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US-Wahlkampf: Mike Pence und sein Präsidentschaftsrennen

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USA,

Der sonst eher zugeknöpfte Republikaner Mike Pence tourt seit Tagen durch den Bundesstaat Iowa und gibt den volksnahen Wahlkämpfer – sein Rivale: Donald Trump.

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Mike Pence: Der ehemalige Trump-Partner will 2024 selbst für das höchste Amt in den USA kandidieren. (Archivbild) - GETTY IMAGES/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Mike Pence geht gegen seinen früheren Chef, Donald Trump, ins Präsidentenrennen.
  • Vier Jahre lang stand Pence treu ergeben als Vize an Trumps Seite.
  • Das Verhältnis endete, als Trump seine Anhänger gegen Pence aufhetzte.

Niemand hat ein derart gespaltenes Verhältnis zu Donald Trump wie Mike Pence: Der Ex-Vize wurde vom loyalen Sekundanten zum Ziel eines Mobs – und nun zum Herausforderer des alten Chefs.

Der Republikaner will ins Weisse Haus. Schon am Montag reichte Pence die nötigen Unterlagen bei der Wahlkommission ein. An diesem Mittwoch, an seinem 64. Geburtstag, soll die offizielle Verkündung seiner Präsidentschaftsbewerbung folgen.

Pence' Einstieg in den Wahlkampf sticht in mehrfacher Weise heraus.

Mike Pence geht ins Rennen gegen Donald Trump

Der Republikaner will gegen den demokratischen Präsidenten Joe Biden ins Rennen gehen. Doch vor allem auch gegen seinen früheren Chef, Ex-Präsident Donald Trump. Dieser bewirbt sich bei der Wahl 2024 ebenfalls für eine zweite Amtszeit.

Dass ein früherer Vizepräsident seinen Ex-Chef im Wahlkampf herausfordert, ist per se ein bemerkenswerter Vorgang. Im Fall von Pence und Trump gilt das umso mehr.

Niemand hat ein derart gespaltenes Verhältnis zu dem ehemaligen Präsidenten wie Pence. Vier Jahre lang stand er treu ergeben als Vize an Trumps Seite, stets überloyal, fast unterwürfig. Kein öffentliches Statement von Pence ohne Preisung des Chefs.

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Ex-Chef von Mike Pence: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump. (Archivbild) - Keystone

Stoisch liess Pence alle Skandale des damaligen Präsidenten über sich ergehen. Selbst jene, die Pence als evangelikalen Christen an die moralische Belastungsgrenze brachten.

Dies endete erst in jenem Moment, ganz am Ende der Amtszeit, als Trump seine Anhänger offen gegen Pence aufhetzte.

Sturm aufs Kapitol – und auf die Demokratie

Es war der 6. Januar 2021. Jener Tag, an dem der Kongress unter Pence' Vorsitz Bidens Wahlsieg formal bestätigen sollte. Und jener Tag, der ausartete in einen nie dagewesenen Anschlag auf die US-Demokratie.

Trump sah seinen Stellvertreter damals als letzten Ausweg in seinem beispiellosen Feldzug gegen den Wahlausgang. Er behauptete, Pence könne in seiner Rolle als Vizepräsident Wahlergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten einfach abweisen. Dies taten Fachleute als unrechtmässig ab und auch Pence verwarf es rigoros.

Während Trumps Anhänger damals den Kongresssitz erstürmten, twitterte der damalige Präsident: Pence habe «nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte». Der Mob schrie daraufhin «Hängt Mike Pence». Trumps Stellvertreter musste sich mit Sicherheitsleuten in einer Garage unter dem Kapitol-Komplex verstecken. Während draussen vor dem Gebäude ein Strick an einem Galgen baumelte.

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Trump-Anhänger im Kapitol. - Keystone

«Es ist nicht gut ausgegangen», sagte Pence viele Monate danach in einem Interview über sein «enges Arbeitsverhältnis» zu Trump. Das ist dezent ausgedrückt dafür, dass ein amtierender Präsident seinen Vize vor den Augen der Welt einer gewalttätigen Meute auslieferte.

Pence nannte Trumps Verhalten später gefährlich und falsch. Die Geschichte werde Trump dafür zur Rechenschaft ziehen, mahnte er. Und ja, er sei «sauer» gewesen auf Trump.

Das klingt einigermassen zurückhaltend. Pence' Absetzbewegungen kamen in gemässigter Tonalität daher.

Das Trump-Dilemma

Der Republikaner versucht sich in dem nahezu unmöglichen Spagat, auf grösstmögliche Distanz zu Trump zu gehen. Doch ohne dabei dessen Anhänger zu verprellen. Er muss die Arbeit aus der gemeinsamen Regierungszeit anpreisen, um seine eigene Bilanz aufzupolieren, und den Menschen gleichzeitig erklären, warum er Trump für den falschen Mann im Weissen Haus hält.

Von allen republikanischen Präsidentschaftsanwärtern, die sich in diesem Dilemma befinden, hat es Pence am schwersten – wegen seiner aufgeladenen gemeinsamen Geschichte mit Trump.

Bei vielen inhaltlichen Themen vertritt Pence ähnlich knallharte Rechtsaussen-Positionen wie Trump. «Ich war Tea-Party, bevor das cool war», sagte Pence 2011 über sich selbst, mit Blick auf die erzkonservative Tea-Party-Bewegung innerhalb seiner Partei.

Manch liberaler Demokrat hielt Pence während der Trump-Jahre für den politisch «gefährlicheren» von beiden – weil er ultrakonservative Positionen vertritt, ohne Trumps Hang zu Chaos und Skandal zu teilen.

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Mike Pence (r) war bis 2021 US-Vizepräsident unter Donald Trump. - Michael Brochstein/ZUMA Wire/dpa

Auf menschlicher Ebene könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein. Da wäre Pence, der brave Christ, der strenge Evangelikale, für den es schon eine Grenzüberschreitung ist, alleine mit einer anderen Frau als seiner Ehefrau ein Essen einzunehmen.

Der Veranstaltungen, wo Alkohol ausgeschenkt wird, nur besucht, wenn er seine Frau an seiner Seite hat. Dagegen steht Trump, der sich in der Vergangenheit damit rühmte, ein Prominenter könne Frauen überall anfassen, auch an ihren Genitalien. Der vor Gericht für einen sexuellen Übergriff verantwortlich gemacht wurde und sich in einem Verfahren wegen dubioser Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar verantworten muss.

Christ, Konservativer, Republikaner – «in der Reihenfolge»

Trump holte Pence nicht zufällig an seine Seite. Der Vize deckte für Trump die wichtige Wählergruppe der Evangelikalen ab, versorgte seinen skandalumwobenen Chef nach aussen hin mit einem Anstrich von Solidität und Moral, zumindest nach konservativem Ermessen.

Pence sagt von sich selbst regelmässig, er sei «ein Christ, ein Konservativer und ein Republikaner – in der Reihenfolge». Er beschreibt seinen christlichen Glauben und die Ehe mit seiner Frau Karen als die wichtigsten Einflüsse in seinem Leben – mutmasslich ebenfalls in dieser Reihenfolge.

Der 64-Jährige spricht oft und viel über Religion. Sein jüngstes Buch heisst «So wahr mir Gott helfe». Bei strenggläubigen Christen im Land könnte Pence durchaus punkten.

Durch seine Zeit als Vizepräsident ist er auch weithin bekannt. Nur: Sehr beliebt ist er nicht. Manchen Republikanern ist der Mann mit dem Image des braven Staatsdieners zu steif, zu langweilig, zu wenig charismatisch.

Manche hartgesottenen Trump-Fans wiederum sehen ihn als «Verräter». In Umfragen liegt Pence derzeit zwar vor der früheren US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, und anderen. Aber weit hinter Floridas Gouverneur, Ron DeSantis – und komplett abgeschlagen hinter Trump.

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