Brasilien: Kirche kritisiert versuchte Vereinnahmung im Wahlkampf
Die katholische Kirche in Brasilien will sich nicht für den Wahlkampf vor der Stichwahl um das Präsidentenamt am 30. Oktober instrumentalisieren lassen. «Religiöse Anlässe dürfen von Kandidaten nicht genutzt werden, damit sie ihre Vorschläge präsentieren», hiess es in einer Mitteilung der brasilianischen Bischofskonferenz am Dienstag. Durch «religiöse Manipulation» würden die Werte des Evangeliums herabgemindert und so werde von den wirklichen Problemen in Brasilien abgelenkt. Bestimmte Kandidaten oder Situationen wurden in der Mitteilung nicht genannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro, zu dessen Wählerbasis die Evangelikalen gehören, hatte am Wochenende allerdings am «Cirio de Nazaré» in Belém teilgenommen, mit zwei Millionen Menschen eine der grössten religiösen Prozessionen der Welt.
Am 30. Oktober kommt es zur Stichwahl zwischen Bolsonaro und dem linken Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der sich im ersten Durchgang knapp durchgesetzt hatte.
Brasilien ist nach wie vor das Land mit den meisten Katholiken weltweit. Aber die aus den USA importierten, häufig erzkonservativen evangelikalen Bewegungen gewinnen immer mehr Einfluss auf Politik und Gesellschaft im grössten Land in Lateinamerika.