Amnesty verurteilt «willkürliche Massenfestnahmen» in Äthiopien
Das Wichtigste in Kürze
- Amnesty International verurteil die «willkürlichen Massenfestnahmen» in Äthiopien.
- Rund 1200 Menschen wurden festgenommen auf Grund der Ausschreitungen von letzter Woche.
Amnesty International hat «willkürliche Massenfestnahmen» in Äthiopien angeprangert, die «eine neue Ära von Menschenrechtsfortschritten» unter Ministerpräsident Abiy Ahmed bedrohten. Die Menschenrechtsorganisation beklagte am Montagabend tausende Festnahmen in Addis Abeba, die nach Ausschreitungen zwischen der grössten Volksgruppe der Oromo und Minderheiten in der Hauptstadt und dem Vorort Burayu erfolgt seien.
Nach Angaben von Addis Abebas Polizeichef Degfie Bedi wurden rund 1200 Menschen festgenommen, die in die Ausschreitungen vor rund einer Woche verwickelt gewesen sein sollen. Laut dem TV-Sender Fana wurde gegen 107 Menschen Anklage erhoben. Alle anderen sollten nach einem «Training» wieder freigelassen werden, sagte der Polizeichef, der der Volksgruppe der Orom angehört. Laut Fana wurden zudem 2000 Menschen in Casinos oder beim Shisha-Rauchen oder Khat-Kauen festgenommen.
Nach Polizeiangaben hatte ein organisierter Mob im Vorort Burayu geplündert, hunderte Menschen aus ihren Häusern vertrieben und dutzende getötet. Bei den Ausschreitungen zwischen Oromo und ethnischen Minderheiten sollen bis zu 65 Menschen getötet worden sein.
Der im April vereidigte Ministerpräsident, selbst ein Oromo, hatte die «Tötungen und Gewalttaten gegen unschuldige Bürger» verurteilt. Er war durch von Oromo geführte Proteste gegen die ehemalige Regierung an die Macht gekommen. Er appelliert immer wieder an seine Landsleute, ihre Streitigkeiten beizulegen.
Seit seinem Amtsantritt hat Abiy die äthiopische Politik völlig umgekrempelt. Unter anderem schloss er Frieden mit dem verfeindeten Nachbarstaat Eritrea, und liess zahlreiche politische Gefangene aus äthiopischen Gefängnissen frei.