Warren Buffett

Warren Buffett wird 90: Hat der Altmeister es noch drauf?

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USA,

Seit Jahrzehnten verwöhnt Warren Buffett seine Aktionäre mit traumhaften Renditen, doch ausgerechnet zum 90. Geburtstag lässt der Erfolg etwas nach.

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Die US-amerikanische Investoren-Legende Warren Buffett ist bereits stolze 90 Jahre alt. Foto: picture alliance / Andrew Harnik/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Warren Buffett ist Ruhestand ein Fremdwort.

In seinem hohen Alter und mit seinem enormen Vermögen würden die meisten anderen längst in vollen Zügen den Lebensabend geniessen.

Doch das kommt für die lebende Investmentlegende aus dem beschaulichen Omaha im US-Bundesstaat Nebraska nicht in Frage. «Ich plane zu arbeiten, bis ich über 100 bin», versprach Buffett einst - sehr zur Freude der Aktionäre seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, denen er seit Jahrzehnten hohe Gewinne liefert.

Am heutigen Sonntag wird Buffett stolze 90 Jahre alt. Doch ausgerechnet zum grossen Jubiläum kommen in der Finanzwelt Zweifel auf, ob der Altmeister es noch drauf hat. Denn seit geraumer Zeit schon lässt Buffett, der wegen seines Gespürs für lukrative Geldgeschäfte und seiner Herkunft das «Orakel von Omaha» genannt wird, es relativ ruhig angehen. Trotz vereinzelter Übernahmen - auf einen richtigen Mega-Deal wird seit Jahren vergeblich gewartet.

Dabei sass Buffett, dessen Privatvermögen das US-Magazin «Forbes» auf 77,9 Milliarden US-Dollar (65,94 Mrd Euro) schätzt, mit Berkshire Hathaway zuletzt auf Cash-Reserven von knapp 147 Milliarden Dollar. Der Anlagedruck für den Börsenguru ist gross, denn mit dem vielen Bargeld lässt sich kaum Rendite machen, zudem sind die Zinsen derzeit besonders gering. Kein Wunder, dass die Märkte angesichts von Buffetts Riecher für kluge Investments schon lange auf sein nächstes grosses Ding hinfiebern.

Doch abgesehen von einem Erdgas-Deal mit dem Energiekonzern Dominion hielt sich Berkshire Hathaway in der Corona-Pandemie zurück. Anders als beim Finanzmarkt-Crash 2008 nutzte Buffett den Kursrutsch zu Beginn der Krise nicht für günstige Zukäufe. Auch sonst blieb es ungewöhnlich ruhig um ihn. Wegen der Virus-Eskalation konnte das als «Woodstock der Kapitalisten» bekannte Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway in diesem Jahr nur im Internet stattfinden. «Es sieht nicht aus wie eine Jahreshauptversammlung und es fühlt sich nicht wie eine solche an», klagte Buffett im Mai vor leeren Rängen in Omaha.

Normalerweise reisen Aktionäre aus aller Welt an, um ein Wochenende mit ihrem Idol zu verbringen und Buffetts Heimatstadt in den Ausnahmezustand zu versetzen. Beim ersten Aktionärstreffen vor 55 Jahren kamen zwölf Personen, mittlerweile pilgern stets Zehntausende zum bunten Treiben nach Omaha, wo die Event-Halle in eine Art Buffett-Tempel verwandelt wird und der Berkshire-Chef skurrile Traditionen wie ein Zeitungsweitwerfen pflegt. Dass sich Buffett und sein Vize Charlie Munger diesmal nur per Webstream an die Öffentlichkeit wenden konnten, war deshalb eine herbe Enttäuschung.

Auch Buffett selbst missfällt, dass Berkshire seit Jahren keinen richtig grossen Deal mehr gemacht hat. Seit langem schon rechtfertigt er sich damit, dass die Bewertungen an den Kapitalmärkten zu hoch seien. «Wir sehen nichts besonders Attraktives», sagte er zuletzt. Statt die enormen Cash-Bestände von Berkshire Hathaway in Beteiligungen oder Übernahmen zu investieren, setzt Buffett immer stärker auf Aktienrückkäufe zur Kurspflege. In den drei Monaten bis Ende Juni wurde dafür der Rekordbetrag von 5,1 Milliarden Dollar aufgewandt.

Für die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Berkshire Hathaway ist das jedoch ein schwaches Trostpflaster. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs des Konglomerats, zu dem an die 90 Unternehmen und etliche grosse Aktienbeteiligungen gehören, um fast 9 Prozent gefallen. Im zweiten Quartal ging der Betriebsgewinn im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar zurück. Das lag jedoch vor allem an Belastungen wegen der Corona-Krise, die vielen anderen Firmen noch heftigere Geschäftseinbrüche einbrockte.

Trotzdem läuft es für Buffett momentan nicht ganz so rund wie gewohnt. Für Verwunderung sorgte auch, dass sich der zum Berkshire-Imperium zählende Flugzeugzulieferer Precision Castparts offenbar beim Kauf einer Firma des Krefelder Unternehmers Wilhelm Schulz über den Tisch ziehen liess. Ein US-Gericht urteilte zwar im Juli, dass 643 Millionen Euro des Kaufpreises zurückgezahlt werden müssen, doch ob sich das Geld auftreiben lässt, ist ungewiss. Fest steht: Dass sich so etwas im Firmenreich Buffetts ereignet, der eigentlich als penibler Zahlenprüfer gilt, ist sehr ungewöhnlich.

Doch selbst wenn der Star-Investor mal eine Pechsträhne haben sollte - an seinem beeindruckenden Lebenswert wird dies nichts ändern. Buffett wird von Anhängern weltweit verehrt, manche halten ihn für den erfolgreichsten Anleger überhaupt. Dabei sind ihm Starallüren fremd, trotz seines enormen Reichtums wirkt er wie der nette Opa von nebenan und verzichtet auf jeglichen Luxus. Grosse Teile seines Vermögens spendet er für wohltätige Zwecke. Bodenständigkeit und Bescheidenheit erklären Buffetts hohe Sympathiewerte.

Der Selfmade-Multimilliardär kann Fehler eingestehen und sich selbst auf die Schippe nehmen - eine Ausnahme im umkämpften Geldgeschäft. Von den auf schnelle Gewinne erpichten Renditejägern der Wall Street distanziert sich Buffett. «Jemand sitzt heute im Schatten, weil ein anderer vor langer Zeit einen Baum pflanzte», lautet seine Devise. Nur ein langfristiger Ansatz könne stabiles Wachstum liefern. Zwar geraten diese Prinzipien zuweilen ins Schwanken. Für Kritik sorgten beispielsweise Buffetts Kooperationen mit dem Private-Equity-Riesen 3G, der auch vor dem Ausschlachten von Firmen nicht zurückschreckt.

Aber das kann am Image des Vorzeige-Finanzkapitalisten nicht kratzen. Bleibt eigentlich nur die Frage: Wer soll seinen Job einmal übernehmen? Buffett und sein Vize Munger, der sogar schon 96 ist, sehen keinen Grund zur Sorge: «Unser Unternehmen ist 100-prozentig vorbereitet», versicherten sie im jüngsten Brief an die Aktionäre. Die jüngeren Berkshire-Manager Ajit Jain und besonders Greg Abel gelten als grosse Favoriten, eines Tages die Nachfolge anzutreten. Mit ihrer Beförderung in den Verwaltungsrat waren schon vor einiger Zeit die Weichen für die Zukunft gestellt worden.

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