Caracas weist Verantwortung für Festnahme von Parlamentschef zurück
Das Wichtigste in Kürze
- Die Regierung Venezuelas will keine Verantwortung für die Festnahme übernehmen.
- Juan Guaidó wurde vom Geheimdienst Venezuelas verhaftet.
Die venezolanische Regierung hat die Verantwortung für die kurzzeitige Festnahme von Parlamentspräsident Juan Guaidó von sich gewiesen. Kommunikationsminister Jorge Rodríguez erklärte am Sonntag, Mitarbeiter des Geheimdienstes Sebin hätten eigenmächtig gehandelt.
Der Regierung zufolge wurden vier Sebin-Agenten ihrer Posten enthoben. Gegen sie wurden demnach Disziplinarverfahren eingeleitet. Guaidó sagte daraufhin, sollten die Aussagen des Kommunikationsministers stimmen, dann zeige dies, dass Präsident Nicolás Maduro keine Kontrolle mehr über die Sicherheitskräfte des Landes habe. Das sei ein «sehr schwerwiegendes Problem».
Der Präsident des von der Opposition dominierten Parlaments war zuvor auf dem Weg zu einer Veranstaltung auf einer Autobahn von bewaffneten und vermummten Geheimdienstagenten gestoppt worden. Er kam rund eine Stunde später frei. Guaidó hatte am Freitag zu Massenprotesten gegen die zweite Amtszeit des Linksnationalisten Maduro aufgerufen.
US-Aussenminister Mike Pompeo verurteilte am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter die «willkürliche» Festnahme des 35-Jährigen. Die venezolanischen Sicherheitskräfte müssten die Verfassung des Landes und die Rechte der Bürger respektieren.
Maduro hatte am Donnerstag offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Amtlichen Ergebnissen zufolge war er im vergangenen Mai mit 68 Prozent der Stimmen bis 2025 wiedergewählt worden. Der grösste Teil der Opposition hatte die Wahl allerdings boykottiert und erkennt das Ergebnis ebenso wenig an wie die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder.
Dem 56-jährigen Nachfolger des 2013 verstorbenen Hugo Chávez wird vorgeworfen, seit Jahren die Demokratie in Venezuela auszuhebeln. Maduro hat durch eine verfassunggebende Versammlung das Parlament de facto entmachtet. Vorangegangen waren 2017 monatelange Proteste der Opposition, in deren Verlauf 125 Menschen getötet wurden.