Chinas Behörden greifen in Produktion von Corona-Tests und Medikamenten ein
Angesichts rasant steigender Corona-Infektionen und damit einhergehender Knappheit von Arzneimitteln und Tests in China haben staatliche Behörden landesweit in die Medizin-Produktion eingegriffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Logistikverband sieht eher Logistik- als Produktionsprobleme.
AFP-Recherchen und Berichten örtlicher Medien zufolge schalteten sich die Behörden bei mehr als ein Dutzend Pharmafirmen ein, um den Engpässen zu begegnen und die medizinische Versorgung zu sichern.
Mindestens elf von 42 Herstellern von Corona-Testkits hätten einen Teil ihrer Produktion der Regierung übergeben oder Aufträge vom Staat erhalten, berichteten lokale Medien. Wiz Biotech, ein Hersteller von Schnelltests in Xiamen im Süden des Landes, bestätigte AFP am Donnerstag, dass alle von ihm produzierten Kits von der Lokalverwaltung beschlagnahmt würden. In Peking entsandten die Behörden zusätzliches Personal zu sechs Herstellern von Tests, um ihnen bei der «Steigerung der Produktion» zu helfen, wie die Stadtverwaltung auf ihrer Webseite mitteilte.
In ganz China fehlt es Millionen Menschen an medizinischer Grundversorgung. «Meine ganze Familie ist krank, und ich kann keine Medikamente gegen das Fieber kaufen», sagte die in Chengdu lebende Yanyan.
Am Donnerstag meldete ein Dutzend Apotheken einen Mangel an Fiebermedikamenten. «Wir haben seit ein oder zwei Wochen nichts mehr bekommen», sagte ein Apotheker in der nordwestlichen Region Ningxia. Er habe noch ein paar Schmerzmittel übrig, «aber nur sehr wenige».
Unterdessen begannen einige örtliche Behörden mit der Rationierung von Medikamenten. In der Stadt Zhuhai führten die Behörden bereits am Montag in mehr als 500 Apotheken für den Kauf von Fiebermedikamenten eine Ausweisregistrierung ein. Sie erklärten, die Einwohner dürften nur noch sechs Tabletten pro Woche kaufen. Die Stadt Hangzhou im Osten Chinas forderte dazu auf, Medikamente «vernünftig» und entsprechend ihrem Bedarf zu bestellen.
Der Direktor des chinesischen Logistik- und Einkaufverbandes, Zhou Zhicheng, führte den Versorgungsengpass allerdings eher auf logistische Probleme als auf Produktionsschwierigkeiten zurück. Die Industrie und die Informationsbehörden leiteten «Massnahmen ein, um die Produktion zu sichern», aber die Logistik sei noch «weit davon entfernt, reibungslos zu funktionieren, insbesondere die traditionellen Kanäle der Krankenhäuser und Apotheken», sagte er AFP.
Die Volksrepublik hatte in diesem Monat nach landesweiten Protesten überraschend das Ende ihrer umstrittenen Null-Covid-Politik eingeläutet, seither gehen die Infektionszahlen explosionsartig in die Höhe. Wegen des Endes der Testpflicht ist es nach Behördenangaben aber inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich am Mittwoch «sehr besorgt» über die verschärfte Infektionslage in China gezeigt.