Ausbeutung ausländischer Gastarbeiter in Japan - Regierung berät
Im rasant alternden Japan sorgen Fälle von Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern für zunehmende Kritik. Die Opfer kommen über ein Praktikumsprogramm, das Japan seit 1993 ärmeren Ländern anbietet, in die drittgrösste Wirtschaftsnation der Welt. Doch statt Fachkenntnisse in der Landwirtschaft und im verarbeitenden Gewerbe vermittelt zu bekommen, werden diese «Trainees» Anwälten zufolge von Firmen oft als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und leben isoliert von der Gesellschaft. Wiederholt kam es zu tödlichen Unfällen und gar Selbstmorden. Angesichts wachsender Kritik berief die Regierung am Dienstag nun ein Expertengremium ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Ähnlich wie Deutschland braucht auch Japan angesichts einer rasanten Überalterung der Gesellschaft dringend mehr ausländische Arbeitskräfte, will aber kein Einwanderungsland werden.
Japans Regierung sorgte dafür, dass mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert und ältere Japaner länger beschäftigt werden. Zudem konzentriert sich die Wirtschaft sehr stark auf Digitalisierung und Steigerung der Effizienz. So setzen Restaurants und Supermärkte immer mehr automatische Kassen ein. Doch Digitalisierung und Automatisierung reicht längst nicht mehr aus. Ohne ausländische Arbeitskräfte geht es auch in Japan nicht mehr.
Ausländer, die mit dem staatlichen Traineeprogramm ins Land kommen, klagen laut Anwälten jedoch immer wieder über rechtswidrige, exzessive Arbeitszeiten und einbehaltene Bezahlung. Oft haben sich die jungen Menschen verschuldet, um für das Programm nach Japan zu kommen. Sie dürfen bis zu fünf Jahre in dem Land tätig sein. 2017 trat ein Gesetz zur verbesserten Aufsicht der Betriebe in Kraft.
Laut der Einwanderungsbehörde lebten Ende Juni rund 328 000 solcher Ausländer in Japan. Das von der Regierung nun eingesetzte Expertengremium setzt sich hauptsächlich aus Akademikern, Vertretern von Kommunalverwaltungen sowie Anwälten zusammen und soll Wege zur Verbesserung des umstrittenen Programms ausarbeiten. Im Herbst kommenden Jahres soll das Gremium einen Abschlussbericht vorlegen.