Anwälte von verurteiltem australischen Kardinal Pell bezeichnen Urteil als «falsch»
Im Berufungsverfahren gegen den wegen Kindesmissbrauchs verurteilten australischen Kardinal und früheren Vatikan-Finanzchef George Pell haben dessen Anwälte die Verurteilung ihres Mandanten als «falsch» bezeichnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Oberstes australisches Gericht entscheidet über Berufungsantrag.
Pell sei aufgrund «falscher» und «ungeheuerlicher» Gerichtsentscheidungen hinter Gittern, sagten die Anwälte am Mittwoch zum Beginn der zweitägigen Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof in Canberra. Der Berufungsantrag ist Pells letzter Versuch, eine sechsjährige Haftstrafe zu kippen.
Pell war im Dezember 2018 von einem australischen Geschworenengericht schuldig gesprochen worden, sich Mitte der 90er Jahre in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Im vergangenen März wurde er dann zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der 78-Jährige sitzt seitdem im Gefängnis, bei der Anhörung am Mittwoch war er nicht anwesend.
Die Richter des Obersten Gerichts können den Berufungsantrag ablehnen oder ihn zulassen, was zur Freilassung Pells führen könnte. Das Gericht kann den Fall auch an eine untere Instanz zurückverweisen, um ihn erneut zu prüfen.
Pell ist der ranghöchste katholische Geistliche weltweit, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde. Der Kardinal hat die Vorwürfe gegen sich aber stets zurückgewiesen.
Unterdessen trat einer der dienstältesten katholischen Bischöfe Australiens am Mittwoch zurück, nachdem Berichte über polizeiliche Ermittlungen wegen mutmasslicher Sexualdelikte bekannt wurden. Bischof Christopher Saunders, der die Diözese Broome an der Westküste des Landes leitete, soll sich freiwillig zu dem Schritt entschieden haben.
Nach Berichten des Senders Seven News befindet sich die Polizei inmitten in einer seit 18 Monaten andauernden Untersuchung wegen mehrerer schwerwiegender Vorwürfe gegen Saunders, darunter Sexualdelikte gegen zwei junge Männer.