Wladimir Putin will nach dem gescheiterten Putschversuch von Jewgeni Prigoschin dessen Imperium zerschlagen. Dazu gehören neben Wagner Dutzende weitere Firmen.
Wladimir Putin ukraine-krieg
Einst enge Vertraute: Jewgeni Prigoschin (l), russischer Unternehmer, führt Wladimir Putin, Präsident von Russland, durch seine Fabrik, die Schulspeisungen herstellt. Nun ist es während dem Ukraine-Krieg zum Knall gekommen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Putschversuch Prigoschins geht der Kreml nun gegen dessen Firmenimperium vor.
  • Das Wagner-Hauptquartier in St. Petersburg wurde geschlossen.
  • Die Catering-Gruppe Concord und die Mediengruppe Patriot wurden ebenfalls dichtgemacht.
  • Zu letzterer gehörte auch die Trollfabrik, die 2016 in die US-Präsidentenwahl eingriff.
Ad

Jewgeni Prigoschin war für den Kreml weit mehr als ein einfacher Söldnerchef. Als Kopf einer riesigen Unternehmensgruppe war sein Einfluss bedeutend grösser. Und der Milliardär galt lange als enger Vertrauter von Kreml-Chef Wladimir Putin.

Nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch vor über einer Woche macht sich der Kreml nun an die Zerschlagung des undurchsichtigen Firmengeflechts.

Die Aufgabe ist keine leichte. Laut dem «Wall Street Journal» soll alleine die Gruppe Wagner über 100 Unternehmen kontrolliert haben. Einige davon werden nun boykottiert – andere übernommen.

Das Businessimperium ist in den verschiedensten Bereichen aktiv: Finanzen, Bauwesen, Versorgung und Logistik, Bergbau und natürliche Ressourcen, Pferdesport.

Söldner, Trolle, Köche: Kreml greift nach Prigoschins Firmen

Zum wohl sichtbarsten Schlag gegen Prigoschins Geschäfte holte Wladimir Putin im Wagner-Hauptquartier in St. Petersburg aus. Die Wagner-Logos an den Aussenwänden des Glasturms wurden heruntergerissen, die Büros vom Inlandsgeheimdienst FSB durchsucht.

Wagner-Chef Prigoschin
Vor zwei Wochen startete Jewgeni Prigoschin mit seinen Wagner-Söldnern einen Aufstand.
lukaschenko
Nach Vermittlungen durch den belarussischen Präsidenten Lukaschenko gab Prigoschin am Abend des 24. Juni den Marsch auf Moskau auf.
prigoschin
Prigoschin musste danach ins Exil nach Belarus.
Russia Putin
Russlands Präsident Putin greift nun nach dem Firmen-Imperium Prigoschins.
trump
Teil davon ist auch die Mediengruppe Patriot mitsamt einer Trollarmee. Diese hatte unter anderem 2016 den US-Wahlkampf zu Trumps Gunsten beeinflusst.
prigoschin
Auch die Catering-Unternehmen von Prigoschin stehen im Fadenkreuz des Kremls. Dieser hat alle Aufträge gestoppt.

Auch der Mediengruppe Patriot haben Ermittler einen Besuch abgestattet und Firmen dichtgemacht. Zu Patriot gehört neben regierungstreuen Medien auch die Internet Research Agency. Dahinter steckt jene Trollfabrik, die unter anderem die US-Präsidentschaftswahlen 2016 zu Trumps Gunsten beeinflusst hatte.

Die Mediengruppe könnte nach Recherchen des «Wall Street Journals» in die Hand der National Media Group übergehen. Deren Vorsitzende ist Alina Kabajewa, Gymnasiastin und Gerüchten zufolge die Mutter von mindestens drei Kindern Putins. Sie lebte lange im Tessin.

Wladimir Putin kündigt Prigoschin-Catering alle Verträge

Und da wäre noch Prigoschins Catering-Gruppe Concord. Über ein Geflecht von mindestens 22 Firmen belieferte er durch sie Armee, Schulen und Spitäler. Der Staat soll alle Lieferverträge nun gekündigt haben.

Denken Sie, dass Putin nach dem Putschversuch geschwächt ist?

Wer die russischen Truppen in der Ukraine künftig beliefern soll, ist unklar. Militärblogger gehen deshalb von einer Verschärfung der bereits schwierigen Versorgungslage an der Front aus. Aber auch in Russland gibt es Folgen: Tausende Mitarbeiter aus dem Prigoschin-Imperium wurden fristlos entlassen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Wall StreetInternetMutterKremlStaatSchweizer ArmeeWladimir Putin