Coronavirus: So gefährlich ist Bolsonaros Infektion für Brasilien

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Brasilien,

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Die Erkrankung könnte dem Corona-Verharmloser entgegenkommen.

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Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro trägt eine Schutzmaske bei einer Kundgebung seiner Anhänger am 25. Mai. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Brasilien ist das Land mit den zweitmeisten Corona-Fällen und Corona-Toten.
  • Jair Bolsonaro, der das Virus immer verharmlost hat, wurde nun positiv getestet.
  • Brasiliens Präsident könnte von der Krankheit sogar politisch profitieren.

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Jair Bolsonaro mit dem Coronavirus infiziert. Schon immer hat Brasiliens Präsident das Virus verharmlost, es stets als «leichte Grippe» charakterisiert.

Zudem wetterte er ständig gegen die von einzelnen Gouverneuren verhängten Einschränkungen und Massnahmen. Diese würden lediglich wirtschaftlichen Schaden anrichten. Immer wieder trat er in der Öffentlichkeit demonstrativ ohne Maske auf, schüttelte Hände von Anhängern oder fasste sich ins Gesicht.

Gleichzeitig schnellten die Zahlen der Infektionen mit dem Coronavirus und der Corona-Toten in die Höhe. Bis am gestrigen Dienstagabend verzeichnete Brasilien rund 1'675'000 Infektionen. Knapp 67'000 Menschen verstarben bisher im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer bis zu 15 Mal so hoch ist.

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Eine Aktivistin der Frauenbewegung hält in Brasilia ein Schild mit der Aufschrift «Genozid, 60 Tausend Tote, Bolsonaro raus» während eines Protests gegen die Politik der Regierung während der Coronavirus Pandemie und der anhaltenden Brutalität der Polizei. - dpa

Leichter Krankheitsverlauf dürfte Bolsonaros Ansichten bestätigen

Doch weder davon noch von der eigenen Infektion scheint sich Bolsonaro in seinem Corona-Kurs beirren zu lassen. Dementsprechend locker trat er nach dem Corona-Testresultat vor die Mikrofone. Er entfernte die Schutzmaske, trat ein paar Schritte zurück und sagte grinsend: «Schaut mein Gesicht an, es geht mir gut.»

Brasiliens Präsident dürfte nicht nur wegen der eigenen Gesundheit auf einen leichten Krankheitsverlauf hoffen. Denn bei einem leichten Verlauf würde er seine Ansichten zum Coronavirus und politischen Kurs bestätigt sehen. Dann ist aber zu befürchten, dass künftig viele Brasilianer die Gefahr des Virus ebenfalls nicht ernst nehmen werden. Das wiederum würde die Lage im Land weiter verschärfen.

Und es könnte mehr Menschen dazu bewegen, das Anti-Malaria-Medikament Hydroxychloroquin einzunehmen. Dieses ist höchst umstritten, viele Spezialisten raten bei der Corona-Behandlung wegen den schweren Nebenwirkungen davon ab.

Doch Bolsonaro habe nach eigener Aussage am Montag damit begonnen, das Medikament einzunehmen. Wie es schon US-Präsident Trump vor einigen Wochen tat. Sein Zustand habe sich verbessert, seit er das Mittel nehme, so der Brasilianer.

Gleicher Effekt wie bei Boris Johnson?

Die Auswirkungen eines schweren Krankheitsverlaufs mit Spitalaufenthalt sind schwieriger einzuschätzen. Vielleicht würde es ihn bezüglich seiner Corona-Politik zum Umdenken bewegen. Wie es etwa beim britischen Premier Boris Johnson der Fall war, der das Coronavirus zuvor auch verharmlost hatte.

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Jair Bolsonaro (l), Präsident von Brasilien, winkt am 31. Mai den vor dem Präsidentenpalast in Brasilia versammelten Anhängern zu. - dpa

Doch ob dies den sturen Populisten wirklich zu einer Kursänderung bewegen würde, gilt es zu bezweifeln. Es würde seine Popularität unter den Bolsonaro-Anhängern wohl nur noch steigern.

Infektion mit Coronavirus lenkt von Söhnen ab

So oder so lenkt seine Infektion mit dem Coronavirus von wichtigeren Themen ab. Nämlich etwa von den zum Teil vollen Intensivstationen und von den Ermittlungen der Justiz gegen die Familie Bolsonaro.

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Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, zeigt mit dem Daumen nach oben. - dpa

Einer seiner Söhne soll in einen Korruptionsskandal während seiner Zeit als Abgeordneter in Rio de Janeiro verwickelt sein. Zudem werden ihm Verbindungen zu rechtsgerichteten Milizen in Rio vorgeworfen. Einem anderen Sohn werden enge Kontakte zu Bolsonaro-Anhängern nachgesagt, die im Zentrum von Ermittlungen wegen der Verbreitung von Fake-News stehen.

Die Erkrankung Bolsonaros lenkt den Fokus der Medien wieder klar auf den Präsidenten selbst. Und Brasiliens Staatsoberhaupt wird alles daran tun, seine Corona-Infektion politisch auszunutzen.

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