Coronavirus in Indien: «Der Peak ist noch nicht erreicht»

Simon Binz
Simon Binz

Indien,

Die Corona-Lage in Indien wird von Tag zu Tag dramatischer – und es dürfte noch schlimmer kommen. Die Ärzte in dem Land erwarten den Peak im Mai.

Indien Frau
Eine Frau wird in Indien künstlich beatmet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise in Indien verschlimmert sich von Tag zu Tag.
  • Ärzte erwarten den Peak im Mai – mit drei bis vier Mal so vielen Patienten.

Indien befindet sich mitten in der Corona-Hölle. Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag und die Nerven der Menschen liegen blank. Vermehrt greifen Angehörige sogar Ärzte und Pfleger an, weil Familienmitglieder an dem Virus gestorben sind. Die meisten fühlen sich im Stich gelassen.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP sagt Nishant Wadhwan: «80 Prozent der Leute sind gestorben, weil sie in den Krankenhäusern keine Hilfe bekommen haben.» Auch Wadhwan selbst musste gerade einen Verwandten beisetzen.

Coronavirus in Indien
Eine Angehörige eines Corona-Patienten streitet mit den Pflegepersonal vor einem Spital in Indien. - Keystone

«Meine Meinung ist, dass wir sie hätten retten können, aber sie wurden nicht behandelt.» Es gebe keine Medikamente, keine Spritzen, kein Sauerstoff, deshalb würden die Menschen in Indien sterben, so Wadhwan.

Ärzte erwarten Peak im Mai

Wie viele Menschen derzeit in Indien tatsächlich an Corona sterben, ist unklar. Die Zahlen sind in den letzten Tagen stark angewachsen. Am Dienstag wurde ein neuer Rekord mit 3647 Corona-Toten gemeldet.

Die Dunkelziffer dürfte jedoch gross sein. Die Spitäler in der Hauptstadt Neu-Delhi sind an ihren Grenzen gekommen. In der Grossstadt Mumbai sieht es laut Berichten ähnlich aus – und es dürfte noch viel schlimmer kommen.

Coronavirus in Indien
Eine Corona-Patientin wird in ein Spital in Indien transportiert. - Keystone

«Der Peak wird erst noch kommen», sagt ein Arzt im indischen TV aus der Stadt Meerut. Der Mediziner rechnet ab Mitte Mai damit, ab dann hätten sie drei oder vier Mal so viele Patientinnen und Patienten. Er schlägt Alarm: «Wir brauchen dringend Sauerstoff. Dringend! Sonst werden hier noch viel mehr Menschen sterben.»

Hilfsgüter aus aller Welt

Hoffnung macht in dem Land die Hilfe aus dem Ausland. Aus Grossbritannien sind schon medizinische Hilfsgüter eingetroffen, die deutsche Bundeswehr wird in den nächsten Tagen Material liefern. Auch die Schweiz hat ihre Hilfe angeboten.

Mehrere Flüge aus den USA werden heute Donnerstag in Indien ankommen. Das Weisse Haus hat dem Land Hilfsgüter im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar versprochen. Diese sollen insbesondere bei der Versorgung von Patienten mit Sauerstoff, der Produktion von Impfstoffen und der Diagnose und Behandlung von Covid-19-Erkrankungen unterstützen.

Coronavirus in Indien
Indien braucht dringend Hilfsgüter. - Keystone

Laut der Regierung in Washington wurde die eigene Bestellung von Produktionsmitteln für das Astrazeneca-Vakzin nach Indien umgeleitet. Dies ermöglicht die Herstellung von mehr als 20 Millionen Dosen der Impfung.

Zudem sollen 1100 wieder auffüllbare Sauerstofftanks und 1700 Sauerstoffkonzentratoren Abhilfe schaffen. Geliefert werden sollen nach Angaben der Regierungszentrale in Washington in den kommenden Tagen auch 15 Millionen N95-Atemschutzmasken für Patienten und medizinisches Personal, eine Million Schnelltests und das Medikament Remdesivir.

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