Besorgnis über Ärzte-Entlassungen und Corona-Zahlen in Nicaragua
Im südamerikanischen Land wurden mehrere Ärzte wegen Regierungskritik entlassen. Dies wegen deren Umgang mit der Corona-Krise.
Das Wichtigste in Kürze
- Im südamerikanischen Land wurden mehrere Ärzte wegen Regierungskritik entlassen.
- Diese hat bisher kaum Anti-Corona-Massnahmen erlassen.
In Nicaragua sind Berichten zufolge mehrere Ärzte wegen Kritik am Umgang der Regierung mit der Corona-Krise entlassen worden. Die Regionalvertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte drückte am Dienstag Besorgnis darüber aus.
Nicaraguanische Medien hatten berichtet, dass das Gesundheitsministerium des mittelamerikanischen Landes mindestens fünf Ärzte, die in Krankenhäusern gearbeitet hatten, entlassen habe.
Regierung hat praktisch keine Corona-Massnahmen eingeführt
Die autoritäre Regierung von Präsident Daniel Ortega und seiner Vizepräsidentin und Ehefrau, Rosario Murillo, hat bisher praktisch keine Anti-Corona-Massnahmen eingeführt. Sie hat im Gegenteil Massenveranstaltungen gefördert und organisiert. Nach offiziellen Zahlen hat es in Nicaragua bisher 1464 Corona-Infektionen und 55 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung gegeben.
Die Opposition zweifelt den Wahrheitsgehalt dieser Statistik jedoch an. Eine unabhängige Gruppe registrierte bis zum 3. Juni mehr als 5000 Infektionen und 1114 Todesfälle.
In den wenigen von der Regierung unabhängigen Medien gibt es Berichte über zahlreiche Todesfälle. Diese werden «atypischen Lungenentzündungen» zugeschrieben, sowie über heimliche, sogenannte Express-Beerdigungen.
Corona grassiert wohl unter hohen Funktionären
Es häuften sich zuletzt ausserdem Berichte über Covid-Erkrankungen unter hochrangigen Funktionären. Die Regierung bestätigte vor wenigen Tagen mehrere Todesfälle von ihr nahe stehenden Personen.
Darunter des Chefs der staatlichen Telekommunikationsbehörde und des Bürgermeisters der Stadt Masaya, Orlando Noguera. Letzterem wurde eine prominente Rolle bei der brutalen Unterdrückung von Demonstrationen seit April 2018 mit mehr als 300 Toten vorgeworfen. Zu den Todesursachen machte die Regierung jedoch keine Angaben.