Trump empfängt Netanjahu – und attackiert Harris
Trump sichert Israel beim Treffen mit Netanjahu volle Unterstützung zu. Gleichzeitig kritisiert er Kamala Harris als respektlos gegenüber Israel.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump sichert Benjamin Netanjahu bei einem Treffen volle Unterstützung zu.
- Er schiesst gegen Kamala Harris, sie sei respektlos gegenüber Israel gewesen.
- Er wisse nicht, wie jemand, der Jude ist, für sie stimmen kann.
Bei einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump seine politische Rivalin Kamala Harris scharf angegriffen. «Sie ist wirklich eine Zerstörerin. (...) Ich denke, ihre Bemerkungen waren respektlos. Sie waren nicht sehr nett in Bezug auf Israel.» Dies sagte Trump bei der Zusammenkunft mit Netanjahu in seinem Anwesen in Florida.
US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftsbewerberin Harris hatte zuvor mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza nach einem Treffen mit Netanjahu gesagt: «Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen.»
Trump sagte nun: «Ich weiss nicht, wie jemand, der Jude ist, für sie stimmen kann, aber das bleibt jedem selbst überlassen. Aber meiner Meinung nach war sie auf jeden Fall respektlos gegenüber Israel.»
Trump spricht von Drittem Weltkrieg
US-Medien zitierten den 78-Jährigen ausserdem mit den Worten: «Wenn wir gewinnen, wird es sehr einfach sein. Es wird sich alles klären, und zwar sehr schnell. Wenn wir nicht gewinnen, werden wir alle mit grossen Kriegen im Nahen Osten und vielleicht mit einem Dritten Weltkrieg enden.» Er warnte, dass die Welt noch nie so nah an einem Dritten Weltkrieg wie aktuell gestanden habe. Schuld daran seien «inkompetente Leute», die das Land regierten. Trump warnt in seinen Reden regelmässig vor dem Dritten Weltkrieg.
Netanjahu sagte den Berichten nach bei dem Treffen mit Trump, dass er hoffe, die Äusserungen von US-Vize Harris würden das Zustandekommen eines Waffenstillstandsabkommens nicht erschweren. «Ich hoffe, dass wir zu einer Einigung kommen werden. Die Zeit wird es zeigen. Wir sind auf jeden Fall sehr daran interessiert, und wir arbeiten darauf hin», zitierten US-Medien den israelischen Regierungschef. Harris' Team wies Kritik an ihren Äusserungen zurück. Das Treffen zwischen Harris und Netanjahu sei «ernsthaft» und «kollegial» gewesen sei, teilte ein Sprecher dem Sender CNN mit.
Trump sichert Netanjahu volle Solidarität zu
Das Treffen zwischen Netanjahu und Trump war das erste persönliche Treffen zwischen den beiden Männern, seit Trump vor mehr als drei Jahren das Weisse Haus verlassen hat. Nach Angaben von Trumps Wahlkampfteam sicherte der Republikaner Netanjahu in dem Gespräch volle Solidarität zu. Er habe Netanjahu versprochen, sich im Falle seiner Wiederwahl mit aller Kraft für Frieden im Nahen Osten einzusetzen. Auch den Antisemitismus an US-Universitäten wolle er bekämpfen.
Netanjahu habe bei dem Treffen die Verdienste Trumps um Israel in seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 gelobt, hiess es. Netanjahu rühmte demnach Trumps Vermittlung bei den Verhandlungen des sogenannten Abraham-Abkommens, die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, die Anerkennung der Souveränität über die Golanhöhen, die Tötung des iranischen Generals Soleimani, die Beendigung des Atomabkommens mit dem Iran und dessen Kampf des gegen Antisemitismus.
Treffen in heisser Phase des US-Wahlkampfs
Trump ist Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner und will nach der Wahl am 5. November wieder ins Weisse Haus einziehen. Der Empfang Netanjahus in Trumps Privatvilla fällt mitten in die heisse Phase des US-Wahlkampfs. Am Sonntag hatte sich der amtierende Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen zurückgezogen. Seine Stellvertreterin Harris wird als Ersatzkandidatin von Biden und vielen Demokraten unterstützt.
Netanjahu befindet sich zurzeit auf einer mehrtägigen Reise in den USA. Am Mittwoch hatte er bei einer Rede vor dem US-Kongress das israelische Vorgehen im Gazastreifen verteidigt. Eigenen Angaben zufolge tauschte er sich am Rande der Rede auch mit Tech-Milliardär Elon Musk über Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft aus. Am Donnerstag war er sowohl von Biden als auch Harris zu separaten Gesprächen im Weissen Haus empfangen worden.