung wehren
Das Wahlkampfteam und Unterstützer von Trump beharren dann in der Öffentlichkeit auch darauf, dass Biden der demokratische Kandidat sein muss. Der Abgeordnete James David Vance beispielsweise nennt es eine «Bedrohung für die Demokratie», sollten die Demokraten versuchen, Biden zu ersetzen. Denn Millionen registrierte demokratische Wähler hätten in den Vorwahlen für den Amtsinhaber gestimmt.
Die rechte «Heritage Foundation» liess verlauten, dass es «Gelegenheit für Rechtsstreitigkeiten» geben könnte, sollte Biden ersetzt werden. Auch andere Republikaner und Unterstützer haben angedeutet, sich gegen einen solchen Schritt der Gegenpartei zu wehren.
Trump selbst sprach am Montag im Radio über die Möglichkeit, gegen eine andere Person anzutreten: «Ich werde auftauchen und Wahlkampf machen, egal ob gegen Biden oder jemand anderes.» In den Umfragen schneide er besser ab als der Amtsinhaber – und auch gegen mögliche Alternativen.
Am Mittwochabend ging dann das Wahlkampfteam zum Angriff über: In einer E-Mail an Unterstützer wurde Joe Biden als «ungeeignet für das Amt» bezeichnet. «Die Demokraten beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln.» Die Vize-Präsidentin scheint eine der wahrscheinlichsten Ausweichkandidatinnen zu sein.
Entsprechend wird sie von den Republikanern angegriffen: In der Mail wird sie als Feindbild dargestellt. Unterstützer Trumps haben bereits Werbespots gegen sie veröffentlicht. Sie wird dort als Bösewichtin präsentiert, die über Bidens Auftritt lacht.
Biden-Alternativen laut Umfragen hinter Trump – mit einer Ausnahme
In Umfragen steht die Politikerin aus Kalifornien aber nicht viel besser als ihr Chef da: In Eins-zu-Eins-Duellen kommt sie bloss auf 45 Prozent der Stimmen, Trump auf 48. Auch gegen andere mögliche Kandidaten erhält der Herausforderer stets 47 bis 48 Prozent. Die möglichen Widersacher Gavin Newsom, Pete Buttigieg und Gretchen Whitmer bewegen sich im Bereich von 42 bis 43 Prozent.
Auch in anderen Umfragen werden die Ausweichkandidaten von Trump geschlagen – mit einer Ausnahme: Michelle Obama. Die einstige First Lady erhält in der Reuters-Umfrage 50 Prozent der Stimmen, Trump 39 Prozent. Einziges Problem: Die Ehefrau von Barack Obama hat mehrfach öffentlich gesagt, dass sie nicht kandidieren wird. Dass sie nun ins Rennen steigt, darf deshalb stark bezweifelt werden.