US-Umweltbehörde EPA knöpft sich «ewige Chemikalien» vor
Sie kommen in zahlreichen Produkten zum Einsatz, sind in der Natur aber extrem langlebig und bergen Risiken für die Gesundheit: sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFAS.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EPA will die Nutzung bestimmter Chemikalien einschränken.
- Es sollen auch neue Grenzwerte für Trinkwasserbelastungen eingeführt werden.
Die US-Umweltbehörde EPA will die Verwendung der auch als «ewige Chemikalien» bekannten Stoffe nun eindämmen. Wie die EPA am Montag ankündigte, sollen innerhalb der kommenden drei Jahre unter anderem neue Grenzwerte für die Trinkwasserbelastung eingeführt werden.
Ausserdem sollen bestimmte PFAS-Verbindungen als «gefährliche Stoffe» eingestuft und die Hersteller verpflichtet werden, Informationen zur Giftigkeit der Chemikalien zur Verfügung zu stellen. «Viel zu lange haben Familien in Amerika - vor allem in unterversorgten Gemeinden - unter PFAS in ihrem Wasser gelitten, in ihrer Luft oder im Boden, auf dem ihre Kinder spielen», erklärte EPA-Chef Michael Regan. Mit der neuen nationalen Strategie zu PFAS solle es nun «mutige und konkrete» Schritte in Bezug auf den kompletten Lebenszyklus der Chemikalien geben.
Vorgesehen ist ein dreistufiger Ansatz: die Forschung zu PFAS verstärken, die Verbreitung in der Umwelt eindämmen und die Säuberung bereits kontaminierter Orte beschleunigen.
Die US-Umweltschutzorganisation Environmental Working Group (EWG) erklärte, «tausende Gemeinden» hätten bereits «toxische ewige Chemikalien in ihrem Wasser festgestellt», zudem gebe es PFAS-Belastungen an fast 400 Militäreinrichtungen. Die EWG schätzt, dass «mehr als 200 Millionen Amerikaner mit PFAS kontaminiertes Wasser trinken».
Die Umweltschützer begrüssten zwar den Vorstoss der Umweltbehörde, kritisierten zugleich aber, dieser Schritt komme zu spät. «Die EPA hat von den Risiken durch PFAS mindestens seit 1998 gewusst, es aber versäumt, zu handeln», erklärte die Gruppe.
Zur Gruppe der per- und polyfluorierten Stoffe gehören mehrere tausend Chemikalien. Sie werden nach Angaben der EPA unter anderem in Lebensmittelverpackungen wie beispielsweise Pizzakartons eingesetzt, aber auch in Reinigungsmitteln, Farben und Lacken oder Beschichtungen. Zugleich wurden die Stoffe, die sich in der Natur nur äussert langsam zersetzen, bereits in Tieren aus belasteten Gewässern oder etwa Milchprodukten nachgewiesen.
Im Körper reichern sich die Stoffe an. Einige Studien kommen dabei zu dem Schluss, dass PFAS Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können. Auch ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit sowie bestimmte Krebsarten wie Prostata-, Nieren- oder Hodenkrebs wird angeführt, ebenso wie erhöhte Cholesterinspiegel oder eine Schwächung der Immunantwort auf bestimmte Infekte oder nach einer Impfung.
In Deutschland hatte das Umweltbundesamts (UBA) im Juli vergangenen Jahres gewarnt, dass Kinder und Jugendliche zu viele langlebige Chemikalien im Blut hätten und die dadurch verursachten Schäden häufig noch unerforscht seien.
Nach Angaben des Bundesumweltministeriums werden PFAS wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und ihrer grossen chemischen und thermischen Stabilität auch in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen verarbeitet.
Anlässlich einer Fachkonferenz zu den Chemikalien hatte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) im vergangenen November mitgeteilt, dass in der EU künftig keine PFAS mehr in die Umwelt gelangen sollten. «Aktuell bereiten die deutschen Chemikalienbehörden mit ihren europäischen Partnern ein Verbot aller PFAS vor, die gesellschaftlich nicht unabdingbar sind», erklärte sie. Deutschland gehe hier «gemeinsam mit Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und Schweden voran».