Bald ist «Prigoschin tot oder es gibt zweiten Putsch»

Felix Kirsch
Felix Kirsch

Russland,

Der Russland-Insider und Journalist Christo Grozev, Gründer des Investigativmagazins «Bellingcat» glaubt: Putin will den Putschisten töten lassen.

Jewgeni Prigoschin Wladimir Putin
Einst enge Vertraute: Wladimir Putin und Prigoschin. - Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem gescheiterten Putsch steht Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin vor schwierigen Zeiten.
  • Wladimir Putin will den Putschisten tot sehen, meint Journalist Christo Grozev.

Nach dem gescheiterten Putschversuch des Söldner-Anführers Jewgeni Prigoschin gibt es weiterhin viele, ungeklärte Fragen. Gerade das Verhalten von Präsident Putin lässt Experten rätseln.

Der Russland-Insider und Journalist Christo Grozev, Gründer des Investigativmagazins «Bellingcat» ist sich sicher: Putin hat mit der Situation nicht abgeschlossen.

Exil-Russe Grozev glaubt an Nachspiel von Putin und Prigoschin

Christo Grozev, der mit seinen Enthüllungen über zahlreiche Skandale in Russland bekannt wurde, hat aufgrund der Gefährdung von Journalisten, die nicht nur Propaganda verbreiten, sein Heimatland verlassen müssen. Er lebt nun im Exil in den USA, nachdem er mit seiner Familie Wien verlassen hat, weil er dort nicht mehr ausreichend geschützt werden konnte.

In einem Gespräch mit der «Financial Times» in den USA äussert sich Grozev auch zum Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Bereits Monate zuvor hatte er den Putsch vorhergesagt.

wagner-chef
Prigoschin zog sich nach seinem kurzen Aufstand gegen die Moskauer Kriegsführung zurück. Er kritisierte die russische Armee stark. - keystone

Er sagte voraus, dass Prigoschin sich innerhalb von sechs Monaten gegen Putin wenden würde. Die Tatsache, dass Putin die Putschisten öffentlich als «Verräter» bezeichnete, aber Prigoschin nicht sofort zur Rechenschaft zog, führte weltweit zu Spekulationen.

„Jeder weiss, was man in Russland mit ‘Verrätern’ macht, und Putin hat das nicht getan. Er will ihn tot sehen. Das kann er jetzt noch nicht tun“, meint Grozev. In sechs Monaten sei Prigoschin jedoch entweder tot, „oder es wird einen zweiten Putsch geben“, so Grozev zur «Financial Times».

Putin will Prigoschin hinrichten lassen

Prigoschin brach den Putsch abrupt ab, nachdem er anscheinend einen Deal mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ausgehandelt hatte. Es gibt immer wieder Berichte über den möglichen Aufenthaltsort von Prigoschin, und Fotos von ihm tauchen regelmässig auf. Es wird vermutet, dass seine Söldner-Truppen sich derzeit in Belarus aufhalten.

Grozev geht davon aus, dass Putin Prigoschin tot sehen möchte, da er in Russland weiss, wie mit «Verrätern» umgegangen wird. Er spekuliert, dass Putin Prigoschin derzeit nicht direkt angreifen kann, aber er glaubt, dass innerhalb von sechs Monaten entweder Prigoschin tot sein wird oder es zu einem zweiten Putsch kommen könnte.

Auf die Frage des «Financial Times»-Reporters, ob er vorhersage, was genau passieren werde, antwortet Grozev überzeugt: «Ja, das können Sie mir glauben.»

Kommentare

Contamination

Als Russland seine Sölnertruppe auslagerte, welche die Russischen Interessen durchsetzten, war J. Prigoschin Mittel zum Zweck. Diskretes Bindeglied für Finanzierung und Aufstellung, Mann im Hintergrund. Die skurrilen Selbstinszenierungen des letzten Jahres zeigen, dass er sich in einer Blase befand, sich selber als Kriegsherr verstand, aus Sicht des Kreml zunehmends vom nützlichen zum blossen Idioten mutierte. Das Ende danach war vorauszusehen, zumal er nicht lange still hielt und sich weiter inszenierte. Spannend wird sein, wie sich nun die eigentliche Führungsriege um Wagner verhält. Wie sie ihre Rolle und die russischen Interessen in Afrika, Syrien etc. interpretieren. Oder ob das Ganze implodiert.

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