Beunruhigung über neue Coronavirus-Infektionsherde in China, Südkorea und Iran
Neue Infektionsherde in China, eine deutliche Zunahme der Ansteckungen in Südkorea und neue Fälle im Iran, in Israel und im Libanon - bei der Epidemie des neuartigen Coronavirus zeichnet sich weiter keine Entspannung ab. In China wurden am Freitag unter anderem hunderte Infektionen in Gefängnissen gemeldet.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch frühere «Diamond Princess»-Passagiere tragen Erreger weiter.
In Südkorea breitete sich der Erreger ausgehend von einer Sekte in der Metropole Daegu weiter aus.
Die chinesischen Behörden räumten ein, dass es in mehreren Gefägnissen mehr als 500 Infizierte gebe. 230 Infektionen wurden allein im Frauengefängnis in Wuhan, dem Epizentrum der Epidemie, registriert. Ausser in der Provinz Hubei gab es auch in den östlichen Provinzen Shandong und Zhejiang Gefängnisse mit Coronavirus-Fällen. Mehrere Vertreter der Justizvollzugsbehörden wurden daher entlassen. Zudem traten im Pekinger Fuxing-Krankenhaus gehäuft Neuinfektionen auf.
Chinas Staatschef Xi Jinping sagte am Freitag bei einer Politbüro-Sitzung, der Höhepunkt der Epidemie sei «noch nicht gekommen», die Lage in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei sei weiterhin «düster und kompliziert». WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus mahnte, wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht «hart» gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem «schwerwiegenden Problem» stehen.
Der Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19 war im Dezember in China erstmals bei Menschen festgestellt worden. In Festlandchina steckten sich nach Behördenangaben bislang rund 75.000 Menschen mit dem Virus an, mehr als 2200 von ihnen starben. In etwa 25 weiteren Ländern, darunter Deutschland, wurden insgesamt rund 1100 Infektionen nachgewiesen, 13 Infizierte starben.
Südkorea ist das Land mit den meisten Fällen ausserhalb Chinas: Bei 204 Menschen wurde hier das Virus nachgewiesen. Mehr als 120 von ihnen gehören der Shincheonji Church of Jesus an.
Die Verbreitung des Virus in der christlichen Sekte ging nach Behördenangaben von einer 61-jährigen Anhängerin aus, die Virustests zunächst verweigert hatte und weiter zu Gottesdiensten gegangen war. Die Shincheonji-Gemeinschaft schloss wegen des Virus landesweit ihre Einrichtungen.
Menschen, die die selben Gottesdienste wie die 61-Jährige besucht hatten, wurden zur freiwilligen Quarantäne aufgefordert. An die 2,5 Millionen Einwohner von Daegu appellierten die Behörden, möglichst zu Hause zu bleiben. Am Freitag blieben viele Geschäfte geschlossen, die meisten Menschen auf der Strasse trugen Schutzmasken.
Auch von dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» könnte sich das Virus weiter ausbreiten. Nachdem am Mittwoch rund 500 Passagiere das Schiff in Japan nach zweiwöchiger Quarantäne verlassen durften, erwiesen sich mehrere der ursprünglich negativ getesteten Ex-Passagiere als infiziert.
In Australien wurden nach Behördenangaben zwei frühere Passagiere nach ihrer Heimkehr positiv auf das Virus getestet. Auch bei Israels erstem Infektionsfall handelt es sich um eine frühere Passagierin der «Diamond Princess».
Im Iran stieg die Zahl der Infizierten auf 18 - vier von ihnen starben. In den meisten Fällen handele es sich entweder um Menschen aus der Stadt Kom oder solchen, die in den vergangenen Tagen oder Wochen dort waren, erläuterte das iranische Gesundheitsministerium. Kom ist sowohl ein Zentrum für islamische Studien als auch ein beliebtes Touristenziel. Auch die erste Coronavirus-Patientin im Libanon hatte sich laut Gesundheitsministerium zuvor in Kom aufgehalten.
Aus Wuhan wurden am Freitag 15 weitere Deutsche heimgeflogen. Nach ihrer Landung in Stuttgart sollten sie medizinisch untersucht und dann isoliert in einem Hotel in Kirchheim unter Teck in der Nähe von Stuttgart untergebracht werden, wie das baden-württembergische Sozialministerium mitteilte. In den vergangenen Wochen hatte Deutschland bereits 120 seiner Bürger aus Wuhan heimgeholt.
Ein Impfstoff gegen das Virus könnte laut chinesischen Behörden ab Ende April am Menschen getestet werden. Laut WHO dürften Impfungen in grossem Umfang aber frühestens in einem Jahr möglich sein.