Beirut: Touristen machen vor Trümmern der Stadt Selfies
Unglaublich: Während Beirut um die Toten der Explosions-Katastrophe trauert, nutzen Touristen die Zeit, um sich vor den Trümmern in Pose zu werfen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Beirut nutzen einige Touristen die zerstörte Stadt als Sujet für Schnappschüsse.
- Die Selfie-Touristen sorgen bei Einwohnern und im Netz für Kopfschütteln.
Der Schock nach der Explosions-Katastrophe vor einer Woche in Beirut sitzt tief.
Einige Einwohner der Stadt suchen zwischen den Trümmern ihrer Existenz noch immer nach Überlebenden. Andere trauern um Verstorbene, versorgen Verletzte. Viele junge Menschen protestieren wütend auf der Strasse gegen die Regierung.
Und inmitten dieser menschlichen Tragödie nutzen einige Touristen die zerstörte Stadt als Sujet für ihre Ferien-Schnappschüsse. Das unglaublich respektlose Verhalten schockiert viele.
Wie «The Sun» berichtet, versammelten sich am Wochenende etwa einige Touristen auf einer von der Explosion verschonten Brücke. Von dieser aus ist das ganze Trümmerfeld der Stadt zu sehen. Die Touristen schossen Fotos von sich selbst für Twitter, Instagram und Co.
Dabei ging vor allem das Foto einer jungen Frau viral. Sie zeigte sich neben einer libanesischen Flagge mit High Heels und kurzen Kleidern und posierte für die Kamera.
Berichten zufolge waren die Menschen in der Nähe absolut schockiert vom Verhalten der Frau. Die Frau machte zudem nicht nur Fotos von sich selbst. Sie trat auch irgendwann selbst hinter die Kamera, um Fotos von einem männlichen Begleiter zu machen.
Applaus gab es dafür aber nicht. Die Fotos ernteten auch online heftige Kritik. Ein Nutzer schrieb etwa: «Das ist nicht richtig gegenüber jedem Libanesen, der gerade verletzt ist oder vor Traurigkeit fast stirbt».
Ein weiterer Nutzer schrieb auf Twitter: «Beirut liegt in Trümmern. Menschen werden vermisst. Menschen sind obdachlos. Wenn du Libanese bist und gerade wirklich das Bedürfnis hast, Selfies zu posten – Schande über dich!»
Todeszahl in Beirut steigt auf 171
Eine Woche nach der Explosions-Katastrophe in der Hauptstadt des Libanons ist die Zahl der Todesopfer auf 171 gestiegen. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Mehr als 6000 Menschen wurden bei den Explosionen demnach verletzt, rund 300'000 Menschen wurden obdachlos.
Die Ursache der Mega-Detonation ist bislang noch nicht abschliessend geklärt. Ministerpräsident Hassan Diab gab an, im Hafen seien 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert. Dieses war jahrelang ungesichtert in einer Halle gelagert worden.
Drone footage shows blast-hit homes in the destroyed Beirut neighborhoods of Gemmayzeh and Mar Mikhael after a massive explosion in the nearby port last week rocked the Lebanese capital.
— Voice of America (@VOANews) August 12, 2020
👉What's Next for Lebanon? https://t.co/N4l2hnebmF pic.twitter.com/NuCM0FOFCB
Viele Libanesen werfen der politischen Führung vor, durch Inkompetenz und Korruption für das Unglück verantwortlich zu sein. Die libanesische Regierung hatte am Montag ihren Rücktritt erklärt.
