Wichtige Zeugin im Weinstein-Prozess belastet Ex-Filmproduzent schwer
Eine der Hauptzeuginnen im Prozess gegen Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein hat schwere Vorwürfe gegen den 67-Jährigen erhoben.
Das Wichtigste in Kürze
- Mimi Haleyi wurde nach eigenen Angaben von Weinstein Oralsex aufgezwungen.
Unter Tränen schilderte die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi am Montag vor Gericht, wie Weinstein ihr 2006 im Kinderzimmer seines New Yorker Apartments Oralsex aufgedrängt habe. Weinsteins Verteidiger legte E-Mails vor, die belegen sollen, dass die beiden eine «einvernehmliche Beziehung» hatten.
Haleyi berichtete vor dem New Yorker Gericht, Weinstein habe bei ihrem Besuch im Juli 2006 zunächst «freundlich» gewirkt, sie dann aber in das Zimmer mit Kinderzeichnungen an der Wand gedrängt. «Er küsste und begrapschte mich», sagte die 42-Jährige. «Ich habe die ganze Zeit deutlich gemacht, dass ich das nicht möchte», erklärte sie schluchzend.
Der Produzent, der damals drei Mal so viel wog wie sie, habe sie auf ein Bett geschubst und ihr Oralverkehr aufgedrängt. Sie habe versucht, zu entkommen, aber gemerkt, dass es «sinnlos» sei, sagte Haleyi.
Die finnischstämmige Haleyi brachte den Vorfall nach eigenen Angaben aus Angst vor einer Ausweisung aus den USA nicht zur Anzeige. Sie habe damals kein gültiges Arbeitsvisum besessen. «Ich dachte, es wäre keine Option für mich, zur Polizei zu gehen», sagte sie. Weinstein habe zudem «sehr viel mehr Macht und Beziehungen» gehabt.
Zwei Wochen später soll Haleyi Sex mit dem Filmmogul gehabt haben. Er habe sie am Arm «gepackt» und zum Bett geführt, berichtete die 42-Jährige. Auf die Frage von Weinsteins Anwalt Damon Cheronis, ob dieser sie vergewaltigt habe, sagte Haleyi, sie habe sich nicht gewehrt.
Cheronis konfrontierte Haleyi im Kreuzverhör damit, dass sie nach dem mutmasslichen Übergriff jahrelang weiterhin Kontakt zu Weinstein hatte. Er legte zahlreiche E-Mails und andere Nachrichten vor, aus denen dies hervorgeht.
So schrieb Haleyi im September 2006, als sie erfuhr, dass Weinstein sich in London aufhielt, an dessen Assistenten: «Ich bin total geknickt, dass ich euch verpasst habe.» Eine E-Mail an Weinstein aus dem Jahr 2008 unterzeichnete sie mit «Liebste Grüsse» («Lots of Love»). Dies sei eine übliche Grussformel, verteidigte sich Haleyi vor Gericht.
Cheronis argumentierte, sie habe eine «einvernehmliche Beziehung» mit Weinstein gehabt und sei mit ihm befreundet gewesen. Haleyi erwiderte, die Beziehung zu dem Filmproduzenten sei geschäftlich gewesen.
In dem bis Anfang März angesetzten Prozess wird dem Gründer des Miramax-Filmstudios zur Last gelegt, Haleyi 2006 Oralsex aufgedrängt und 2013 die Jungschauspielerin Jessica Mann vergewaltigt zu haben.
Insgesamt werfen mehr als 80 Frauen, darunter eine Reihe bekannter Schauspielerinnen, Weinstein sexuelles Fehlverhalten vor. Die meisten Fälle sind aber verjährt. Weinstein weist alle Vorwürfe zurück und spricht von einvernehmlichem Sex. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.