Bekannter türkischer Oppositionspolitiker beginnt Hungerstreik
Das Wichtigste in Kürze
- Eren Erdem tritt nach der Aufhebung seiner Freilassung in Hungerstreik.
- Er wurde wegen angeblicher Unterstützung der Gülen-Bewegung inhaftiert.
Der bekannte türkische Oppositionspolitiker Eren Erdem hat aus Protest gegen seine Inhaftierung einen Hungerstreik begonnen. Erdem – ehemaliger Abgeordneter der Oppositionspartei CHP – verweigere seit dem Vortag feste Nahrung, sagte sein Parteikollege Baris Yarkadas der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.
In einem via Twitter verbreiteten handschriftlichen Brief schrieb Erdem, er wolle vor allem gegen das Vorgehen der Justiz Anfang Januar protestieren. Damals hatte der Politiker nach sieben Monaten Untersuchungshaft eigentlich entlassen werden sollen – ein Gericht hatte es so angeordnet.
Am selben Tag entschied überraschend ein anderes Gericht, der Politiker müsse im Gefängnis bleiben. Erdem bezeichnete das als «Skandal» und forderte seine Entlassung. Er ist in Silivri westlich von Istanbul inhaftiert.
Mitverantwortlich am Putschversuch
Dem Politiker und Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird unter anderem Unterstützung der Gülen-Bewegung vorgeworfen. Die türkische Führung macht die Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.
Erdem schrieb, er habe nichts mit der Bewegung zu tun. Im Gegenteil, er habe immer vor ihr gewarnt. «Das alles wurde getan, weil ich Oppositioneller bin», schrieb Erdem.
In der Türkei treten Oppositionelle immer wieder aus Protest gegen die Politik der Regierung in den Hungerstreik. Die Abgeordnete der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Leyla Güven, verweigert seit dem 8. November die Nahrungsaufnahme. Sie protestiert damit gegen die Isolationshaft des PKK-Führers Abdullah Öcalan.
Güven hatte ihren Hungerstreik aus dem Gefängnis heraus begonnen, wurde aber vergangene Woche entlassen. Zahlreiche Unterstützer schlossen sich ihrer Aktion an. Inzwischen befinden sich nach Parteiangaben 281 inhaftierte HDP-Anhänger im Hungerstreik.