Ecowas hebt nach Putsch verhängte Sanktionen gegen den Niger auf

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Nigeria,

Bei einem Treffen in Abuja beschliesst die Ecowas aus humanitären Gründen eine Lockerung der Sanktionen gegen den von Putschisten geführten Niger.

Togos Präsident Faure Gnassingbé Eyadéma, Mitte, vor dem Beginn des ECOWAS-Treffens in Abuja, Nigeria, am Samstag, 24. Februar 2024. - keystone

Knapp sieben Monate nach dem Putsch im Niger hat die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas die meisten ihrer Sanktionen gegen das Land wieder aufgehoben. Die Wirtschafts-, Handels- und Reisesanktionen gegen das Binnenland würden mit sofortiger Wirkung beendet, sagte Ecowas-Kommissionspräsident Omar Alieu Touray am Samstag im Anschluss an einen ausserordentlichen Gipfel der Gruppe in Nigerias Hauptstadt Abuja. «Die Staats- und Regierungschefs haben es aus rein humanitären Gründen für wichtig und notwendig erachtet, die Sanktionen aufzuheben», sagte Touray. «Ecowas hält an seiner Nulltoleranz gegenüber verfassungswidrigen Regierungswechseln fest.»

Die politischen und individuellen Sanktionen gegen den Niger sowie die anderen nach Putschen vom Militär regierten Mitgliedsstaaten Mali, Burkina Faso und Guinea blieben erhalten, sagte Touray. Die Staaten bleiben damit von den Ecowas-Institutionen suspendiert. Die nun aufgehobenen Sanktionen gegen den Niger umfassten die Grenzschliessung zu den Mitgliedsländern, die Sperre des Bankverkehrs, ein Überflugverbot für nigrische Flugzeuge und das Einfrieren nigrischer Bankguthaben.

Putsch löste schwere diplomatische Krise in der Region aus

Nigeria hatte zudem die Stromversorgung in den Niger gekappt, von der das benachbarte Binnenland zum grössten Teil abhängig war. Die Handelssanktionen hatten schwere Auswirkungen auf die rund 27 Millionen Einwohner des Nigers, einem der ärmsten Staaten weltweit.

Im Niger hatte Ende Juli 2023 das Militär unter der Führung des Ex-Präsidialgarden-Chefs Abdourahamane Tiani den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum entmachtet. Der Umsturz löste eine schwere diplomatische Krise in der Region aus.

Ecowas hatte unter dem Vorsitz von Nigerias Präsident Bola Ahmed Tinubu sogar eine militärische Intervention zur Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung im Land beschlossen, die allerdings nie zustande kam. Diplomatische Bemühungen scheiterten immer wieder. Ende Januar verkündeten der Niger, Mali und Burkina Faso ihren Austritt aus der Staatengemeinschaft, der laut Satzung zum Ende Januar 2025 gültig wird.

Kommentare

User #1760 (nicht angemeldet)

Die ehemalige französische Kolonie ist seit 1960 unabhängig und ist die Heimat einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen. Seit der Unabhängigkeit wurden sieben verschiedene Verfassungen verabschiedet und vier Militärdiktaturen installiert, auch seit dem Militärputsch 2023 herrscht wieder eine Militärdiktatur. Nach Berichten von Human Rights Watch töteten oder verschleppten nigrische Sicherheitskräfte allein in den Jahren 2019 und 2020 mehr als 150 Menschen. Der nationalen Menschenrechtskommission ist das zwangsweise Verschwinden von 102 dieser Menschen bekannt, die Leichen von 71 Betroffenen wurden inzwischen in Massengräbern entdeckt. Die 2010 durch Referendum gebilligte Verfassung ist nach dem Vorbild Frankreichs als semi-präsidentielles Regierungssystem mit Direktwahl des Präsidenten (alle 5 Jahre) gestaltet. Dieser ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte und mit weitgehenden Befugnissen ausgestattet. Er ernennt und entlässt die Regierung unter Vorsitz eines Premierministers. Die Amtszeit ist auf 2 Perioden begrenzt. Bei den Präsidentschaftswahlen am 21. Februar 2020 wurde der Kandidat der Regierungspartei, Mohamed Bazoum, mit knapp 56 % der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Auf den ehemaligen Präsidenten Mahamane Ousmane entfielen rund 44 % der Wähler. Es war der erste demokratische Machtwechsel in dem Land. Bazoum gilt als Gefolgsmann seines Vorgängers und steht damit eher für Kontinuität und nicht für einen wirklichen Machtwechsel.

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